Post von @heibie – S01E02

Diesmal mit Erziehung, Blasenbildung, Grundgesetz, Fungus & Sartana und ganz viel Musik.

SWR2 Wissen: Supernanny liest Rousseau – lernen vom Vater des „Émile“
Die pädagogischen Thesen von Jean-Jacques Rousseau beeinflussen auch heute noch Erzieher und Pädagogen. Soweit ich das verstanden habe, vertritt Rousseau ein eher freiheitliches Erziehungsprinzip (nicht zu verwechseln mit anti-autoritär), d.h. Kinder lernen viel durch Trial&Error und vor allem erst dann, wenn sie auch so weit sind. Finde ich grundsätzlich ganz sympathisch, ist aber auch 250 Jahre nach Rousseau nicht immer leicht umzusetzen.

Von Kindsgeburt an neigen wir Eltern ™ zum Vergleichen. Kann mein Kind schon krabbeln, sprechen, alleine aufs Klo? Wenn nein, warum nicht? Der Dingens ist doch vier Monate jünger und kackt schon vollautonom. Da stimmt doch was nicht. Da muss man doch mal ein bisschen Töpfchentraining machen.

In der Schule geht es weiter. Mein Sohn ist gerade in der dritten Klasse. Das Halbjahreszeugnis steht vor der Tür und der Übertritt in die weiterführende Schule damit jetzt schon, ein Jahr im voraus, auf der Agenda vieler Eltern. Bei manchen gibt es ganz offensiven Notendruck, bei vielen, offiziell entspannten Eltern, passiert das Schielen auf Noten und andere Kinder eher in beiläufigen Nebensätzen.

Ich mag das nicht. Ich sehe schon alleine bei meinen beiden Kindern, daß die sich in ganz vielen Bereichen unterschiedlich schnell entwickeln. Es gibt halt die einen, die lesen mit sieben Jahren schon den ersten Harry Potter durch und andere, die haben in der dritten Klasse immer noch keinen Bock darauf wenigstens die Sprechblasen im Lustigen Taschenbuch zu lesen.

Immer, wenn in meinem Kopf die Kindervergleichsmaschine startet, versuche ich mir das bewusst zu machen: Alles kommt zu seiner Zeit. (funktioniert natürlich nicht immer)


piqd019 Zur Amtseinsetzung Donald Trumps: Medien, Wahlen, Meinungsmache
Christian Fahrenbach erzählt im piqd-Podcast, wie er den US-Wahlkampf erlebt hat. Das eigentlich Interessante kommt am Ende. Da geht es anhand konkreter Beispiele darum, warum und wie sich immer mehr gesellschaftliche Gruppen abnabeln und nur noch ihr eigenes Süppchen kochen.

Der Journalistenberuf ist z.B. schwer zugänglich für Menschen aus unteren gesellschaftlichen Schichten. Die Ausbildung langwierig, teuer und hat einen elitären Ruf. Am Ende sind die Redaktionen weitgehend mit Menschen aus ähnlichen sozialen Schichten besetzt.

Katrin Rönicke bringt im Gespräch ein weiteres Beispiel, daß ich so aus eigener Erfahrung bestätigen kann. Ich komme vom Dorf und als ich Kind war, gab es einen Dorfspielplatz auf dem sich alle Kinder zum Spielen getroffen haben. Heute haben viele Häuser den Spielplatz direkt mit eingebaut. Rutsche, Sandkasten und Trampolin gehören zur Grundausstattung dazu und man lädt sich nur noch die Kinder nach Hause ein, die man mag. Die Begegnung mit allen anderen findet nicht mehr statt.

Oder: Vor acht Jahren war die öffentliche Versorgung mit Kindertagesstätten in München noch schlecht. Wir haben keinen städtischen Platz gefunden. Fündig wurden wir in einer Elterninitiative. Die war und ist toll (und unsere Kinder hatten da eine sehr, sehr gute Zeit), aber sozial durchlässig sind Elterninitiativen meiner Erfahrung nach auch nicht. Zum einen bewirbt sich immer nur eine bestimmte Klientel auf die Betreuungsplätze. Eltern, die die Zeit und/oder das Geld haben sich dort einzubringen und zum anderen ziehen die Eltern, die bereits drin sitzen auch nur wiederum Eltern aus ihrem eigenen Umfeld an. Am Ende sitzen beim Elternabend dann die üblichen Architekten, Ärzte und Irgendwasmitmedien-Eltern auf kleinen Kinderstühlen um den Tisch und reden über das Bio-Mittagessen.

