Mein 2020

Für 2020 hatte ich einen ziemlich genauen Plan. Der ging so: Zu Anfang Januar meinen Job kündigen, dann bis April ein Buch schreiben. Dann im neuen Job anfangen. Vertrag dafür war zwar noch nicht unterschrieben, aber eine vertrauensvolle, mündliche Zusage gegeben. Im Oktober dann Buchveröffentlichung. Was sollte da schon schief gehen?

Aber der Reihe nach. Erst mal läuft ja alles wie erwartet. Ich setze mich fast jeden Tag in die Stadtbibliothek am Gasteig – ein guter Ort – und schreibe ein paar Seiten am Buch. Zwischendurch bleibt aber auch noch genug Zeit für …

… alleine Wandern (liebe meine Familie, aber ab und zu alleine Wandern ist ne feine Sache) …

Konzerte

Danger Dan mit Antilopen Gang in der Muffathalle
Danger Dan mit Antilopen Gang in der Muffathalle
Trail of Dead schwitzen das Strom voll
Trail of Dead schwitzen das Strom voll

… und Stammtisch (wer ist dieser Belinsky?)

Beim Stammtisch im Februar reden wir dann das erste mal über das C-Wort. Bin mir da aber noch unsicher, ob sich das durchsetzen wird. Was wir beim Stammtisch schon für Themen beredet haben, von denen man später nix mehr gehört hat! Mein erster Corona-Tweet dann ein paar Tage später. Ich traue dem Braten noch nicht so ganz.

Es geht dann aber doch recht schnell. Ich fange an den Drosten-Podcast zu hören…

… kapiere dadurch langsam, was das für eine riesige Scheiße werden wird …

… und schreibe einen monothematischen Newsletter.

Zwischendurch noch ein prophetisches Scherzchen …

Am 12. März geh ich noch mal alleine Wandern. Die Zugfahrt zum Spitzingsee ist noch normal, beim Umsteigen in den Wanderbus ist dann plötzlich der Einstiegsbereich vorne beim Busfahrer mit Absperrband blockiert. Einstieg nur hinten. Mein geplanter Wanderweg ist wegen Schnee gesperrt und ich gehe einfach mal auf gut Glück den Berg hoch, verlaufe mich auf einer Skipiste knietief im Schnee und komme zum Glück irgendwann etwas fertig auf einer einsamen Skihütte raus. In alter Tradition werden Selfies nur gepostet, wenn ich mich irgendwo im Schnee verlaufen habe und total erschöpft bin.

Am 13. März wird die Schulschließung beschlossen …

… und ich gehe noch mal Comics in der Stadtbibliothek hamstern …

Am 21. März fährt die Feuerwehr mit Lautsprecherdurchsage durch unser Viertel. Wir sollten doch bitte zu Hause bleiben.

Und im Supermarkt tauchen die ersten Abstandsmarkierungen auf.

Wir sitzen ab jetzt alle zusammen zu Hause rum und kommen klar …

… digitale Distanz-Schule läuft mal gut …

… ganz oft aber auch nicht so …

Die Stadt leert sich. Ich fange an meine Laufrunden auf die verwaisten Straßen zu verlegen und jogge mit Abstand.

Dabei lerne ich wirklich neue, nette Ecken kennen, z.B. ein Ende von München.

Die Zeit bis zum Sommer ist dann für mich das, wofür das Wort ambivalent erfunden wurde. Ich verbringe einerseits sehr viel Zeit in unserer Hängematte auf dem Balkon (Hashtag #wirbleibenzuhause).

Homeschooling. Das letzte Fach vor den Osterferien ist Hänge-Mathe. Glatte 1.
Homeschooling. Das letzte Fach vor den Osterferien ist Hänge-Mathe. Glatte 1.

Andererseits waren da ja noch meine Pläne für das Jahr. Das mit dem Buch geht zum Glück weiter, der Veröffentlichungstermin verschiebt sich aber coronabedingt auf März 2021. Ganz ok, weil dann kann ich noch ein bisschen aktuelles Coronazeug mit reinschreiben. Aber das mit dem Arbeitsvertrag ist dann plötzlich doch nicht mehr ganz so sicher.

Das muss man auch erst mal hinbekommen: feste Stelle pünktlich zum Beginn einer weltweiten Pandemie freiwillig kündigen ohne unterschriebenen, neuen Vertrag. Es liegen jedenfalls allerorten Budgetkürzungen in der Luft. Nicht so gut für noch-nicht-unterschriebene Arbeitsverträge.

