Mit Kindern auf dem Fahrrad einmal um den Bodensee

Nach unserer ersten großen Radtour vor zwei Jahren auf dem Isarradweg haben wir uns diesmal den Bodensee vorgenommen.

Ausrüstung

Ich nutze immer noch das Vaude-Karakorum-Radtaschenset, meine Frau dieses günstigere Set. Die Kinder schleppen noch immer kein Gepäck. Die Tochter fährt ihr altes Cube Kid 200, der Sohn hat mittlerweile ein größeres Cube Kid 240, wir Erwachsenen fahren unsere normalen Stadträder (Diamant) mit sieben und 21 Gängen.

Für das Smartphone nutze ich manchmal so eine Armhalterung, die ich auch zum Joggen einsetze. Damit ist das iPhone näher am Ohr und man kann der Navigationsansage besser folgen.

Planung und Navigation

Der bikeline-Fahrradguide hat sich schon beim Isarradweg bewährt, also nutzen wir den auch für den Bodensee. In dem Guide ist ein Code enthalten mit dem man sich die Tour auch als GPS-Track runterladen kann.

Zur genaueren Planung nutze ich zum ersten mal komoot. Dort kann man den Track importieren und danach noch eigene Wegpunkte hinzufügen. Das sieht dann so aus.

Wenn man als Wegpunkt ein Hotel oder eine Pension hinzufügt erkennt komoot das dann auch als Zwischenstopp und man kann so die einzelnen Etappen ganz gut planen.

Was schlecht ist an komoot: kennt das System die Adresse nicht als Übernachtungsmöglichkeit, (was z.B. bei privaten airbnb-Unterkünften vorkommt) dann wird der Punkt nicht als Zwischenstopp erkannt und man kann den Punkt auch nicht nachträglich umbenennen oder als Unterkunft markieren. Das ärgert seit 2016 auch zahlreiche andere komoot-Nutzer.

Was mit komoot sehr gut funktioniert: die Navigation mit Sprachausgabe. Wenn man das Smartphone z.B. am Arm anbringt, braucht man noch nicht mal Kopfhörer. Speziell für die Bodenseetour ist das jetzt aber nicht unbedingt nötig, weil alles wirklich idiotensicher ausgeschildert ist.

Unterkünfte

Die ganze Region ist natürlich eine beliebte Urlaubsregion und entsprechend schwer und teuer ist es während der Sommerferien Unterkünfte zu finden. Es gibt einige Jugendherbergen, aber die sind, als wir an Pfingsten recherchieren, schon alle ausgebucht. Am Ende finden wir dann über airbnb, booking.com und Google doch noch für jede Etappe was. Wenn auch nicht unbedingt günstig.

In Konstanz schlafen wir bei Yves (nett), in Überlingen im Zähringer Hof (die Tapete!), in Friedrichshafen im Hacienda (bisschen weit weg vom See), in Bregenz im JUFA Hotel (zu teuer) und in Egnach bei Silke (beschde!)

Die Tour

Zuerst mal muss man sich entscheiden, wie rum man um den See fährt. Für mich ist das eigentlich ziemlich eindeutig, etwas anderes als Uhrzeigersinn ist nicht vorstellbar. Die vielen anderen Menschen, die uns entgegenkommen, sehen das aber anscheinend nicht so eindeutig (und es kommen einige entgegen, bzw. überholen uns. Der Bodenseeradweg ist deutlich frequentierter als der Isarradweg)

Wir lassen den kompletten Untersee weg, das zweite Hasenohr am nördlichen Ende nehmen wir aber mit. Das ist die Strecke von Konstanz bis Überlingen oder Meersburg.

Von München aus fahren wir mit dem Zug nach Friedrichshafen. Da kann man dann theoretisch gleich losfahren. Da wir aber das Ende der Tour in der Schweiz bei einer Freundin verbringen wollen, setzen wir erst noch mit dem Schiff nach Konstanz über und starten dort.

Unsere einzelnen Etappenlängen liegen zwischen 30 und 50 Kilometern. Dafür brauchen wir immer 2-3 Stunden reine Fahrzeit, mit Pausen sind wir jeden Tag gute 6 Stunden unterwegs.

Am Ende haben wir insgesamt 190 Kilometer in 5 Tagen zurückgelegt.

Im Vergleich zum Isarradweg vor zwei Jahren schaffen die Kinder mittlerweile ein paar Kilometer mehr am Tag. Es gibt eigentlich kein Meckern und gleich am ersten Tag sind wir Eltern noch fertiger als die Kinder am Abend.

