Phantomias und die Verkehrswende

Im Briefkasten ist das Donald Duck Heft 415 von 1990.

Die letzte Geschichte im Heft ist ein Schmankerl für alle, die sich in den letzten Jahren auch nur einmal ganz kurz in eine Debatte um die Verkehrswende und autoreduzierte Städte begeben haben. Phantomias und der Auto-Krieg! Die Geschichte hat sie wirklich alle:

Eine Stadt, die unter dem Autoverkehr ächzt, Umweltaktivisten, die mit einer Demo die Straße blockieren, wütende Autofahrer, die die Demo am liebsten eigenhändig auflösen wollen, Einzelhändler, die bei ausbleibendem Autoverkehr Angst um ihre Einnahmen haben, eine eskalierende Talkshow, eine Volksabstimmung für ein autofreies Entenhausen, eine Volksabstimmung für die Aufhebung von Tempolimits und die Abschaffung von Ampeln. Entenhausen ein einziger Streit.

Donald ist megagenervt und wird zu seinem Verkehrswende-Alter-Ego Phantomias, bereit für die ultimative Intervention in den automobilen Individualverkehr: Er kappt die Benzinpipeline nach Entenhausen.

Überraschenderweise kommt dadurch keine Nazipartei an die Macht, sondern die Entenhausener gehen wieder mehr zu Fuß oder fahren mit dem Rad, sie entdecken Läden, zu denen sie vorher mit Auto niemals gefunden hätten, Einzelhändler expandieren und erschließen völlig neue Geschäftsfelder, die Luft wird sauber, Nachbarn treffen – zuvor getrennt von der Einsamkeitskapsel Auto – im öffentlichen Raum wieder aufeinander und – ja – sogar der kaputte Kühlschrank, der zu Reparatur muss, ist mit dabei. Der Umweltaktivist merkt, dass man manchmal doch ein Auto braucht. Also vielleicht einmal im Jahr. Und damals gabs halt auch noch keine Lastenräder.

Eine kurze Comicgeschichte für Kinder war von der Vision her 1990 also schon Lichtjahre weiter, als jeder deutsche Verkehrsminister seitdem.

Donald Duck 415 hab ich bei ebay für 2 € erstanden. In einem aktuelleren LTB wurde die Geschichte – oder zumindest eine Geschichte mit dem gleichen Titel – erneut veröffentlicht.

2 Gedanken zu „Phantomias und die Verkehrswende“

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