Meine neuen Kolleginnen (ich lass das mal im generischen Femininum, weil mein neues Team zu 95% aus Frauen besteht, Männer mitgemeint) setzen sich aber so toll ein, bleiben dran, und schließlich sitze ich im Juni mit unterzeichnetem Vertrag an der Isar (nein, das ist nicht mein Büro).

Exkurs: 2020 erscheint das Buch „Raus aus der Mental Load Falle“ von Patricia Cammarata. Am Buchende, ab Seite 197, habe ich Patricia ein paar Fragen zu unserer (also der von meiner Frau und mir, nicht von Patricia und mir) partnerschaftlichen Arbeitsteilung beantwortet und der Satz „Dass wir beide ungefähr gleich viel zur Haushaltskasse beisteuern, nimmt mir einen enormen Druck“ hat sich lustigerweise kurz nach Erscheinen des Buches noch mal eindrucksvoll bestätigt. Exkursende.

Der Sommer kommt, das Virus bleibt, aber es ist nicht mehr ganz so präsent. Wir machen eine Woche Urlaub in Meran (ohne Auto). Das ist richtig schön.

Am Ende der Sommerferien besuche ich das einzigste mal dieses Jahr meine Eltern. Ich bringe die Kinder hin und fahre danach drei Tage lang alleine mit dem Rad von Hohenlohe nach München. Es gibt ja mittlerweile deutschlandweit für alle möglichen Verbindungen und Flüsse ausgeschilderte Radwege. Den „Radweg Hohenlohe – München“ gab es bis 2020 noch nicht (hab ich extra gegoogelt). Es braucht für Neues also immer eine*n Mutige*n, der/die es zum ersten mal ausprobiert. Die Route ist zu großen Teilen wirklich sehr schön und einsam. Hier ist das Ding!

Bin mir natürlich voll bewusst, dass rennradfahrende Männer in den Vierzigern quasi gelebtes Klischee sind. Aber es hilft nix. Ich hab bis vor zwei Jahren gedacht, ich sei zu fett für so ein filigranes Rennrad. Zum Glück hat mich mein Freund Manni eines Besseren belehrt und jetzt muss ich das halt ausleben. Und ihr aushalten. Bitte seid nachsichtig mit uns Mamils.

Nach den Sommerferien fahre ich zum ersten mal seit Anfang des Jahres wieder in ein richtiges Büro. Zum Arbeiten. Das macht Spaß. Tolles, neues Team. Und obwohl es ziemlich schnell wieder in Schichtbetrieb und Homeoffice übergeht – ein wirklich guter Start. Einen neuen Job mitten in einer Pandemie anzufangen ist schon etwas gewöhnungsbedürftig. Man hat ja am Anfang ca. 1000 Fragen. Viele davon würde man normalerweise vor Ort, zwischen Tür und Schreibtisch schnell klären. Das geht im Schichtbetrieb nur bedingt. Aber trotz der ganzen widrigen Umstände haben mir die Kolleginnen wirklich einen Spitzen-Start ermöglicht. Willkommensgefühl vermitteln geht auch über Videokonferenzen.

Den Rest des Jahres verbringen wir ziemlich statisch im nahen Wohnumfeld. Zwei mal besuchen wir noch kurz die Berge.

Weihnachten und Silvester zu Hause. Keine besonderen Vorkommnisse.

Das ganze Jahr über war viel Zeit für Filme und Serien. Und je älter die Kinder werden, je mehr kann man gemeinsam Inhalte schauen, die man auch ohne Kinder schauen würde. Unsere Familienfavoriten 2020. Erst mal die Serien:

The Mandalorian ist ein kleines Meisterwerk in Serie. Wenn ihr nur ein bisschen was für das Star Wars-Universum übrig habt (und vom letzten Film enttäuscht wart) – hier kommt die Wiedergutmachung! Alle hier lieben das. Jeder Veröffentlichungsfreitag Pflichttermin im Familienkalender.

Deutsche Krimiserie klingt jetzt erst mal nicht so verlockend und originell. Aber Mord mit Aussicht ist ein bisschen anders. Verschrobener, witziger, liebenswerter. Komplett durchgeschaut.

Wir Eltern hatten Modern Family irgendwann mal bei Staffel 4 abgebrochen. Jetzt hat sich rausgestellt, dass die Kinder das mittlerweile auch witzig finden und wir haben 2020 von Staffel 1 bis Staffel 6 durchgeguckt.