Da es genug Orte um den See gibt, ist es bestimmt auch möglich kürzere Etappen einzulegen.

Auf der ganzen Tour gibt es keine nennenswerte Steigungen. Ausnahme: Konstanz – Überlingen. Und die hat es in sich. Da muss man mit Gepäck ordentlich schwitzen. Ist dann aber auch schön, wenn man es geschafft hat.

Die Bodenseetour hat, gerade wenn man vielleicht noch nicht so ganz sicher ist, ob die Kinder das schon schaffen, den Vorteil, dass man eigentlich in jedem größeren Ort in den Zug oder auf ein Schiff steigen kann um Strecke abzukürzen. Außerdem kann man auch überall problemlos zur Abkühlung in den See springen (mit Ausnahme von Friedrichshafen, s.u.). Das ist gerade bei den hohen Sommertemparaturen super.

Tagebuch

Im folgenden kommen jetzt noch meine Instagram-Tagebuch-Einträge mit Bildern von den Tagesetappen (minimal überarbeitet).

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Tag 1

Es geht von Konstanz nach Überlingen. Das ist zum Einstieg gleich das härteste Stück. 50 Kilometer und v.a. 560 Höhenmeter. Und dazu dann noch fast nur durchs Hinterland, ohne Seeblick. Wir sind eigentlich nur mit Strampeln und Schwitzen beschäftigt. Deshalb keine Bilder von der Strecke.

Als wir in Überlingen ankommen wird schnell klar, was der Vorteil einer Radtour rund um einen See ist: man kann durchgeschwitzt unverzüglich in den See springen. Machen wir.

Das Hotel am Platz ist eher oldschoolig inhabergeführt. Der Sohn fragt nach WLAN. Ich sage ihm, so oldschoolig wie das hier ist, gibt’s bestimmt kein WLAN. Er fragt ob oldschoolig ist, wenn die Hotelinhaberin ein Kleid mit dem Blümchenmuster unserer Hotelzimmertapete trägt. Er versteht schnell.

Insgesamt ist hier sehr mediterranes Ambiente. Bis die Einheimischen den Mund aufmachen. Dann merkt man: auch nur Schwaben.

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Tag 2

Überlingen nach Friedrichshafen, 35 Kilometer, alles flach. Ein Katzensprüngle, wie der Bodenseeschwabe sagt.

Kurz nach Überlingen kommt schon Unteruhldingen. Und wer Unteruhldingen sagt, sagt auch: Pfahlbauten. Wie es war, damals in der Steinzeit, oder zumindest wie es sich Archäologen vorstellen, das es war. Weil so ganz genau weiß man es nicht. Gab noch kein Instagram. Das Museum lohnt sich jedenfalls. Ist alles schön gemacht.

Danach geht es weiter nach Meersburg. Durch die Fußgängerzone von Meersburg muss man laut Verkehrsschild Schritttempo fahren. Wir nehmen noch mehr Rücksicht auf die größte Touristengruppe vor Ort und fahren sogar angepasstes Herzschrittmachertempo.

Apropos Herzschrittmacher: Der Bodenseeradweg ist auch so eine Art Mehrgenerationenhaus. Nur auf Rädern und mit Strandbad. Hier treffen Kinder, Eltern und Senioren (#ebike) aufeinander. Und manchmal fährt sogar ein Jugendlicher mit Cloud-Rap in der Boombox vorbei (ok, der ist nur auf dem Weg zum nächsten Strand).

Der Weg nach Friedrichshafen ist dann jedenfalls nicht mehr ganz so naturnah, wie am 1. Tag und führt größtenteils parallel zur Straße. Wir machen zwischendurch Halt im Halteverbot. Merkt keiner.

In Friedrichshafen wollen wir dann gleich wieder ins Wasser. Das Südufer ist aber komplett veralgt, an der zentralen Promenade sieht es besser aus und es ist auch total leer im Wasser. Seltsam. Könnte am großen Abflussrohr liegen, welches wir zum Glück noch rechtzeitig entdecken. Wer plant so was? 0 Badepunkte FN.

Bevor die Stimmung ganz kippt, rettet uns der Asien Imbiss C&N („gut, schnell, günstig“) mit seinem frittierten Spezialitäten 23, 45 und 2×52. Morgen gehts nach Bregenz.

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Tag 3

Friedrichshafen nach Bregenz, 36 Kilometer, alles flach.