Die städtische Grundschule, in die jetzt beide Kinder gehen, finde ich da eigentlich ganz gut. Da sind alle drin und alle müssen sich mit allen auseinandersetzen. Aber ab der vierten Klasse wird dann schon wieder aufgeteilt und ausgefiltert und wer dann nicht pünktlich Leistung abliefert und in frühen Jahren nicht so toll gefördert wurde, fällt dann schon wieder durchs Raster (ja, das Bildungssystem ist immer noch durchlässig, aber es ist halt mühsam)

Ein ganzheitlich durchdachtes, öffentliches, kostenloses Bildungssystem, daß schon ab dem 2. Lebensjahr ALLE mitnimmt und unterwegs nicht mehr so schnell fallen lässt und aussortiert, das wär doch mal was.

Mit dem Thema „Soziale Ungleichheit und Bildungbeschäftigt sich auch der SozioPod-Podcast hier ausführlich.


2017 wird wohl das Jahr, in dem man zeigen muss, auf welcher Seite man steht. Sascha Lobo in seiner Kolumne über die geschichtsrevisionistische Rede des AFD-Politikers Bernd Höcke:

Ein Gedankenexperiment: Wenn sich einhundert Menschen versammeln, und ein paar sind darunter, die murmeln Nazi-Zeug – das macht die restlichen 95 nicht zu Nazis. Aber wenn diese paar zum Beispiel anfangen würden, sichtbar Hakenkreuz-Fahnen zu hissen, dann kommt ein essenzieller Moment: Wie gehen die 95 mit den fünfen um? Akzeptiert die große Mehrheit diese Symbole unwidersprochen? Bleiben die fünf Teil der Gruppe? Ab einem bestimmten Punkt steht eine gehisste Fahne nicht mehr nur für die fünf, sondern kann oder muss als Absichtserklärung der gesamten Gruppe verstanden werden. So funktioniert politische Gruppendynamik: über Zustimmung, Schweigen und Abgrenzung. Und es gibt einen Moment, da wird Schweigen zur Zustimmung. Als würde man ohne Protest einer Fahne hinterherlaufen.

Vielleicht müssen wir uns alle Buttons anheften. Wie damals „Atomkraft? – Nein Danke„, nur halt mit „Grundgesetz – eigentlich ganz geil!„. Und einfach auch mal was sagen, wenn jemand öffentlich Scheiße labert. Oder einfach mal was machen.


Jetzt zum unterhaltsamen Teil.

Zwei öffentlich-rechtliche Hörspiel-Tipps. In beiden spricht Oliver Rohrbeck mit und man muss sich als Drei ??? Fan ein bisschen Mühe geben, Justus Jonas auszublenden.

Fungus – Pilz des Grauens handelt von einer Gruppe junger Japaner, die auf einer einsamen Insel stranden. Schnell stellt sich raus, dass die Insel ein sehr spezielles Schimmelpilzproblem hat. Jörg Buttgereit (Nekromantik) und Bodo Traber (Splatting Image) haben eine atmosphärische Stunde Hörspiel-Grusel produziert.

Amüsanter geht es in Sartana – Noch warm und schon Sand drauf zu. Grundlage für das Hörspiel ist die deutsche Synchronfassung des gleichnamigen Spaghetti-Westerns (der auch in den Untiefen von youtube schlummert). Für die war Rainer Brandt zuständig. Entsprechend flapsig kommen die Dialoge daher. „Jetzt hast Du ’ne Beule im Bart, aber Deine Plomben kriegen wieder Luft!„. Bela B. spricht Sartana und spielt dazu noch Musik. Und zwar beide Musikrichtungen. Country UND Western.


Steile These, überzeugender Beweis: Walk of life von den Dire Straits ist DER perfekte Song für JEDES Filmende. Star Wars, Planet der Affen, Casablanca. Egal. Es funktioniert immer.

https://youtu.be/yBH_dau4F_M


Und schließlich Musik und Konzerte. Geht wieder mehr auf Konzerte!