Eine kleine Miniserie in der Tradition von Monaco Franze ist Der Beischläfer . Viel München-Lokalcholorit (sagt man noch). Schnell weggeschaut an zwei Abenden.

Bei Filmen geht es, neben gesetzter Familienunterhaltung von Pixar, mittlerweile gerne hin zu Action (Mission Impossible, Marvel Cinematic Universe, Zurück in die Zukunft), Abenteuer (Indiana Jones), Krimi (Mord im Orient Express, Knives Out), Heist (Die Unfassbaren, Oceans-Reihe, The Italian Job) und Geheimagenten (James Bond-Reihe). Man kann dadurch ein paar Klassiker auffrischen, aber auch viel Aktuelles schauen.

Gerade bei alten Filmen merkt man dann, wie schlecht die gealtert sind. Es heisst also: Spaß an den Stunts von Jackie Chan bewahren und gleichzeitig die frauen- und schwulenfeindlichen Witze von Chris Tucker thematisieren (Rush Hour 1-3), staunen über die Geheimagentengimmicks von Q und gleichzeitig Witze machen über das verstaubte Frauenbild in der James-Bond-Welt (bis weit in die 1990er Jahre).

Meine Lieblingssongs des Jahres sind noch mal willenloser, als die letzten Jahre. Weil die Tochter sich zunehmend für zetigenössische Popmusik interessiert und ich da ab und zu (ungewollt) dran Teil habe, geht es also von Touché Amoré über AC/DC (vgl. Mamil) bis rüber zu Ava Max und Motrip. 🤷‍♂️

Mein Wunsch für 2021 steht auf dem Schild über dem Eingang des Münchner Clubs Strom, auf dem am 17.2.2020 noch … and you will know us by the Trail of Dead für ein schwitziges, dicht gedrängtes Konzert angekündigt wurden. Impfstoff für alle!

… ganz viele Konzerte …

… und die pragmatisch, optimistische Ambiguität, die meine ehemalige Chefin Vera in Ihrem Brief an ihr Corona-Kind Holly zum Ausdruck bringt. Das wird schon, Leute!

Alle älteren Jahresrückblicke finden sich im Archiv.

3 Gedanken zu „Mein 2020“

  1. 2021 versuche ich mal, dem Newsletter eine andere Form zu geben. In der Hoffnung auf mehr Regelmäßigkeit. Ich stelle mir selbst ein paar Fragen und schreibe eine kurze Antwort. Das hab ich bei Lukas Heinser geklaut.

    Was hast Du gehört?

    Bastian Pastewka kuratiert eine Reihe mit alten Radio-Krimi-Hörspielen. Die Folge „Das Geheimnis von Schloss Greifenklau“ hab ich mir zusammen mit meinem Sohn angehört. Ich glaube, er fand es ein bisschen cringe – aber auch lustig. Das Ding ist aus den 1960er Jahren und immer noch sehr witzig. Story total sinnlos, aber sehr viel Meta-Humor und Absurditäten „am laufenden Band“ (Show aus den 1970ern). Wer später Monty Python und die Zucker-Abrahams-Zucker-Filme mochte, wurde hier schon mal ordentlich auf den kommenden Humor vorbereitet.

    Was hast Du gesehen?

    Man kann mit den Teil-Teenager-Kindern seit ein paar Jahren endlich auch normale Filme und Serien im FSK-Bereich bis 12 schauen. Bye, bye BibiTinaSchlossSchreckensteinHanniundNanni – Hallo OceansElevenFastFuriousMarvel. Ein Familienkonsensgenre ist hier nun das Heist-Genre. Also Filme, in denen jemanden mit sehr großem Aufwand und einem raffinierten Plan etwas stiehlt oder jemand anderen so richtig übers Ohr haut. Die Oceans-Reihe, The Italian Job, Die Unfassbaren 1 und 2, die Mission Impossible-Reihe und jetzt ganz aktuell: die französische Netflix-Serie Lupin, in der es um einen zeitgemäßen Wiedergänger des französischen Meisterdiebs Arsen Lupin geht. Gut gemacht, übergreifender Spannungsbogen, supersympathische Charaktere. Nur dass die 1. Staffel zur Hälfte mit einem miesen Cliffhanger erst mal aufhört ist: unerhört.

    Außerdem angefangen: die 2. Staffel Hilda (ebenfalls Netflix). Schon in der dritten Folge spielt die Bibliothek die Hauptrolle und das gefällt einer bibliotheksaffinen Familie natürlich nochmal doppelt so gut.

