Dieses mal mit: Politik, Regen vorm Fenster, einer Podcast-Empfehlung und die Musik spielt immer noch.
Wo wird eigentlich rechts gewählt in Deutschland?
Die Berliner Morgenpost hat die Bundestagswahlen seit 1990 ausgewertet und auf einer Karte visualisiert, wo rechtspopulistische und rechtsextreme Parteien gewählt wurden. Und da kommt u.a. Baden-Württemberg ganz groß raus. Nicht berücksichtigt bei der Auswertung ist die Landtagswahl 2016. Die AFD ist dort aus dem Stand auf 15% der Stimmen gekommen. Und das sind großteils keine abgehängten HartzIV-Empfänger ohne Perspektive. In Spiegelberg, einem kleinen Ort bei Stuttgart, haben knapp 26% AFD gewählt. Die Tagesthemen zeigen Menschen, denen es offensichtlich nicht schlecht geht und die aber irgendwie Angst davor haben, dass Ihnen Flüchtlinge was wegnehmen.
Nicht anders in Haßloch (Rheinland-Pfalz). Haßloch ist der statistische Durchschnitt von Deutschland. Bei der letzten Landtagswahl wählten hier knapp 18% die AFD. Panorama hat die Haßlocher befragt und die Haßlocher haben geantwortet: „Wenn ich Ausländer sehen will, geh ich ins Ausland“ und „Früher war schöner“.
Da stehen sie alle in ihren Carports, schneiden die Hecken schön rund, leben ein komfortables Leben und sind zerfressen von Neid auf Flüchtlinge, die angeblich „alles in den Hintern geschoben bekommen“. Ob Demokratie wirklich so super ist, da sind sie sich auch gar nicht mehr so sicher. Wäre ja viel einfacher, wenn einer alles entscheiden würde.
https://youtu.be/mj4mL9OM7aA
Damit zur Frage, die gerade wahrscheinlich alle vernünftigen Menschen umtreibt, die Grundgesetz und Demokratie für ziemlich geile Errungenschaften halten: Was kann man da machen?
Im letzten Newsletter hab ich dazu schon ein paar Sachen verlinkt und vielleicht wird das hier jetzt auch eine feste Rubrik. Also, wie wärs mit: Netflix ausschalten und in eine Partei eintreten? Gegenaufklärung unterstützen (und dabei immer beobachten, was im AFD/Pegida-Sumpf diskutiert wird)? Und endlich richtig Streiten lernen?
Wenn man weiß, was man nicht wählen will, bleibt immer noch die Frage: was soll man wählen am 24.9.2017? Lieber gar nix? Die Partei?
Antje Schrupp erklärt, warum man sich dieses mal auf eine der fünf etablierten Parteien konzentrieren sollte. Klingt schlüssig.
Wir hier in Bayern stehen ja aber vor einem weiteren Dilemma. Finden wir, vielleicht zum allererstenmal, die Politik der Kanzlerin eigentlich ganz gut und tragen uns mit dem Gedanken die CDU zu wählen (hab ich das grad wirklich geschrieben?), dann müssen wir das Kreuzchen bei Horst Seehofer machen. Und das geht eigentlich nicht.
Vielleicht doch SPD? Ich finde die Nominierung von Martin Schulz soweit ganz o.k. Mal gucken, was der so macht in den nächsten Wochen. Jemand, der Europa grundsätzlich gut findet, kann gerade nicht schaden. Der Spiegel hat 2013 ein interessantes Portrait über Schulz geschrieben.
Jetzt: Runterkommen. Auf Napflix werden Entspannungsvideos gesammelt. Ich lasse hier manchmal auf dem Zweitbildschirm zwei Stunden Regen vor Fenster laufen. Auch gut abschalten kann man beim digitalen Radiosender BR Heimat. Klingt muffig, aber mich entspannt das extrem unaufgeregte Programm des Senders.
Nicht ganz so entspannt, manchmal eher verstörend, geht es bei Astronaut.io zu. Dort kann man sich durch youtube-Videos klicken, die noch kein Mensch zuvor gesehen hat (was meistens auch besser so ist).
Meine lange Podcast-Empfehlungsliste hat einen neuen Eintrag: „Bilals Weg in den Terror„. Philip Meinhold hat für radioeins bereits die ebenfalls empfehlenswerte Podcast-Reihe „Wer hat Burak erschossen?“ produziert. In seinem neuen Projekt zeichnet er den Weg des jungen Teenagers Florent, der in salafistische Kreise gerät und schließlich im syrischen Bürgerkrieg umkommt. Jeden Freitag gibt es eine neue Folge.
Nun aber endlich zur Musik! Heute (fast komplett) unter dem Motto: „Top-Sänger aus coolen Bands, die mal was solo machen wollen“
[Video] Greg Graffin – Making Time
Dr. Greg Graffin (Frontman von Bad Religion) hat ab März ein neues Solo-Album am Start. Die erste Single Making Time kann man jetzt schon hören. Viel ruhiger, aber ähnlich eingängig, wie bei seiner Hausband.
[Video] Bela B – Einer bleibt liegen
Und gleich noch ein Punkmensch, der eine Solo-Platte mit Countryanleihen macht. Das Westernhörspiel von Bela B. habe ich im letzten Newsletter schon verlinkt. Jetzt gibt es das erste Video aus seinem neuen Album. Mit dabei: die Augsburger Puppenkiste!
[Video] Maxïmo Park – Risk to exist
Der Musikexpress hat vor zwei Jahren die Klasse von 2005 ausgerufen. Die ganzen coolen Indie-Bands, vornehmlich aus England, die damals angesagt waren. Hab ich auch alle rauf und runter gehört. Art Brut, Kaiser Chiefs, Arctic Monkeys. Mittlerweile alle irgendwie verschwunden oder zumindest weniger sichtbar. Von Maxïmo Park hatte ich auch schon Jahre nichts Neues mehr gehört (obwohl es immer wieder Veröffentlichungen gab) , dann hab ich sie 2016 beim Dachauer Musiksommer live gesehen und für sehr toll befunden und jetzt kommt auch schon ein neues Album. Das könnte gut werden.
[Video] Tim Kasher – An Answer for everything
Kurz vor der Klasse von 2005 war das US-Label Saddle Creek bei mir hoch im Kurs. Am bekanntesten sicherlich Conor Oberst mit seiner Band Bright Eyes (Oberst auch aktuell mit schönem Solo-Album). Eine meiner Lieblingsplatten von damals ist immer noch (ich hab sie gerade noch mal durchgehört) The ugly organ von Cursive. Tim Kasher ist Sänger bei Cursive und An answer for everything ist von seinem neuen Solo-Album.
[Video] Arcade Fire – I give you power
Das sind irgendwie nicht mehr die alten Arcade Fire, die ich so gern gemocht hab, aber ich kann es akzeptieren. Vielleicht ist der Song live gar nicht so schlecht.
[Video] FJØRT – Lebewohl
Zum Abschluss noch ein Arschtritt. Wir werden alle sterben. Irgendwann. Starkes Video, starker Song.
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