Wem gehören meine Daten und wie sicher sind sie? 2016 habe ich schon mal angefangen mir darüber Gedanken zu machen und im folgenden dann immer mal wieder zu Einzelaspekten gebloggt. Richtig vorangekommen bin ich mit dem Thema aber leider nicht. Aktuell gibt es einige Anlässe da mal wieder tiefer einzusteigen.
Im Januar gab es zwei Ereignisse, die in Deutschland auch über die Internetblase hinaus für Aufmerksamkeit gesorgt haben. Zum einen die umfangreiche Datensammlung über Politiker und Prominente, die ein Zwanzigjähriger zusammengetragen hat, zum anderen die Collection#1 (und später #Collection2-5), ein riesiger Datenbatzen, größtenteils zusammengestellt aus zahlreichen Datenlecks der letzten zehn Jahre. Dann noch die Habeck-Diskussion (was macht Social Media aus mir?), der x-te Facebook-Skandal und bald Werbung im Gruppenchat von WhatsApp. Außerdem ist das Netz noch Schuld an Trump, Brexit, Kinder-Verblödung und Nazis. Digitaler Kulturpessimismus hat Hochkonjunktur und das Internet (oder das, was viele dafür halten) hat schon mal bessere Zeiten gesehen.
Tatsächlich hab ich auch das Gefühl, dass nicht mehr alles so rund läuft im Digitalen und sich manches vielleicht auch überlebt oder die falsche Abzweigung genommen hat.
Kein Grund zu Panik und Kurzschlussreaktionen, aber ein guter Zeitpunkt, um mal wieder durchzuwischen. Digitale Bestandsaufnahme, Ausmisten (Facebook sparkelt vielleicht nicht mehr so richtig joy) und nach Alternativen Ausschau halten. Weil: #digitalgehtbesser. Dabei will ich versuchen konstruktiv und pragmatisch vorzugehen, immer orientiert an ein paar Grundsätzen und Ideen:
- Wenig ist kostenlos (wenn es kein Geld kostet, kostet es Deine Daten)
- Alles, was irgendwo im Netz (oder auf einer Festplatte) abgelegt wird, kann potentiell öffentlich werden (ja, Manni, auch unsere Snapchat-Konversation!). Man kann aber das Risiko so gering wie möglich halten.
- Ich finde das (ursprüngliche) Konzept von Social Media (chronologische Timeline, Blogs, Sharing, RSS, Kommunikation, Austausch) immer noch gut und ziehe (immer noch) viel Positives und Spaß daraus.
- Natürlich haben digitale Medien Einfluss auf uns, verändern, wie wir kommunizieren, handeln, denken. Das ist aber grundsätzlich erst mal nicht schlecht oder gut. Es kommt darauf an, wie man damit umgeht, es gestaltet.
- Ich mag das Internet (und viele Menschen, die ich dort kennengelernt habe).
Meine Ziele:
- Datenhoheit
- Datensicherheit
- Datenhygiene
- Besseres Social Media
In (hoffentlich) regelmäßigen Abständen will ich zu verschiedenen Aspekten der Thematik bloggen. Über meine Gründe, Strategien, Ziele, Erkenntnisse, Erfolge, Misserfolge. Weil hier ja noch drei Personen im Haushalt leben, werde ich dabei bestimmt auch öfter familiäre Aspekte mit berücksichtigen.
Dafür habe ich mir ein paar Themen überlegt, an denen ich mich entlang hangeln will. Das sind erst mal nur Stichpunkte, die mir spontan eingefallen sind. Kann sein, dass aus einigen ein eigener Blogpost wird, aus anderen vielleicht sogar mehrere. Oder auch gar keiner. Das wird sich zeigen beim Machen.
Soziale Netzwerke/Services:
- Accounts erfassen/löschen/sortieren
- Alternative Dienste recherchieren
- Privatsphäreinstellungen
- Persönliche Tracking-Daten nur für mich selbst erfassen
Sicherheit:
- Passwortsicherheit
- Backup-Strategie
- Datenleaks
- Routinen zur Datensicherheit entwickeln
Games:
- Freemium vs. Paid
Soziale Aspekte:
- kann man Dienste überhaupt verlassen ohne sich gesellschaftlich zu isolieren?