    Und dann hat mich in einem schwachen Pandemie-Moment das Bergdoktor-Winterspecial erwischt. Spektakuläre Drohnenflüge über sensationelle Alpenlandschaften und im letzten Moment abgewendete Krebserkrankungen. Das ist die ideale Gehirndusche. Und zwar Gehirndusche mit Enzianschnaps. Ich glaube, ich werd da dran bleiben.

    Was hast Du abonniert?

    Den Undisruptable Technology-Newsletter von Andreas Streim, den Phoneurie-Newsletter von Berit Glanz und Aus dem Internet-Observatorium von Johannes Kuhn.

    Was hast Du gespielt?

    Among us. Das Spiel ist eine Online-Variante von so Spielen wie Die Werwölfe von Düsterwald. Man läuft mit maximal zehn Mitspieler*innen über ein Raumschiff. Ein oder zwei davon sind Impostor. Sie bringen die anderen nach und nach um. Die Überlebenden müssen sich irgendwie darauf einigen, wer der Impostor ist. Es wird also gelogen, betrogen, falsche Fährten werden gelegt. Das ganze funktioniert am allerbesten, wenn man zusammen im Wohnzimmer sitzt (gerade mit zehn Menschen schwierig) oder parallel per Videochat zusammengeschaltet ist (gerade eher empfohlen). Das Spiel ist für Smartphones kostenlos, auf anderen Plattformen (Steam, Switch) für einen kleinen Eurobetrag zu haben.

    Was hast Du gelernt?

    In der aktuellen Ausgabe des Podcasts Lage der Nation erklären Philip und Ulf das #ZeroCovid-Konzept (der Link geht direkt an die Kapitelmarke. Hört euch die zehn Minuten mal an). Ich hab das gehört und sofort gedacht: warum machen wir das nicht so? Warum hangeln wir uns im dreiwöchigen Rhythmus von Ministerpräsidenentscheidungsrunde zu Ministerpräsidenentscheidungsrunde? Thema zwischen diesen Runden: Was wird als nächstes geschlossen/geöffnet? Warum gibt es immer einen Wettstreit der Lockerungen und nicht einen Wettstreit der niedrigsten Inzidenzzahlen, einen Wettstreit der grünen Zonen? Ich will nicht den 14. Februar als Ziel, an dem wahrscheinlich wieder beschlossen wir, dass am 1. März wieder was beschlossen wird etc… Ich will als Ziel eine konkrete Inzidenzzahl, eine grüne Zone. Ich schaue seit Mitte Dezember jeden Tag auf die Kurve von München .

    Und es funktioniert bei mir: Ich will diese Zahl nach unten drücken (wie man das eigene Infektionsrisiko gut einschätzen kann, steht hier). So lange kneife ich alles zusammen – bis die Zahl unten ist. Das wär mal ein Ziel. Vor dem 14. Februar und den Diskussionen darüber, ob Hubsi Aiwanger bis dahin vielleicht die Scheißskilifte aufmachen darf – vor sowas graut mir. Sagt einfach die Zahl und wir erreichen die. Zusammen. Bis dahin machen wir das wie bisher. Halten uns zurück, treffen wenig Menschen und fahren nicht groß in der Gegend rum. Das machen wir dann alles wieder in der grünen Zone.

    Außerdem noch was Nutzwertiges gelernt: Man kann in der neuen Post-App jetzt digitale Briefmarken kaufen. Bisher ging das nur, wenn man die Briefmarke selbst ausgedruckt hat. Jetzt bekommt man einen Zahlencode, den schreibt man einfach auf den Brief. Easy. Ausserdem noch ein Tipp, weil ich immer noch genug Menschen kenne, die sich fürs Paketeverschicken am Postschalter in die Schlange stellen: Nutzt die Packstation. Die funktioniert nämlich nicht nur zum Empfangen hervorragend, sondern auch zum Verschicken: Online Porto kaufen, ausdrucken, Strichcode an der Packstation einscannen und komplett kontakt- und warteschlangenlos verschicken. Einfacher gehts nicht.

    Was hast du geschrieben?

    Ein Buch (erscheint am 29. März), einen Jahresrückblick und einen Jahresrückblick Mobilität in Coronazeiten.

    Über was hast Du nachgedacht?

    Das Kackvirus kommt (auch räumlich) weiter näher. Wir hatten hier im Oktober schon zweimal Risikokontakte (zum Glück beide negativ). Und jetzt war es eigentlich nur Zufall, dass es in den letzten zwei Wochen keinen entsprechenden Kontakt für einen längeren Zeitraum gab. Halten wir uns also so gut es geht weiter zurück, muten Hubsi Aiwanger und drücken die Kurve runter.