Los geht es mit 1 Sohn, der auf Schotter Freihändigfahren übt und 1 Vater, der ihn dabei filmt. Unvernunft und Unvernunft hebt sich bekanntlich gegenseitig auf.

Kurz nach Langenargen überqueren wir den Fluss „Argen“ über eine der ersten Drahtseilhängebrücken Deutschlands. Der Typ, der die gebaut hat war später Berater bei der Golden Gate Bridge. Beim historisch andächtigen Überqueren folgender Gedankengang:

Angenommen jeder Bodenseeradwegtourist wirft bei Nutzung der Brücke ein bisschen Kleingeld in den Fluss. Dann könnte der Bürgermeister von Langenargen einmal im Jahr sagen: „Hui, da liegt aber einiges im Argen!“ (das falsche Geschlecht DER Argen würde man ihm verzeihen, weil er eh Schwabe ist und man grammatikalisch nicht viel erwartet) Und mit dem Geld wird dann das Dorffest bezahlt. Eine runde Sache. Ende Gedankengang.

In Kressbronn machen wir Mittag am See. Zur Sicherheit (vgl. Tag 2) wird dort auch gleich mal ins Wasser gerannt. Eine Helikoptermutter mit Strohhut sitzt im Klappstuhl direkt am Wasser und passt auf unsere Kinder mit auf.

Zwischendurch nochmal Rast und Gelegenheit unsere ausgeklügelte Packstrategie zu erläutern. Das geht so: Beide Eltern schleppen ein 3er-Satteltaschen-Set. Da wird alles irgendwie reingestopft. Was nicht reinpasst wird außen mit Packriemen drangehängt. Was abfällt wird zurückgelassen.

Lindau überzeugt mit Altstadt, Eisdiele und einer Game-of-Thronesquen Hafeneinfahrt.

In Bregenz springen dann alle noch mal in den See. Die Kinder sogar von der 3-Meter-Kaimauer (ich, aus medizinischen Gründen, nicht)

Morgen dann die Schweiz. Nochmal schnell den Dispo checken!

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Tag 4

Von Bregenz (A) nach Egnach (CH), 47 Kilometer, alles flach.

Unweit von Bregenz überqueren wir die Ach. Kurz danach in einem österreichischen Vorgarten nochmal: Ach! ALF! Mit einer Motorsäge überlebensgroß aus Holz gezimmert. Vielleicht ist Österreich doch noch nicht ganz verloren.

Ein paar Straßen weiter hat der nächste Motorsägenkünstler einen imposanten Begrüßungsfinger vor die Haustür gestellt.?

Dann geht es über die sehr grüne Grenze in die Schweiz.

Mittagspause wird dort am See gemacht. Schön idyllisch. In der Einflugschneise vom Flughafen „St. Gallen – Altenrhein“

Die Schweiz ist extrem teuer, man zahlt hier alles mit Goldbarren. Das ist bekannt. Wir haben zum Glück noch ein paar Restgoldbarren vom letzten Besuch, kaufen uns im „Badi Speck“ 4 Oreoeis und geben großzügig Trinkgold.

Anschließend fahren wir fehlerfrei durch Rorschach. Test bestanden.

Kurz vor Arbon ziehen Wolken auf und wir retten uns pünktlich mit dem Regenschauer ins behagliche Zuhause von @maedchen74. Sie bläst die Gästeluftmatratze für uns auf. Morgen: Day off.

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Tag 5

Von Egnach (CH) nach Egnach (CH), 0 Kilometer, 122387 Kalorien.

Zwei Programmpunkte:

1) Besuch in der Schokoladenfabrik. Da gibt es direkt von der Produktionsstrasse ein Förderband, mit dem werden die fertigen „Minörlis“ nach oben zu den Besuchern befördert. Zugriff unbegrenzt!

Ich hab es kurz durchgerechnet: Fabrikeintritt für die ganze Familie: 34 CHF. Eine Pizza Margherita kostet im Lokal knapp 22 CHF. D.h. man kann in der Schokoladenfabrik dreimal mit der Familie Mittag essen zum Preis von einem Restaurantbesuch.

Die Hose vom Sohn hängt am Ende bis in die Knie, weil alles voll mit „Minörlis“ ist und er wird kurz nervös, als ich Taschenkontrollen am Ausgang andeute.

