FAQ: Ist Carsharing was für mich?

Braucht man ein eigenes Auto oder kann man darauf verzichten?

Seit Dezember 2013 besitzen wir (Mutter, Vater, zwei Kinder) kein eigenes Auto mehr. Unsere bisherigen Erfahrungen habe ich schon mehrfach verbloggt. Im Folgenden möchte ich in einer kleinen FAQ die wichtigsten Fragen zum Thema beantworten und eine neue Version meines „Lohnt sich Carsharing?“ – Rechners vorstellen.

Was für Carsharing-Anbieter gibt es?

Grundsätzlich kann man zwei Arten von Anbietern unterscheiden. Mittlerweile gibt es auch Mischformen beider Modelle, die hier aber vernachlässig werden sollen.

  1. Free-Floating
    Hier bucht man ein Auto, fährt damit und stellt es an einer beliebigen Stelle innerhalb eines bestimmten (Stadt)gebietes wieder ab. Free-Floating-Angebote können kein eigenes Auto ersetzen. Dazu sind sie zu teuer. Bekannte Anbieter sind z.B. Car2Go oder Drive-Now.
  2. Stationär
    Die Autos stehen an einem festen Standort (oft öffentliche Tiefgaragen oder größere Parkplätze). Nach der Fahrt muss das Auto wieder am Standort abgestellt werden. Im Vergleich zu den Free-Floating-Angeboten sind die Kosten deutlich niedriger.  Eine deutschlandweite Übersicht mit stationären Anbietern hat der Bundesverband CarSharing.

Welche Voraussetzungen sollten erfüllt sein um Carsharing zu nutzen?

Du wohnst in einer Stadt (für den ländlichen Raum gibt es meines Wissens noch keine vernünftigen Carsharing-Lösungen) mit mindestens einem stationären Anbieter und Du hast mindestens eine Station, idealerweise mehrere, im nahen Wohnumfeld.

Was kostet Carsharing?

Bei fast allen Anbietern zahlt man einen Kilometer- und einen Zeitpreis. Benzin ist normalerweise im Kilometerpreis enthalten. Die Preise von Drive-Now und Co sind deutlich höher als bei stationären Anbietern. Ob Carsharing billiger als ein eigenes Auto ist, hängt v.a. davon ab, wieviele Kilometer man im Jahr fährt. Hier gibt es eine grobe Kalkulation, die das verdeutlicht.

Um herauszufinden, ob sich der Umstieg vom eigenen Auto auf Carsharing lohnt, muss man vorab die Kosten für das eigene Auto und den persönlichen Mobilitätsbedarf erfassen und anschliessend mit den Carsharing-Kosten vergleichen.

Was kostet das eigene Auto eigentlich?

Die jährlichen Kosten für ein eigenes Auto setzen sich aus verschiedenen Posten zusammen. Benzin, Versicherung, KFZ-Steuer, Werkstattkosten, Wertverlust und sonstige Kosten (z.B. Parklizenz, Tiefgaragenstellplatz). V.a. den Punkt Wertverlust hat man normalerweise nicht auf dem Schirm, wenn man aber eine ehrliche Rechnung aufmachen will, sollte man ihn berücksichtigen.

Der Wertverlust bedeutet: Man kauft sich einen neuen Skoda Octavia für 20.000 € und verkauft ihn ein Jahr später wieder für 16.700 €. Der jährliche Wertverlust beträgt dann knapp 3.200 €. Der ADAC hat einen sehr guten und detaillierten Kostenrechner für fast jedes Automodell. Dort werden die genannten Fixkosten alle berücksichtigt.

Wie kann ich jetzt die Kosten vergleichen?

Ich habe mir dafür 2013 ein kleines Spreadsheet erstellt und davon jetzt eine neue, übersichtlichere Version 2.o gebaut. Man trägt in das Sheet die Gebühren des Carsharing-Anbieters, die Kosten für das eigene Auto und die Daten zum eigenen Fahrverhalten ein. Mein Sheet beinhaltet die Preise des Münchner Anbieters STATTAUTO und berücksichtigt bei der Kostenberechnung auch dessen spezielle Rabatte. (STATTAUTO bietet hier auch einen guten Rechner für einzelne Fahrten mit dem man mein Spreadsheet im Detail gegenchecken kann)

Die einmalige Aufnahmegebühr und optionale Zusatzversicherungen habe ich nicht berücksichtigt.