    Außerdem grübele ich seit längerem über diese Frage:

    … und über was hast Du gelacht?

    Ich lache immer noch. Wenn ich nur dran denke. Die Bilder von den Affenschwanzbärten. Das ist so lustig. Ich überlege, ob ich das in mein Testament schreiben soll: Rasiert mir so einen Bart, ba(h)rt mich auf und jede*r der/die dann an mir vorbeiläuft muss noch mal schmunzeln. Wird eine lustige Beerdigung. Muss noch die Familie davon überzeugen.

    Und natürlich über den Witz, den mir Christina zugeschickt hat:

    Türklingel: DingDong„Guten Tag mein Name ist Umberto. Ich bin gekommen um Ihre Tochter zu vögeln“„Um was?“„Umberto“

    Ihr habt auch so einen lustigen Witz und wollt ihn einem „breiteren“ Publikum zukommen lassen: Her damit. Mail an postvon@heibie.de.

    Antworten
  2. 2021 versuche ich mal, dem Newsletter eine andere Form zu geben. In der Hoffnung auf mehr Regelmäßigkeit. Ich stelle mir selbst ein paar Fragen und schreibe eine kurze Antwort. Das hab ich bei Lukas Heinser geklaut.

    Was hast Du gehört?

    Bastian Pastewka kuratiert eine Reihe mit alten Radio-Krimi-Hörspielen. Die Folge „Das Geheimnis von Schloss Greifenklau“ hab ich mir zusammen mit meinem Sohn angehört. Ich glaube, er fand es ein bisschen cringe – aber auch lustig. Das Ding ist aus den 1960er Jahren und immer noch sehr witzig. Story total sinnlos, aber sehr viel Meta-Humor und Absurditäten „am laufenden Band“ (Show aus den 1970ern). Wer später Monty Python und die Zucker-Abrahams-Zucker-Filme mochte, wurde hier schon mal ordentlich auf den kommenden Humor vorbereitet.

    Was hast Du gesehen?

    Man kann mit den Teil-Teenager-Kindern seit ein paar Jahren endlich auch normale Filme und Serien im FSK-Bereich bis 12 schauen. Bye, bye BibiTinaSchlossSchreckensteinHanniundNanni – Hallo OceansElevenFastFuriousMarvel. Ein Familienkonsensgenre ist hier nun das Heist-Genre. Also Filme, in denen jemanden mit sehr großem Aufwand und einem raffinierten Plan etwas stiehlt oder jemand anderen so richtig übers Ohr haut. Die Oceans-Reihe, The Italian Job, Die Unfassbaren 1 und 2, die Mission Impossible-Reihe und jetzt ganz aktuell: die französische Netflix-Serie Lupin, in der es um einen zeitgemäßen Wiedergänger des französischen Meisterdiebs Arsen Lupin geht. Gut gemacht, übergreifender Spannungsbogen, supersympathische Charaktere. Nur dass die 1. Staffel zur Hälfte mit einem miesen Cliffhanger erst mal aufhört ist: unerhört.

    Außerdem angefangen: die 2. Staffel Hilda (ebenfalls Netflix). Schon in der dritten Folge spielt die Bibliothek die Hauptrolle und das gefällt einer bibliotheksaffinen Familie natürlich nochmal doppelt so gut.

    Und dann hat mich in einem schwachen Pandemie-Moment das Bergdoktor-Winterspecial erwischt. Spektakuläre Drohnenflüge über sensationelle Alpenlandschaften und im letzten Moment abgewendete Krebserkrankungen. Das ist die ideale Gehirndusche. Und zwar Gehirndusche mit Enzianschnaps. Ich glaube, ich werd da dran bleiben.

    Was hast Du abonniert?

    Den Undisruptable Technology-Newsletter von Andreas Streim, den Phoneurie-Newsletter von Berit Glanz und Aus dem Internet-Observatorium von Johannes Kuhn.

    Was hast Du gespielt?

    Among us. Das Spiel ist eine Online-Variante von so Spielen wie Die Werwölfe von Düsterwald. Man läuft mit maximal zehn Mitspieler*innen über ein Raumschiff. Ein oder zwei davon sind Impostor. Sie bringen die anderen nach und nach um. Die Überlebenden müssen sich irgendwie darauf einigen, wer der Impostor ist. Es wird also gelogen, betrogen, falsche Fährten werden gelegt. Das ganze funktioniert am allerbesten, wenn man zusammen im Wohnzimmer sitzt (gerade mit zehn Menschen schwierig) oder parallel per Videochat zusammengeschaltet ist (gerade eher empfohlen). Das Spiel ist für Smartphones kostenlos, auf anderen Plattformen (Steam, Switch) für einen kleinen Eurobetrag zu haben.

