Mit dem Fahrrad von München nach Innsbruck

Einmal im Jahr fahre ich mit meinem Stammtisch weg. Letztes Jahr Bochum. Davor Linz. Wien. Seit 2019 machen wir das.

Jetzt wieder Österreich. Es geht nach Innsbruck. Und weil Innsbruck gar nicht so weit weg von München ist, entwickelt ein Teil des Stammtischs die Idee, mit dem Rad anzureisen. Mehrere Wege führen nach Innsbruck. Man kann bei Rosenheim ins Inntal einbiegen, fährt dann aber einen unnötigen Bogen. Oder man fährt über den Achensee. Komoot berechnet von München aus die Route über den Tegernsee und die Achenpasstraße.

Freund Lars weiß aber zu berichten, dass die Passstraße steiler und vor allem reine Autostraße ist. Deshalb Variante 2.1: Über Bad Tölz und Lengries hoch zum Sylvensteinspeicher und vorn dort aus zum Achensee. Das erweist sich als gute Idee. Die längste Tagestour, die ich bisher gemacht habe, war die Bodenseeumrundung mit 130 Kilometern und keinerlei Steigung. Die 150 Kilometer und zusätzlich fast 1000 Höhenmeter flößen mir vorab ein bisschen Respekt ein. Aber die Steigung von Lenggries zum Sylvensteinspeicher ist wirklich sehr moderat und eher lang gezogen. Außerdem fast alles auf eigenem Radweg. Das bekommen wir gut hin. Direkt nach dem Achensee geht es dann runter ins Inntal. Und die Abfahrt ist tatsächlich genau so, wie sie auf dem Komoot-Höhenprofil aussieht. Die Bremsen rauchen. Die letzten 40 Kilometer durchs Inntal ziehen sich dann etwas kaugummihaft. Nach 10 Stunden erreichen wir Innsbruck.

Wir checken im MotelOne ein. Ich mag MotelOnes. Man weiß, was man bekommt zu einem okayen Preis. Das Innsbruck-MotelOne liegt direkt am Bahnhof. Und mit direkt meine ich, dass mein Zimmer eigentlich direkt ans erste Bahngleis angrenzt. Trotzdem ist es überraschend ruhig. Außerdem überzeugt das Hotel mit eigenen abschließbaren Fahrradabstellplätzen in der Tiefgarage und gleich danach mit der fantastischen Aussicht von der Dachterrasse. Dort nimmt man auch das Frühstück ein. Die Beschriftung am Saftautomaten verwirrt mich.

Ich wusste natürlich, dass Innsbruck in einem Tal in den Bergen liegt, was das aber bedeutet, wird mir erst jetzt klar: Egal wo man hinschaut, immer sind da schneebedeckte Berge. Genial.

Der erste Morgen führt uns erst mal in die Innsbrucker Stadtbibliothek, Langjährige Blogleser wissen, dass jetzt erst mal ein bisschen Library-Porn-Fotos folgen. Irgendwas fotografierenswertes hat jede Bibliothek. Die Innsbrucker-Stadtbibliothek will aber lieber nicht fotografiert werden von innen. Das wird direkt am Eingang deutlich zum Ausdruck gebracht und aus langjähriger Lebenserfahrung weiß ich natürlich, dass man einer Bibliothekarin nicht widerspricht. Schade. Die Bibliothek ist ziemlich neu und modern. Kann sich sehen lassen, will aber nicht gesehen werden. Deshalb nur ein Foto von außen und eins von drinnen nach draußen.

Städtebaulich gibt es viel Alt und ein bisschen Beton.

Wir überlegen kurz was wir alles machen wollen und kaufen uns dann die Innsbruck-Card. Wird sich rechnen.

Mit dem Bus geht es zu Schloss Ambras. Überzeugt von außen erst mal mit akkuratem Heckenschnitt. Drinnen dreht sich alles um Ferdinand II. Er hat sein Wirken während der Renaissance darauf konzentriert eine Bürgerliche aus Liebe zu heiraten und allerlei Sonderbarkeiten zu sammeln.

Misslungenes Heckenlabyrinth

Und Gemälde. Massenhaft Gemälde. Zeitalter der Strangeaissance.

Am zweiten Tag geht es nach oben. Es sind ja überall Berge und das bedeutet, man kann mitten in der Stadt in eine Seilbahn einsteigen und ist mit zwei mal umsteigen auf über 2000 Metern auf der Nordkette.

Oben am Gipfel kommt plötzlich dieser komische Vogel und stellt sich auf den Rand der Aussichtsplattform. Es geht da quasi senkrecht runter. Ich trau mich nur von hinten zu fotografieren. Das ist eine der dümmsten Dinge, die ich bisher live beobachten durfte. Er springt tatsächlich. Er scheint das regelmäßig zu machen. Jemand hat ihn vor einem Monat dabei gefilmt. Es bleibt bescheuert.

Wieder im Tal geht es zum Tirol-Panorama. Klingt langweilig, ist aber durchaus interessant. Panoramen waren früher mal eine kurze Zeit so was ähnliches wie Kino. Auf riesigen Rundumleinwänden wurden Geschichten gemalt und in extra dafür errichteten Gebäuden zur Schau gestellt. Hat sich aber nicht so lang gehalten, weil dann irgendwann Bewegtbild aufkam. Das Tirol-Panorama blieb erhalten und man hat dafür 2010 ein eigenes neues Gebäude errichtet. Das Bild zeigt den Kampf der lokalen Bauern gegen Bayern und Franzosen am Bergisel.

Direkt oberhalb vom Museum steht die Olympiaschanze Bergisel. Kennt man von der jährlichen Vierschanzentournee. Sehr hoch, sehr steil alles. Denn Kuchen nimmt man in Schanzenform zu sich.

Am dritten Tag dann Rückfahrt. Wir fahren diesmal nicht dieselbe Strecke zurück. Die Steigung zum Achensee hoch verspricht wenig Freude und wir sind ja auch keine 45 mehr. Stattdessen geht es immer leicht bergab am Inn entlang bis Kufstein. Ab hier gilt mein Deutschlandticket. Mit der Regionalbahn sind wir in einer Stunde zurück in München.

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