#rp17

Die 11. re:publica fand dieses Jahr vom 8. – 10. Mai in Berlin statt. So war das.

Letztes Jahr hab ich ja behauptet, wegen unserer Schulkinder könnten meine Frau und ich nicht mehr zusammen zur re:publica fahren. Das war falsch. Dank hilfsbereiter Großeltern, die für vier Tage anreisen und einfach mal den Haushalt übernehmen geht das doch (und ja, am Ende ist dann auch die Wohnung einmal durchgeputzt und im Gefrierfach steht eine vorgekochte Familienportion Bolognese. Ich nehme das an.)

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Weil die Kinder neben Wischgesten mittlerweile auch ganz gut lesen und schreiben können, fällt die Trennung auch gar nicht mehr so schwer und die wichtigsten Fragen werden im Familien-Chat geklärt.

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Unsere Unterkunft liegt zentral in Berlin-Mitte. Im Plattenbau. Das gute am Plattenbau ist ja, dass man, wenn man mal drin ist und rausschaut, den Plattenbau gar nicht mehr sieht. Es sei denn nebenan steht nochmal genau der gleiche Plattenbau.

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Insgesamt besuche ich 18 Vorträge. Viele davon rappelvoll und ich stehe die ersten zwei Tage fast durchgehend. Zwischendurch Treffen mit vielen netten Menschen und kurz, mittel und lang mit denen quatschen. Sehr schön.

Den Plattenbau suchen wir nur zum Schlafen auf, das Abendprogramm unterhält jeden Tag vorzüglich (Mega-laugh-out-loud für Maschek!) und wir sind von 10 bis irgendwann in der Nacht immer durchgehend auf dem Gelände der STATION. Die drei Tage re:publica sind die Wirklichkeit gewordene Filterblase. Man bekommt kaum was von außen mit. Und auch manche Sachen von drinnen nicht. Die Kritik an der Kinderbetreuung und die Protestaktion gegen die Bundeswehr sind erst zwei Tage später bei mir angekommen.

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Auf dem re:learn-Track ist es jedes Jahr dasselbe. Es stellen sich tolle, digitale Bildungsprojekte vor, aber immer nur einzelne Leuchttürme. Und dann kommt man heim und die Kinder schleppen immer noch kiloweise Papier in die Schule und im Klassenzimmer steht ein neuer Rechner, der maximal zum Videogucken genutzt wird.

Ich lasse mir dann noch am Tincon-Stand den Calliope genauer erklären und das klingt alles ganz gut und schlüssig und jetzt muss ich doch mal zur nächsten Elternbeiratssitzung und schauen was geht.

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Ansonsten scheint die Ratlosigkeit der letzten zwei Jahre bezüglich Hass und Hetze im Netz gewichen und man geht über zu Analyse und Gegenwehr. Kurz zusammengefasst in dieser Folie:

Meine drei Vortragsempfehlungen zum Nachgucken decken das dann thematisch auch ziemlich gut ab. Wie konnte es so weit kommen, was sind die Mechanismen dahinter und was kann jeder einzelne dagegen (und für sich) machen?

Elisabeth Wehling – „Die Macht der Sprachbilder. Politisches Framing und neurokognitive Kampagnenführung“,  Kübra Gümüşay – „Wir brauchen Räume zum Denken“ und Felix Schwenzel – „Die Kunst des Liebens“. (Die beiden letzten Vorträge sind noch nicht als Video abrufbar, sollten aber demnächst auf dieser youtube-Playlist auftauchen)

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Auf der Rückfahrt sitzt im ICE an unserem Tisch ein Berliner Rentnerpärchen auf dem Weg nach München. Beide werfen sich immer wieder kleine Neckigkeiten zu, die mit „Watt fummelste denn an meenem Knie rum?“ ihren vorläufigen Höhepunkt erreichen. Süß, denk ich mir. So lang zusammen und das Feuer brennt noch.

Später geht er sich die Beine vertreten und sie fängt ein bisschen an zu plaudern.

Das ist ihre erste längere Zugfahrt überhaupt. Sie ist deswegen ein bisschen aufgeregt. Und stolz. Auf ihren Begleiter. Weil er ist schon 86. Und das merkt man ihm überhaupt nicht an. Funktioniert alles noch super. Nur das Gehör ist runter auf 30%, aber da kann man ja technisch was machen. Aber hätte sie das mit dem Alter vorher gewusst, dann hätte sie sich nicht für Ihn interessiert. Vor einem Jahr. Da sind sie zusammengekommen.

Sie ist ja acht Jahre jünger und ein älterer Mann kommt eigentlich nicht in Frage. Aber bei dem merkt man das ja gar nicht. Alles bestens. Davor haben beide ihre langjährige Partner verloren und jetzt haben sie sich gedacht: so arg lange haben wir auch nicht mehr. Machen wir noch ein bisschen was zusammen. Dieses Jahr z.B. sechs Reisen. Und brandneue Smartphones kaufen. Mit denen schreiben sie sich jetzt immer so kleine Nachrichten hin und her.

Love out loud halt. Immer wieder. Und immer wieder neu.

 

 

4 Gedanken zu „#rp17“

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