    Was hast Du gelernt?

    In der aktuellen Ausgabe des Podcasts Lage der Nation erklären Philip und Ulf das #ZeroCovid-Konzept (der Link geht direkt an die Kapitelmarke. Hört euch die zehn Minuten mal an). Ich hab das gehört und sofort gedacht: warum machen wir das nicht so? Warum hangeln wir uns im dreiwöchigen Rhythmus von Ministerpräsidenentscheidungsrunde zu Ministerpräsidenentscheidungsrunde? Thema zwischen diesen Runden: Was wird als nächstes geschlossen/geöffnet? Warum gibt es immer einen Wettstreit der Lockerungen und nicht einen Wettstreit der niedrigsten Inzidenzzahlen, einen Wettstreit der grünen Zonen? Ich will nicht den 14. Februar als Ziel, an dem wahrscheinlich wieder beschlossen wir, dass am 1. März wieder was beschlossen wird etc… Ich will als Ziel eine konkrete Inzidenzzahl, eine grüne Zone. Ich schaue seit Mitte Dezember jeden Tag auf die Kurve von München .

    Und es funktioniert bei mir: Ich will diese Zahl nach unten drücken (wie man das eigene Infektionsrisiko gut einschätzen kann, steht hier). So lange kneife ich alles zusammen – bis die Zahl unten ist. Das wär mal ein Ziel. Vor dem 14. Februar und den Diskussionen darüber, ob Hubsi Aiwanger bis dahin vielleicht die Scheißskilifte aufmachen darf – vor sowas graut mir. Sagt einfach die Zahl und wir erreichen die. Zusammen. Bis dahin machen wir das wie bisher. Halten uns zurück, treffen wenig Menschen und fahren nicht groß in der Gegend rum. Das machen wir dann alles wieder in der grünen Zone.

    Außerdem noch was Nutzwertiges gelernt: Man kann in der neuen Post-App jetzt digitale Briefmarken kaufen. Bisher ging das nur, wenn man die Briefmarke selbst ausgedruckt hat. Jetzt bekommt man einen Zahlencode, den schreibt man einfach auf den Brief. Easy. Ausserdem noch ein Tipp, weil ich immer noch genug Menschen kenne, die sich fürs Paketeverschicken am Postschalter in die Schlange stellen: Nutzt die Packstation. Die funktioniert nämlich nicht nur zum Empfangen hervorragend, sondern auch zum Verschicken: Online Porto kaufen, ausdrucken, Strichcode an der Packstation einscannen und komplett kontakt- und warteschlangenlos verschicken. Einfacher gehts nicht.

    Was hast du geschrieben?

    Ein Buch (erscheint am 29. März), einen Jahresrückblick und einen Jahresrückblick Mobilität in Coronazeiten.

    Über was hast Du nachgedacht?

    Das Kackvirus kommt (auch räumlich) weiter näher. Wir hatten hier im Oktober schon zweimal Risikokontakte (zum Glück beide negativ). Und jetzt war es eigentlich nur Zufall, dass es in den letzten zwei Wochen keinen entsprechenden Kontakt für einen längeren Zeitraum gab. Halten wir uns also so gut es geht weiter zurück, muten Hubsi Aiwanger und drücken die Kurve runter.

    Außerdem grübele ich seit längerem über diese Frage:

    … und über was hast Du gelacht?

    Ich lache immer noch. Wenn ich nur dran denke. Die Bilder von den Affenschwanzbärten. Das ist so lustig. Ich überlege, ob ich das in mein Testament schreiben soll: Rasiert mir so einen Bart, ba(h)rt mich auf und jede*r der/die dann an mir vorbeiläuft muss noch mal schmunzeln. Wird eine lustige Beerdigung. Muss noch die Familie davon überzeugen.

    Und natürlich über den Witz, den mir Christina zugeschickt hat:

    Türklingel: DingDong„Guten Tag mein Name ist Umberto. Ich bin gekommen um Ihre Tochter zu vögeln“„Um was?“„Umberto“

    Ihr habt auch so einen lustigen Witz und wollt ihn einem „breiteren“ Publikum zukommen lassen: Her damit. Mail an postvon@heibie.de.