2) Baden im See. Diesmal mit Luftmatratze. Das Wasser auf schweizer Seite ist deutlich wärmer, weil die Gemeinden so reich sind, dass sie den See mit riesigen Tauchsiedern (rechts im Bild) auf Badewannentemperatur erwärmen können.

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Tag 6

Von Egnach nach Konstanz (zurück zum Ausgangspunkt), 25 Kilometer, alles flach.

Plötzlich Herbst. Nix wie heim.

10 Gedanken zu „Mit Kindern auf dem Fahrrad einmal um den Bodensee“

  1. Bin und bleibe Dein Fan. Tolle Texte – unkompliziert, schnörkellos, mal ein Augenzwinkern…, echt.
    Gibt’s auch mal ein Buch von Dir? Ich würd’s auch verlegen?.

    Antworten
  2. Nach unserer ersten größeren Tour auf dem Isarradweg und der Umrundung des Bodensees, radelten wir dieses Jahr wieder am Wasser entlang. Allerdings an sehr salzhaltigem Wasser. Die Nordsee war unser Ziel. Es ging von Hamburg bis hoch nach Sylt.

    Ich hab zu den einzelnen Etappen schon während der Reise kleine Fotoblogposts gemacht. Im Folgenden fasse ich das ganze noch mal ein bisschen zusammen und gebe ein paar Tipps.

    Ausrüstung

    Wir fahren relativ durchschnittliche Fahrräder. Meine Frau, ganz neu, ein Pegasus Piazza 21 mit einem zusätzliche Korb vorne dran, der Sohn ein Cube Kid 240 mit 21 Gängen (gibts so mittlerweile glaub nicht mehr), die Tochter seit neuestem ein 24“ Rad von Triumph (mit zusätzlichem Gepäckträger) und Ich seit Jahren schon ein Diamant (Opal) mit Riemenantrieb und 7-Gang-Nabenschaltung. Auf den Rädern der Erwachsenen verrichten die Satteltaschen von Vaude und outlife 3 ihren Dienst zur vollen Zufriedenheit. Für die nächste Tour sind auf jeden Fall für die die Kinder eigene Satteltaschen geplant.

    Zusätzlich haben wir für die Gepäcktaschen noch Regenschutzüberzieher und jedes Familienmitglied hat ein Regenschutzset, bestehend aus Hose und Jacke/Poncho.

    Die beste Neuanschaffung für diese Tour war diese Handyhalterung für das iPhone7 und diese kleine Tasche, in der man perfekt die Powerbank für das Handy unterbringen kann. Bei der letzten Tour hat mich komoot noch per Kopfhörer navigiert. Das geht ganz ok, aber mit der Handyhalterung hat man ein perfektes Navi, wie man es auch aus dem Auto gewohnt ist. Das macht v.a. das Navigieren in großen Städten, wo es als radelnde Familie eh schon superstressig ist, wesentlich einfacher.

    Rad und Bahn

    Bis nach Hamburg fuhren wir mit dem ICE. Radplätze in ICEs sind noch recht selten. Nicht jeder ICE hat sie und wenn, dann ist meistens nur Platz für acht Fahrräder. Wir haben ungefähr fünf Monate vor Tourbeginn gebucht und haben schon da nur noch den allerfrühesten ICE, der um 6 Uhr in München losfährt, bekommen. Zu dem gesamten Buchungsvorgang hab ich mich hier schon mal länger aufgeregt.

    Fazit: Man muss wirklich superfrüh dran sein um für vier Fahrräder im Fernverkehr noch eine gute Verbindung zu finden. Und am besten macht man das am Bahnschalter. Dann spart man sich nämlich diese ganze Aufregung, weil die Bahnmenschen mit ihrem Buchungstool schon früher sehen können, ob noch Radplätze frei sind. Wenn man dann mal reservierte Plätze hat, ist die Radmitnahme im Fernverkehr recht entspannt und komfortabel.

    Während der Radtour haben wir wetterbedingt zweimal eine Etappe mit der Regionalbahn bewältigt. Da ist es schon immer noch stressig zu viert. auf dem Bahnsteig manövrieren, das freie Fahrradabteil finden, Gepäck runter, Gepäck rein, Fahrräder rein. Man bekommt aber nach einer Weile eine gewissen Routine.

    Das Vorankommen am Bahnsteig/Bahnhof mit teilweise defekten oder sehr kleinen Aufzügen und die Anfahrt zum Bahnhof (v.a. in München) sind noch weitere Themen über die man länger bloggen könnte.