Als Fahrzeugtypen habe ich Kleinwagen (z.B. Ford Escort) und Mittelklasse (Kombi) gewählt, weil man die im Normalfall am häufigsten verwenden wird. Mit ein paar kleinen Anpassungen sollte das auch mit Anbietern aus anderen Städten funktionieren. Und so geht es im Detail:

  1. Das Spreadsheet aufrufen
  2. Eine Kopie im eigenen Google-Drive erstellen
  3. Im ersten Reiter „Basisdaten“ alle Daten zum Carsharing-Anbieter und dem eigenen Auto eingeben. In meinem Beispiel sind die eigenes Auto-Kosten, die Kosten unseres letzen Autos, einem gebrauchten Skoda Octavia.
    Alle Felder, die gelb sind müssen individuell ausgefüllt werden.
  4. Im Reiter „Mobilitätsbedarf“ legt man fest, wie oft und wie lang man im Jahr fährt. Ich habe dazu vier Fahrttypen definiert. Der Urlaub, die Wochenendfahrt (Freitag Nachmittag los, Sonntag Abend zurück), der Wochenendausflug (zehn Stunden in die Berge) und sonstige Fahrten (kleinere Besorgungen). Jeder Fahrttyp definiert sich über die Dauer und die zu fahrenden Kilometer.Bei den Tagen kann man nur maximal fünf eingeben (ab dem 6. berechnet STATTAUTO den Wochentarif) und bei den Stunden maximal zehn Stunden (ab der 11. Stunde berechnet STATTAUTO den günstigeren Tagestarif)
  5. Wenn man alles eingegeben hat, sieht man im Reiter „Kostenvergleich“ den direkten Vergleich Carsharing vs. eigenes Auto.
  6. Im Reiter „Detailberechnungen“ sieht es ein bisschen unübersichtlich aus. Dort findet die ganze Rechenmagie statt. Wer mag, kann da reinschauen und kontrollieren, ob ich irgendwo Fehler eingebaut hab.

Welche Vorteile hat Carsharing?

Bei uns hat es sich im Rückblick auf die letzten Jahre schon alleine finanziell gelohnt. Wir liegen seit 2014 jedes Jahr mit unseren Kosten unter den kalkulierten Kosten für das eigene Auto.

Nicht zu unterschätzen ist die emotionale Entlastung. Keine Werkstattbesuche, kein Winterreifenwechseln, keine Parkplatzsuche. Das Auto steht einfach immer abfahrtbereit da und man kann Zusatzfeatures, wie z.B: einen Dachträger oder Schneeketten bei STATTAUTO einfach dazubuchen.

Man hat beim Carsharing immer Zugriff auf einen aktuellen Fuhrpark. Bei uns in der Nähe nutzen wir gerade z.B. einen sehr komfortablen, neuen Hybrid-Kombi mit allen möglichen Zusatzfeatures. Und man kann sich die Wagenklasse nach Bedarf aussuchen. Für den Urlaub nimmt man einen Kombi und für den Ausflug in die Berge reicht auch ein kleinerer Wagen. Dadurch spart man Kosten.

Außerdem nutzen wir nicht mehr für jede Strecke das Auto. Bei einem eigenen Auto ist der Druck es auch zu nutzen sehr groß. Ohne eigenes Auto tritt Carsharing in direkte Konkurrenz zu anderen Verkehrsmitteln. Wir nutzen für längere Strecken öfter die Bahn mit Sparpreisen oder den Fernbus. Das spart ebenfalls Geld.

Ist Carsharing nicht unflexibel und aufwändig?

Das Buchen der Autos geht bei allen Anbietern komfortabel über App oder Browser. Buchungen können bei STATTAUTO auch nachträglich verkürzt oder verlängert werden.