    Antworten
  3. Eines meiner letzten Bilder 2020 war die Eingangstür des Strom in München. Ab 4. Januar poste ich bis in die Mitte des Jahres regelmäßig den Impffortschritt in einen Twitter-Thread. Am Anfang ist es ein bisschen zäh. Alle regen sich auf, dass nicht innerhalb von drei Wochen genug Impfstoff für 80 Millionen Deutsche da ist. Mitte des Jahres dann … Biontech und die anderen Hersteller haben geliefert. Aber die Nachfrage lässt dann doch ein bisschen zu wünschen übrig.

    Zur besseren Nachverfolgung und – irgendwann – Aufheiterung, poste ich jetzt regelmäßig einen Screenshot von dem Impf-Widget 👇 pic.twitter.com/B0dY9MTLp2— Heiko Bielinski (@heibie) January 4, 2021

    Den Jahreswechsel und die ersten paar Wintermonate verbringen wir größtenteils im nahen Wohnumfeld. Hab vergessen, welche Welle da grad war, aber man vermeidet halt immer noch Kontakte und die Kinder lernen wieder mal zu Hause. Deutlich besser organisiert als im Jahr davor.

    Immerhin Schnee in der Stadt und jemand setzt einen Schnee-Baby-Yoda auf die Parkbank.

    Viel Zeit für Stadtspaziergänge. Mit der Familie Sendling erkundet. Dort kündigt sich schon das Gasteig-Interim an. Dazu später mehr.

    Mit dem Rad entdecke ich noch ein paar neue Ecken in der Messestadt Riem. Das alte Flughafengebäude z.B.

    … und zu Fuß beobachte ich, wie das nahe Werksviertel beständig wächst und was es da an neuen Grafittis gibt.

    Dann ist der 29. März und mein Buch „Einfach autofrei leben“ erscheint endlich. Fertiggestellt hatte ich das eigentlich schon pünktlich zum Pandemiebeginn 2020. Hat sich dann alles bisschen verzögert, hab noch ein paar neue Erkenntnisse zur Mobilität während einer Pandemie eingebaut. Und jetzt kann man es tatsächlich in jeder Buchhandlung kaufen. Juhu!

    Mit der Buchveröffentlichung kommen im Lauf des Jahres ein paar neue Sachen, die ich bisher noch nicht gemacht habe: ich gebe Interviews, werde in Podcasts eingeladen, halte einen ersten Vortrag und sitze sogar vor Kameras in einer kleinen Diskussionsrunde. Das sind größtenteils Situationen, in denen ich mich vor nicht allzu langer Zeit noch eher unwohl gefühlt hätte. Ich hab mich das jetzt einfach mal getraut, es hat Spaß gemacht und ich glaube, es hat ganz ok geklappt. Hoffe ich zumindest. Da kann gerne noch mehr kommen. Fragt mich einfach an. Ich mach das jetzt. (eine Übersicht mit allen bisherigen Veranstaltungen und Medienveröffentlichungen gibt es hier)

    Frühling und Sommer dann tatsächlich ganz gut und wieder mehr unterwegs. Einige Ausflüge mit Rad und zu Fuß. In den Weltwald, zu den Schleierfällen, durch das Valepp-Tal und eine Runde mit den Alpakas.

    Und endlich auch mal wieder Biergarten …

    … und Konzerte. Immerhin zwei. Ringlstetter im Innenhof des Deutschen Museums und *The Notwist *im Olympiastadion. Schön und wichtig für die Künstler. Aber noch weit entfernt vom Normalzustand in einem engen, verschwitzten Club, z.B. dem Strom.

    Im späten Sommer ist dann sogar ein Urlaub im Ausland möglich. Eigentlich war die Tour mit der Bahn geplant. Man kann von München aus an einem Tag bis nach Kopenhagen fahren. Dort ginge es dann mit dem Mietwagen die restlichen vier Stunden weiter bis nach Süd-Schweden. Corona und ständig wechselnde Risikogebiete lassen uns dann aber kurzfristig doch zum Auto greifen. Sehr anstrengend. Will eigentlich nur noch Zug fahren.

    Anfang des Jahres war das HP8 noch Baustelle. Im Herbst 2021 ist es soweit: Das erste Interim-Quartier des Gasteig eröffnet. Wir sind beim Test-Opening mit voll besetzten Rängen (und Masken) dabei und später schau ich mir das noch mal genauer im geöffneten Zustand an.

    Ein paar Wochen später eröffnet das zweite Interim der Stadtbibliothek. Ganz zentral am Rosenheimer Platz, zwischen dm und Aldi.