    Der Bahnhof ist allgemein ein Ort, an dem die Menschen meistens sehr zügig, gehetzt und genervt unterwegs sind. Mit vier, teilweise vollbepackten Rädern wird es da nicht einfacher. Hab aber gelernt: mit tief durchatmen, bewusst langsamem und zurückhaltendem Handeln und stetem Augenrollen bekommt man eigentlich alle Hindernisse gemeistert und kommt am Ende am Ziel an.

    Insgesamt ist beim Thema Radmitnahme in der Bahn aber noch deutlich Luft nach oben.

    Routenplanung

    Den bikeline-Guide für den Nordseeküstenradweg 3 haben wir aus der Bibliothek ausgeliehen. Damit hat man dann Zugriff auf die GPX-Dateien der Tour. Die hab ich in komoot importiert und dann noch auf unsere Bedürfnisse angepasst. Der Nordseeküstenradweg ist unterwegs manchmal auch ausgeschildert, insgesamt aber eher spärlich.

    Unterkunft/Jugendherbergen

    Das Problem bei Fahrradtouren ist ja immer, dass man meistens nur 1-2 Nächte bleibt. Ferienwohnungen fallen da meistens schon raus, da man die immer eine ganze Woche buchen muss. Hotelzimmer sind zu viert auf Dauer meistens recht teuer, weil man als Familie oft zwei Zimmer nehmen muss und Familienzimmer noch nicht so verbreitet sind. Bei airbnb haben wir dieses mal auch nichts direkt am Weg gefunden. Deshalb buchten wir ziemlich oft Jugendherbergen. Das Jugendherbergsnetz ist an der Küste ziemlich gut ausgebaut. Man findet eigentlich alle 30-40 Kilometer eine Übernachtungsmöglichkeit.

    Die Vorteile bei Jugendherbergen:

    Vierbett-Familienzimmer
    Waschmöglichkeiten
    zubuchbare Lunchpakete/Abendessen
    im Vergleich zu zwei Hotelzimmern günstiger
    oft liegen sie auch zentral und/oder idyllisch
    Die Nachteile:

    oft noch 80er-Kasernenkrankenhauscharme
    sanitäre Einrichtungen oft noch gemeinschaftlich genutzt
    Stockbetten
    die B-Jugend aus Hinterwieselhaaring, die ein Wochenendturnier in der Stadt hat und im Nachbarzimmer „schläft“
    Ich find Jugendherbergen insgesamt eine gute Sache, ein bisschen was könnten die aber komforttechnisch schon noch nach oben drehen (zumindest in einigen, die wir beschlafen haben).

    Wetter

    Wetter ist bei Radtouren natürlich immer ein Thema. Regen ist doof. Das Seewetter an der Nordsee empfand ich als sehr launisch und wechselhaft. Regenschauer kommen und gehen oft sehr schnell und anschließend ist wieder bestes Sonnenscheinwetter. Wind ist auch ein Thema. Ich hab bei diesem Urlaub zum ersten mal in der Wetter-App auf die Windvorhersage geschaut. Küsten-Gegenwind kann mit dem Rad schon ziemlich hart sein. Mithilfe von Wetter-Apps, Regenradar und der Option auch mal eine Strecke mit der Regionalbahn zu machen, haben wir es aber ziemlich gut geschafft kaum nass zu werden.

    Etappen

    Insgesamt sind wir knapp 300 Kilometer gefahren. Als optimale Tagesetappenlänge hat sich bei den letzten Radtouren so ca. 30-40 Kilometer herausgestellt. Wenn wir schnell durchfahren, schaffen wir die in 2,5-3,5 Stunden, wenn wir uns Zeit lassen können wir uns unterwegs schöne Picknickpausen gönnen. Und wir haben damit auch genug zeitliche Manövriermasse, wenn wir mal Regenschauer aussitzen müssen.

    Hier jetzt die Teilstücke, die wir gemacht haben. Bei jeder Etappe ein Link zu dem jeweiligen Fotoblogtagebucheintrag, ein Link zu komoot und noch Infos zur Übernachtung.

    Hamburg – Glückstadt

    Unterkunft: Pension GlückstadtWir hatten eine kleine Wohnung mit zwei Zimmern, alles war neu und genau der richtige Komfort nach der ersten, recht anstrengenden Etappe.