[Video] OK Go – Interesting Drug
Eine Morrissey-Coverversion aus gegebenem Anlass.


[Video] Turbostaat – Die Tricks der Verlierer


[Video] The Shins – Dead Alive

Das Video zu Dead Alive ist schon ein paar Monate alt, das neue Album erscheint bald und es gibt vorab noch einen weiteren neuen Song samt Video: Name for you


[Video] Judith Holofernes – Der letzte Optimist

Judith Holofernes tritt am 18.3.2017 in der Münchner Muffathalle auf.


[Video] Bilderbuch – Bungalow

Bilderbuch spielen am 30.3.2017 im Zenith in München.


[Video] Garish – Unter Strom

Garish spielen am 26.3.2017 in der Münchner Milla.


[Video] Emirsian & Dabandjian – Meghavoru
Aren Emirze war früher mal Sänger der deutschen Noiserock-Band Harmful. Dann hat er ein sehr tolles, akustisches Soloalbum aufgenommen, in dem er schon seinen armenischen Wurzeln nachgegangen ist und jetzt hat er mit Ara Dabandjia ein Album komplett in armenischer Sprache aufgenommen. Die beiden treten am 19.3.2017 in der Münchner Milla auf.


Chris Hülsbeck hat in den 90ern viele Computerspiele, die mich sehr viel Schlaf gekostet haben, mit Musik untermalt. Hervorzuheben wären für mich da v.a. der Soundtrack zu Spherical und natürlich die Soundtracks der Turrican-Reihe. Das Münchner Rundfunkorchester spielt am 1.2.2017 im Rahmen der Konzertreihe Videogame Music in Concert u.a. zwei Stücke von Hülsbeck. Auf Spotify gibt es eine mit Orchester eingespielte Version des Turrican II Soundtracks. Das Geld für die Produktion kam u.a. über Crowdfunding zusammen.


Halt die Klappe, ich hab Feierabend!
Franz Jarnach ist tot. Tschüss, Kröti!


2 Gedanken zu „Post von @heibie – S01E02“

  1. Dieses mal mit: Politik, Regen vorm Fenster, einer Podcast-Empfehlung und die Musik spielt immer noch.
    Post von @heibie abonnieren
    Wo wird eigentlich rechts gewählt in Deutschland?
    Die Berliner Morgenpost hat die Bundestagswahlen seit 1990 ausgewertet und auf einer Karte visualisiert, wo rechtspopulistische und rechtsextreme Parteien gewählt wurden. Und da kommt u.a. Baden-Württemberg ganz groß raus. Nicht berücksichtigt bei der Auswertung ist die Landtagswahl 2016. Die AFD ist dort aus dem Stand auf 15% der Stimmen gekommen. Und das sind großteils keine abgehängten HartzIV-Empfänger ohne Perspektive. In Spiegelberg, einem kleinen Ort bei Stuttgart, haben knapp 26% AFD gewählt. Die Tagesthemen zeigen Menschen, denen es offensichtlich nicht schlecht geht und die aber irgendwie Angst davor haben, dass Ihnen Flüchtlinge was wegnehmen.
    Nicht anders in Haßloch (Rheinland-Pfalz). Haßloch ist der statistische Durchschnitt von Deutschland. Bei der letzten Landtagswahl wählten hier knapp 18% die AFD. Panorama hat die Haßlocher befragt und die Haßlocher haben geantwortet: „Wenn ich Ausländer sehen will, geh ich ins Ausland“ und „Früher war schöner“.
    Da stehen sie alle in ihren Carports, schneiden die Hecken schön rund, leben ein komfortables Leben und sind zerfressen von Neid auf Flüchtlinge, die angeblich „alles in den Hintern geschoben bekommen“. Ob Demokratie wirklich so super ist, da sind sie sich auch gar nicht mehr so sicher. Wäre ja viel einfacher, wenn einer alles entscheiden würde.