    Finde beide Standorte auf ihre Art spannend und innovativ. Stadtbibliotheken sind gerade in Zeiten, in denen Wohnraum immer teurer wird und konsumfreie öffentliche Räume rar gesät sind, wichtige Orte für alle Menschen der Stadt.

    Deutlich weniger zugänglich ist das Dach des zentralen Münchner Hochhauses The Seven in der Müllerstraße. Im November kann ich beruflich im Rahmen eines geführten Stadtspaziergangs einmal München bei Nacht von da oben sehen und fotografieren. Fantastisch. (Es gibt im Jahr normalerweise zwei Stadtspaziergänge des Referats für Stadtplanung und Bauordnung, die auch auf das Dach des The Seven führen. Die sind immer schnell ausgebucht. Seit Ende 2020 arbeite ich im PlanTreff, der die Spaziergänge veranstaltet)

    Das Schuljahr der Kinder verläuft tatsächlich einigermaßen normal. Auch Vereinssport ist wieder möglich. Die Kinder haben das erste Pandemiejahr mit den Lockdowns und daheim rumhocken echt gut bewältigt, aber ich habe im letzten Jahr gemerkt, wie wichtig für sie auch normaler Alltag ist. Mit all den sozialen Kontakten, die der mit sich bringt.

    Unser älterer Sohn hat schon pünktlich zum Ende der Sommerferien den vollen Impfschutz, die Tochter dann in den ersten Dezemberwochen. Ein Privileg. Eltern kleinerer Kinder haben diese Möglichkeit nicht, die Schulen sind trotz aller politischen Beteuerungen noch immer nicht optimal auf die Lage ausgerichtet, die Klassenräume zu klein, zu wenig Personal, Raumlüfter trudeln erst im Laufe des Jahres ein und Kinder werden bei neuen Regelungen auch immer wieder mal vergessen. Die einen Eltern haben kein gutes Gefühl, ihre Kinder jeden Tag ungeschützt einer potentiellen Infektion auszusetzen, die anderen brauchen die Schule, damit ihr Alltag weiterlaufen kann und weil es sich daheim schwerer lernt. Es ist ein ätzendes Dilemma.

    Insgesamt habe ich das Gefühl, dass sich an der Schule der Kinder seit Pandemiebeginn vieles gebessert hat. Der digitale Unterricht läuft organisierter und besser und vor Ort funktioniert Testen und Masketragen ganz gut.

    Im November jogge ich am frühen Abend auf meiner Isarlaufrunde an einem kleinen Teich in den Isarauen vorbei. Von gegenüber strömt Flutlicht und der Lärm von aufgeregten Kindern und Jugendlichen, die gerade Fußballtraining haben. Schöner Lärm.

    Im Dezember hänge ich über unserer Wohnungstür das „Believe“-Schild von Ted Lasso auf. Alle, die die Wohnung verlassen, müssen einmal abklatschen. Ted Lasso ist wirklich die lustigste, warmherzigste, tollste Serie, die es gibt. Falls ihr irgendwie die Möglichkeit habt: Schaut sie euch an.

    Auch Ende 2021 wird weiter geimpft was der Booster hergibt. Ich bin immer noch ganz begeistert, wie schnell und unkompliziert ich mir in meiner Mittagspause im Café Kosmos die Auffrischung abholen kann.

    Wie schnell kann man impfen? Café Kosmos: 5 Minuten anstehen, 3 Minuten in der Kneipe sitzen (es läuft gute Musik), 2 Minuten Spritze, ab durch den Hinterausgang. Termine hier klicken: https://t.co/aGAjcCWZbi pic.twitter.com/XaReTixuYA— Heiko Bielinski (@heibie) December 10, 2021

    Und schließlich geht Ende des Jahres im eigentlich leeren Gasteig (siehe die ganzen Interims weiter oben) das Kinderimpfzentrum an den Start. 2022 wird das Jahr, in dem wir endlich auch die 5 bis 12-Jährigen schützen können. Wissenschaft beschde.

    Silvester verbringen wir am Meer. Einmal Kopf lüften.

    Das Allerbeste zum Schluss: Meine Tochter verleiht mir 2021 – indirekt über das Fach Englisch – ein offizielles Dad-Jokes-Zertifikat. Mehr geht eigentlich nicht. <3

    Hier sind meine Lieblingssongs 2021

    Und der schönste Song des ganzen Jahres ist der hier. Genau richtig für den Start 2022.

    Alle älteren Jahresrückblicke finden sich im Archiv.

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