in Mobilität

Platz da!

Das da oben ist die Straße vor meinem Haus. Die farbigen Flächen zeigen schematisch die verschiedenen Mobilitätsformen und wie viel Platz sie zur Verfügung haben.

Der Stadtplaner Mikael Colville-Andersen hat ein kleines Tool gebaut, mit dem man auf einem Kartenausschnitt oder einem Foto auf einem Raster markieren kann, wie öffentlicher (Mobilitäts)-Raum genutzt wird.

Ich hab mich mal ein bisschen im Viertel umgeschaut.

So sieht die Straße in echt aus.

Man sieht schon, dass das Tool nicht 100% akkurat sein kann. Es hängt viel von der Perspektive und der Größe des Rasters ab. Aber man kann mit ein paar Ausgleichklicks durchaus ein recht realistisches Abbild der Flächenverteilung erfassen.

Ich hab mir noch zwei weitere Bereiche aus dem Viertel auf der Karte angeschaut. Die Kartenausschnitte habe ich jeweils in den rechten Winkel gedreht, damit die Markierungen einfacher zu setzen sind.

Über die Weißenburger Straße habe ich schon ein paarmal gebloggt. Dort soll ab Sommer für ein Jahr in einem Teilabschnitt eine Fußgängerzone eingerichtet werden. Ich hab in dem Abschnitt die momentane Nutzung des öffentlichen Raums markiert.

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53 % steht Autos zur Verfügung, 39 % Fußgängern. Radfahrer sind in dem Fall vernachlässigbar, weil es keinen eigenen Radweg gibt. Sie teilen sich den Platz mit den Autos und wenn die Fußgängerzone kommt, werden sie sich den Platz mit den Fußgängern teilen.

Interessant ist dabei die momentane Nutzung der Straße. Die Stadt München hat bei einer Erhebung gezählt, dass die Straße zu 73 % von Fußgängern genutzt wird und nur zu 15 % von Autos.

Die Verkehrsteilnehmer, die den Raum momentan am wenigsten nutzen, bekommen den meisten Platz und andersrum.

Im zweiten Fall habe ich mir ein Teilstück der Balanstraße zwischen Orleansstraße und Pariser Straße rausgegriffen. In dem ganzen Bereich teilen sich Fußgänger und Radfahrer auf beiden Straßenseiten den Platz auf einer Fläche, die eigentlich nur für einen der beiden Verkehrsteilnehmer geeignet wäre, sprich ein normal breiter Fußweg wurde halbiert. Gleichzeitig gibt es auf beiden Seiten Parkplätze, viele davon Senkrechtparker, die noch mal mehr Raum benötigen.

Alle drei Beispiel zeigen: Wir stellen einem einzigen Verkehrsmittel meistens mehr als die Hälfte des öffentlichen Raums zur Verfügung. Und dabei wird wiederum die Hälfte dieses Raums nur für ruhenden PKW-Verkehr - also Parkplätze - genutzt.

Die öffentliche Fläche ist begrenzt. Wenn wir umweltfreundliche Mobilität fördern wollen, müssen wir ihr auch mehr Platz zugestehen. Platz z. B. für ruhenden Fußverkehr oder wie ich es nenne: eine Sitzgelegenheit.

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