    https://youtu.be/mj4mL9OM7aA
    Damit zur Frage, die gerade wahrscheinlich alle vernünftigen Menschen umtreibt, die Grundgesetz und Demokratie für ziemlich geile Errungenschaften halten: Was kann man da machen?
    Im letzten Newsletter hab ich dazu schon ein paar Sachen verlinkt und vielleicht wird das hier jetzt auch eine feste Rubrik. Also, wie wärs mit: Netflix ausschalten und in eine Partei eintreten? Gegenaufklärung unterstützen (und dabei immer beobachten, was im AFD/Pegida-Sumpf diskutiert wird)? Und endlich richtig Streiten lernen?
    Wenn man weiß, was man nicht wählen will, bleibt immer noch die Frage: was soll man wählen am 24.9.2017? Lieber gar nix? Die Partei?
    Antje Schrupp erklärt, warum man sich dieses mal auf eine der fünf etablierten Parteien konzentrieren sollte. Klingt schlüssig.
    Wir hier in Bayern stehen ja aber vor einem weiteren Dilemma. Finden wir, vielleicht zum allererstenmal, die Politik der Kanzlerin eigentlich ganz gut und tragen uns mit dem Gedanken die CDU zu wählen (hab ich das grad wirklich geschrieben?), dann müssen wir das Kreuzchen bei Horst Seehofer machen. Und das geht eigentlich nicht.
    Vielleicht doch SPD? Ich finde die Nominierung von Martin Schulz soweit ganz o.k. Mal gucken, was der so macht in den nächsten Wochen. Jemand, der Europa grundsätzlich gut findet, kann gerade nicht schaden. Der Spiegel hat 2013 ein interessantes Portrait über Schulz geschrieben.
    Jetzt: Runterkommen. Auf Napflix werden Entspannungsvideos gesammelt. Ich lasse hier manchmal auf dem Zweitbildschirm zwei Stunden Regen vor Fenster laufen. Auch gut abschalten kann man beim digitalen Radiosender BR Heimat. Klingt muffig, aber mich entspannt das extrem unaufgeregte Programm des Senders.
    Nicht ganz so entspannt, manchmal eher verstörend, geht es bei Astronaut.io zu. Dort kann man sich durch youtube-Videos klicken, die noch kein Mensch zuvor gesehen hat (was meistens auch besser so ist).
    Meine lange Podcast-Empfehlungsliste hat einen neuen Eintrag: „Bilals Weg in den Terror„. Philip Meinhold hat für radioeins bereits die ebenfalls empfehlenswerte Podcast-Reihe „Wer hat Burak erschossen?“ produziert. In seinem neuen Projekt zeichnet er den Weg des jungen Teenagers Florent, der in salafistische Kreise gerät und schließlich im syrischen Bürgerkrieg umkommt. Jeden Freitag gibt es eine neue Folge.
    Nun aber endlich zur Musik! Heute (fast komplett) unter dem Motto: „Top-Sänger aus coolen Bands, die mal was solo machen wollen“
    [Video] Greg Graffin – Making Time

    Dr. Greg Graffin (Frontman von Bad Religion) hat ab März ein neues Solo-Album am Start. Die erste Single Making Time kann man jetzt schon hören. Viel ruhiger, aber ähnlich eingängig, wie bei seiner Hausband.
    [Video] Bela B – Einer bleibt liegen

    Und gleich noch ein Punkmensch, der eine Solo-Platte mit Countryanleihen macht. Das Westernhörspiel von Bela B. habe ich im letzten Newsletter schon verlinkt. Jetzt gibt es das erste Video aus seinem neuen Album. Mit dabei: die Augsburger Puppenkiste!
    [Video] Maxïmo Park – Risk to exist

    Der Musikexpress hat vor zwei Jahren die Klasse von 2005 ausgerufen. Die ganzen coolen Indie-Bands, vornehmlich aus England, die damals angesagt waren. Hab ich auch alle rauf und runter gehört. Art Brut, Kaiser Chiefs, Arctic Monkeys. Mittlerweile alle irgendwie verschwunden oder zumindest weniger sichtbar. Von Maxïmo Park hatte ich auch schon Jahre nichts Neues mehr gehört (obwohl es immer wieder Veröffentlichungen gab) , dann hab ich sie 2016 beim Dachauer Musiksommer live gesehen und für sehr toll befunden und jetzt kommt auch schon ein neues Album. Das könnte gut werden.
    [Video] Tim Kasher – An Answer for everything