Bestimmt habe ich da noch einiges vergessen. Ich freu mich über Anregungen, Ergänzungen, Tipps, Korrekturen. Hier im Blog in den Kommentaren, auf Twitter oder per Mail. Auf Twitter werde ich den Hashtag #digitalgehtbesser verwenden.
Auf dem Bild sieht man drei Balkone und ihre unterschiedlich gealterten Bodenbeläge. Die mit dem neuesten Belag sind die jüngsten Nachbarn, die mit dem mittelalten sind die etwas älteren Nachbarn und ganz oben schaut man, metaphorisch gesprochen, in die wettergegerbten, mit Erfahrungsfurchen durchzogenen Gesichter von
meiner Frau undv.a. mir. Nächste Woche geht es passenderweise zu IKEA. Runderneuern. Also zumindest den Bodenbelag.* * * * *
Apropos Runderneuern: Wie langweilig ist eigentlich ein Newsletter der sich sklavisch auf 5 Links beschränkt? Heute sind meine Dorisse Katja (Newsletterexpertin) und Ivo (Abonnent der 1. Stunde). Denen war der Newsletter bisher nie zu lang, also schreib ich einfach wieder alles auf, was mir einfällt (sorry, Kai).
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Man sollte sich nicht zu viel mit der AFD beschäftigen. Das macht nur schlechte Laune und die Partei wichtiger, als sie ist. Deshalb hier mein abschließender Lesetipp zum Thema. DIE ZEIT hat das 2018 erschienene Buch von Bernd Höcke ausführlich durchgearbeitet. Eine kompaktere Zusammenfassung seiner offen rassistischen, völkischen und am Ende extrem demokratieverachtenden Ideen las ich selten (wer es noch ein bisschen kompakter will, klickt sich zur Berliner Zeitung). Keine Ahnung, wie ein CDU Politiker wie Martin Patzelt darauf kommt, dass man eine Partei, die so einen Typen nicht sofort hochkant rausschmeißt, irgendwie mit Appeasement und gutem Zureden auf den rechten (da sind sie ja eh schon, haha) Weg bringen könnte.
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Kommen wir zu einer viel erfreulicheren gesellschaftlichen Strömung: #FridaysforFuture. The Kids are allright! (die Alten teilweise nicht) Und für die BILD Zeitung und andere alte Menschen hier noch mal kurz der Unterschied zwischen „schwänzen“ und „streiken“.
(kurze Werbeblock dazu: unter klimafreitag.de könnt ihr einen SZ-Special-Interest-Newsletter zum Thema abonnieren. Ich bin daran auch ein bisschen beteiligt)
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Und noch mehr Erfreuliches. Ja, sogar aus dem Internet und der Spielkonsole. Zwei Beispiele, wie Computerspiele um ihre eigentliche Funktion kreativ erweitert werden. Im Konsolenblockbuster Red Dead Redemption gibt es Spieler, die den ganzen Tag lang nichts anderes machen, als Vögel zu beobachten und auf einem MineCraft-Server wurde vor ein paar Wochen ein riesiges Musikfestival organisiert. Und hier ein Bericht über das netteste Nacktbildforum im Internet und wie es die Moderatoren mit sehr viel Anstrengung schaffen, dass die Nutzer dort höflich und wertschätzend kommunizieren.
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Wir haben in den letzten Wochen fast alle Star Wars Filme mit den Kindern zusammen durchgeschaut. Daniel vom Spätfilm-Podcast hat das mit seiner Tochter auch gemacht und mit ihr darüber gesprochen.
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Im SWR2 Wissen Podcast geht es um die Zukunft von Bibliotheken abseits vom Bücherverleihen. Bestes TIL: in der Bibliothek in Aarhus läutet, immer wenn ein Kind in der Stadt geboren wird, eine Glocke. Damit sich alle zusammen freuen können. Wie schön ist das denn?!
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Noch mehr Podcasts und Gucktipps im Schnelldurchlauf: Seltsam: Wie Biohacker versuchen ihren eigenen Körper zu manipulieren. Bescheuert: Der Andi. Erklärend: „Heimatland – Was Deutschland bewegt“. Spannend: Malibu von Leon De Winter. Schlau und toll: Sarah Kuttner. Noch schlauer und toll: Nora Tschirner. Gute Idee: Radwende von unten.