Der Weg zu den Abholstationen ist bei uns auch nicht weiter, als der Weg den wir früher zu unserem geparkten Auto zurücklegen mussten. Zu normalen Zeiten haben wir bisher immer auch noch spontan einen Wagen buchen können. Wobei der Spontanitätsvorteil des eigenen Wagens auch überschätzt wird. Die meisten Fahrten plant man auch mit dem eigenen Wagen schon frühzeitig. Lediglich zu begehrten Buchungszeiten, wie Weihnachten oder Sommerferien sollte man frühzeitig buchen.

Geht Carsharing auch mit Kindern?

Wir haben zwei Kinder und nutzen es seit 2014 ohne Einschränkungen. Einziger Nachteil: man muss die Kindersitze immer aus dem Auto entfernen und in der Wohnung unterbringen. Allerdings macht man das bei Babys in der Babyschale ja sowieso und bei Kindern ab 5-6 Jahren reicht meistens eine Sitzerhöhung ohne Rückenlehne. Die ist leicht transportiert. Es bleibt also ein Zeitraum von knapp vier Jahren in dem man etwas klobigere Sitze bewegen muss.

Vermisst Ihr Euer eigenes Auto?

Nein.

 

 

Bild von The unPixie unter CC BY-SA 2.0, gefunden von Sophie.

12 Gedanken zu „FAQ: Ist Carsharing was für mich?“

  1. Hallo,

    inspiriert durch Ihre früheren Artikel zum Carsharing dachte ich mir auch, als unser privates Auto letzten Sommer nach 16 Jahren den Geist aufgegeben hat, dass wir mir Carsharing, ÖPNV und so weiter schon irgendwie zurecht kommen. Das ist im Sommer nach ganz lustig, wenn man alles mit dem Radl machen kann (Einkaufen, Kind in die KiTa etc) aber spätestens wenn ich mal wirklich auf ein Auto angewiesen bin wird es unangenehm. Haben uns beim Streetlife kostenlos bei Drivenow angemeldet, Problem: das nächste Fahrzeug steht mindestens 900 meter weit weg. Das kann im Regen, bei -5 grad oder wenn das Kind quängelig ist, sehr weit sein. Zudem darf man nicht verschweigen dass zumindest bei DriveNow, die Fahrzeuge zu Stosszeiten schnell mal einfach weg sind. Es ist Freitag Abend 18:00, regnet und ich brauche dringend ein Auto? Viel Glück! Stattauto ist auf dem Papier ganz gut, aber wenn die nächste Station ca 1,3 km weg ist wird es auch hier schnell nervig. Ich möchte eigentlich kein eigenes Fahrzeug besitzen, aber nach 1 1/2 Jahren ohne und komme ich zu dem Schluss das es einfach nur noch nervt sich mit den alternativen rumzuschlagen. Vielleicht sieht es in 5 Jahren besser aus, im Moment gehört da schon auch eine gehörige Portion Enthusiasmus dazu, sich mit alternativen Mobilitätskonzepten rumzuschlagen. Das Nonplusultra ist und bleibt ein Firmenauto.

    Wie auch immer, ihre Blogbeiträge zum Thema Carsharing sind für so manchen trotzdem Gold wert. Gute Arbeit!

    Viele Grüße

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    • Hallo, schön das ihnen meine Postings gefallen haben. Das Problem mit dem Regen und KiTa kenn ich sehr gut. Bei uns wär die Situation mit eigenem Auto aber nicht besser. Das war meistens genauso weit weg geparkt, wie ein STATTAUTO gestanden hätte. Und für solche Fahrten nutzen wir eigentlich sowieso nur das Fahrrad oder bei schlechtem Wetter Bus/U-Bahn. Das gilt eigentlich grundsätzlich für Fahrten innerhalb der Stadt. DriveNow/Car2Go nutzen wir fast nie. Nur in Ausnahmefällen, wenn zufällig einer rumsteht. Ein Firmenwagen brächte auch nichst, da die Parkplatzsituation im Viertel sehr schlecht. Alles in allem kommt es immer auf die persönliche Gesamtsituation an.

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  2. Pingback: Heiko Bielinski

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