    Die erste Etappe war mit knapp 60 Kilometern am längsten. Irgendwie bot sich zwischen den zwei Städten kein anderer Ort am Wasser sinnvoll zur Übernachtung an.Komoot: Track

    Glückstadt – Brunsbüttel

    Unterkunft: HüttendorfDas Freizeitbad hat nebenan ein kleines Hüttendorf. Das war die günstigste Übernachtung auf der ganzen Tour. Die Hütten sind schön groß und gemütlich. Duschen und Toiletten sind wie auf dem Campingplatz in einem eigenen Gebäude. Frühstück gibt es nicht.Komoot: Track

    Brunsbüttel – Friedrichskoog-Spitze

    Unterkunft: Bed&Breakfast Hinterm NordseedeichDie kleine Frühstückspension liegt sehr idyllisch etwas außerhalb vom kleinen Ort Friedrichskoog-Spitze direkt am Deich. Das Haus hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel, aber ich fand’s da sehr nett. Da könnt ich mir auch eine Woche innere Einkehr am Stück vorstellen.Komoot: Track

    Friedrichskoog-Spitze – Büsum

    Unterkunft: JugenherbergeDie Jugendherberge liegt supernah am Büsumer Hafen. Sie wird gerade renoviert. Ich glaube, wenn das fertig ist, wird es ziemlich gut.Komoot: Track

    Büsum – Tönning

    Unterkunft: JugendherbergeDas war die ollste, dunkelste, uncharmanteste Jugenherberge der ganzen Tour. Komoot: Track

    Tönning – St. Peter Ording

    In St. Peter Ording haben wir im Vorfeld keine bezahlbare, vernünftige Unterkunft gefunden. Von Tönning aus ist man aber in einer halben Stunde mit dem Bummelzug dort. Haben wir also einen fahrradfreien Tagesausflug nach STPO gemacht.

    Tönning – Husum

    Unterkunft: JugendherbergeDas war insgesamt eine gute Jugendherberge mit Altbau (aus der Nazi-Zeit, was dort mit ein paar Schautafeln aufgearbeitet wird). Dort sind wir auch wieder zwei Tage geblieben und haben u.a. eine Schlickwattwanderung gemacht.Komoot: Track

    Husum – Föhr

    Unterkunft: JugendherbergeDie Unterkunft war auch ganz ok und sie liegt v.a. supernah am Strand.

    Weil es in Husum den ganzen Vormittag geregnet hat, haben wir uns entschieden den Zug zu nehmen. Man fährt bis Niebüll und steigt dort um in den Zug nach Dagebüll. Der Bahnhof ist dort direkt neben dem Fähranleger und man muss die Räder nur schnell rüberschieben. Die Fähre fährt den ganzen Tag im 1-2-Stunden-Takt und man muss mit den Rädern nicht vorbuchen, sondern kann spontan zusteigen.

    Auf Föhr wollten wir eigentlich eine Inselumrundung mit dem Rad machen. Wegen Regenschauern und leckerem Kucken unterwegs haben wir die Tour aber stark abgekürzt.

    Föhr – Sylt

    Unterkunft: JugendherbergeAuf Sylt gibt es drei Jugendherbergen. Wir wollten ganz in den Norden und haben in List gebucht. Die Jugendherberge ist ziemlich groß und auf mehrere alten Kasernengebäuden aufgeteilt. Die Lage ist ziemlich super zwischen den hohen Dünen. Von dort aus ist man in 20 Minuten mit dem Rad am nördlichsten Leuchtturm und Strand von Sylt.

    Nach Sylt kommt man auf dem Landweg nur mit dem Zug. Wir haben deshalb gleich von Dagebüll aus die Regionalbahn genommen. In einer knappen Stunde ist man da in Westerland. Von Westerland nach List sind wir dann noch mal knapp 20 Kilometer geradelt, was ohne Gegenwind, zwischen den Dünen sehr schön war.

    Nach zwei Tagen sind wir dann den Weg wieder zurück nach Westerland geradelt und mit dem Zug zurück nach Hamburg.Komoot: Track

    Antworten
  3. Hallo Heibie,

    wow, ein wunderschöner Bericht über den Bodenseeradweg. Auch wirklich tolle Bilder. Ihr hattet wohl auch viel Zeit fürs Schwimmen!
    Ich mache gerade eine Recherche über den „Radweg um den See“ und möchte dich etwas ausführlicher nach deinen Erfahrungen fragen. Würde das passen?

    Viele Grüße,
    Markus

    Antworten

Erwähnungen

  • 💬 Heiko Bielinski
  • 💬 Mit Kindern auf dem Nordseeradweg von Hamburg nach Sylt
  • 💬 @heibie

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