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Münchner aufgepasst! Wenn ihr auch eine fahrradfreundlichere Stadt wollt, dann ist jetzt der Zeitpunkt gekommen um sich zu engagieren oder zumindest zu unterschreiben. Der Radentscheid München beginnt in einer Woche und es werden noch Radlbotschafter gesucht.
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Die BBC hat ein riesiges Archiv mit Soundschnipseln frei ins Netz gestellt. Mein Spar-Tipp: In der Kategorie „Animals“ „half a dozen werewolves“, „Assorted sheep bleating“, „mating cry young donkey“ und „trio of horse neighs“ parallel laufen lassen und das Instant-Zoo-Feeling genießen ohne Eintritt bezahlen zu müssen.
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Anfang des Jahres gab es ja einige größere Datenleaks. Ich habe, dadurch angeregt, wieder angefangen ein bisschen Ordnung in meine Digital-Angelegenheiten zu bringen. Passend dazu fand ich den schon etwas älteren Blogpost „Operation Luigi: How I hacked my friend without her noticing“ sehr interessant. Der Autor beschreibt darin, wie es ihm gelang die Accounts einer Freundin zu übernehmen, obwohl sie Bescheid wusste, dass er es versucht. Fazit: man muss gar nicht so supergut „hacken“ können. Der größte Risikofaktor ist immer noch der Mensch, seine Bedürfnisse und seine Fehlbarkeiten. Augenrollen über Menschen, die auf Spam-Mails hereinfallen scheint mir unangebracht. Niemand ist perfekt und ich hätte auch schon mal fast meine Mobilnummer einem täuschend echten Fakeaccount weitergegeben.
Wie man sich digital absichert erklärt der KIKA in dieser Ausgabe von Timster. Nicht nur für Kinder geeignet!
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Beim digitalen Aufräumen hab ich mich auch wieder geärgert über die zahlreichen Apps und Spiele, die ich wegen Sonderangebot in Unvernunft gekauft und seitdem nie wieder genutzt habe. Sowas wie ein digitales Rückgaberecht wäre da nicht schlecht. Stellt sich raus (und bestimmt bin ich wieder der letzte, der das mitgekriegt hat): gibt es schon. Zumindest bei Apple kann man bis zu 30-Tage nach dem Einkauf Apps wieder zurückgeben und erhält das Geld zurück.
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Musik 🎸🎵
Zuerst ein großer Griff ins Archiv:
Um mal einen alten Saturday Night Life Sketch abgewandelt zu zitieren: This Song needs more Keyboards!. Und Katja Ebstein legt hier mit Supanoy astreine Konsumkritik vor (da kann sich T der Bär noch 2-3 Scheiben von abschneiden. Der wird zwei Monate nach seinem Konsumverweigerungsliedchen gleich Testimonial für einen Mobilfunkanbieter. Ausgerechnet!) Schließlich: ja, das hier sind BAP zusammen mit Joseph Beuys.
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Jetzt aber zu supanoyer Musik (die Spotify-Playlist dazu gibt es hier):
(Video): Pascow – Wunderkind
(Video): Blood Red Shoes – Mexican Dress
(Video): Foals – Exit
(Video): OVE – Captain Fantastic 2.02
(Video): Robert Forster – Inferno
(Video): Aimee Mann – NPR Tiny Desk Concert
(Video): The Decemberists – Travelling on
(Video): ABAY – Transmitter
(Video): Hot 8 Brass Band – Love Will Tear Us Apart
(Video): Kettcar – Palo Alto
(Video): Bad Religion – Chaos from within
(Video): Kapelle Petra – Weltkulturerbe
(Video): Brutus – Cemetrary
(Video): Granada – Prada
(Video): Lizzo – Juice
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Den Witz zum Schluss hab ich mir letzte Woche selbst ausgedacht. Als ich im Aufzug nach oben gefahren bin. Er geht so:
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Du kennst einen noch besseren Witz? Dann schick mir den doch bitte an postvon@heibie.de. Ältere Ausgaben meines Newsletters kannst Du im Archiv nachlesen, die Spotify-Playlist zum Newsletter für das Jahr 2019 hier nachhören und abonnieren.