    Kurz vor der Klasse von 2005 war das US-Label Saddle Creek bei mir hoch im Kurs. Am bekanntesten sicherlich Conor Oberst mit seiner Band Bright Eyes (Oberst auch aktuell mit schönem Solo-Album). Eine meiner Lieblingsplatten von damals ist immer noch (ich hab sie gerade noch mal durchgehört) The ugly organ von Cursive. Tim Kasher ist Sänger bei Cursive und An answer for everything ist von seinem neuen Solo-Album.
    [Video] Arcade Fire – I give you power

    Das sind irgendwie nicht mehr die alten Arcade Fire, die ich so gern gemocht hab, aber ich kann es akzeptieren. Vielleicht ist der Song live gar nicht so schlecht.
    [Video] FJØRT – Lebewohl

    Zum Abschluss noch ein Arschtritt. Wir werden alle sterben. Irgendwann. Starkes Video, starker Song.
    Ältere Ausgaben meines Newsletters kannst Du im Archiv nachlesen.

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  2. Dieses mal mit: Politik, Regen vorm Fenster, einer Podcast-Empfehlung und die Musik spielt immer noch.
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    Wo wird eigentlich rechts gewählt in Deutschland?
    Die Berliner Morgenpost hat die Bundestagswahlen seit 1990 ausgewertet und auf einer Karte visualisiert, wo rechtspopulistische und rechtsextreme Parteien gewählt wurden. Und da kommt u.a. Baden-Württemberg ganz groß raus. Nicht berücksichtigt bei der Auswertung ist die Landtagswahl 2016. Die AFD ist dort aus dem Stand auf 15% der Stimmen gekommen. Und das sind großteils keine abgehängten HartzIV-Empfänger ohne Perspektive. In Spiegelberg, einem kleinen Ort bei Stuttgart, haben knapp 26% AFD gewählt. Die Tagesthemen zeigen Menschen, denen es offensichtlich nicht schlecht geht und die aber irgendwie Angst davor haben, dass Ihnen Flüchtlinge was wegnehmen.
    Nicht anders in Haßloch (Rheinland-Pfalz). Haßloch ist der statistische Durchschnitt von Deutschland. Bei der letzten Landtagswahl wählten hier knapp 18% die AFD. Panorama hat die Haßlocher befragt und die Haßlocher haben geantwortet: „Wenn ich Ausländer sehen will, geh ich ins Ausland“ und „Früher war schöner“.
    Da stehen sie alle in ihren Carports, schneiden die Hecken schön rund, leben ein komfortables Leben und sind zerfressen von Neid auf Flüchtlinge, die angeblich „alles in den Hintern geschoben bekommen“. Ob Demokratie wirklich so super ist, da sind sie sich auch gar nicht mehr so sicher. Wäre ja viel einfacher, wenn einer alles entscheiden würde.

    https://youtu.be/mj4mL9OM7aA
    Damit zur Frage, die gerade wahrscheinlich alle vernünftigen Menschen umtreibt, die Grundgesetz und Demokratie für ziemlich geile Errungenschaften halten: Was kann man da machen?
    Im letzten Newsletter hab ich dazu schon ein paar Sachen verlinkt und vielleicht wird das hier jetzt auch eine feste Rubrik. Also, wie wärs mit: Netflix ausschalten und in eine Partei eintreten? Gegenaufklärung unterstützen (und dabei immer beobachten, was im AFD/Pegida-Sumpf diskutiert wird)? Und endlich richtig Streiten lernen?
    Wenn man weiß, was man nicht wählen will, bleibt immer noch die Frage: was soll man wählen am 24.9.2017? Lieber gar nix? Die Partei?
    Antje Schrupp erklärt, warum man sich dieses mal auf eine der fünf etablierten Parteien konzentrieren sollte. Klingt schlüssig.
    Wir hier in Bayern stehen ja aber vor einem weiteren Dilemma. Finden wir, vielleicht zum allererstenmal, die Politik der Kanzlerin eigentlich ganz gut und tragen uns mit dem Gedanken die CDU zu wählen (hab ich das grad wirklich geschrieben?), dann müssen wir das Kreuzchen bei Horst Seehofer machen. Und das geht eigentlich nicht.
    Vielleicht doch SPD? Ich finde die Nominierung von Martin Schulz soweit ganz o.k. Mal gucken, was der so macht in den nächsten Wochen. Jemand, der Europa grundsätzlich gut findet, kann gerade nicht schaden. Der Spiegel hat 2013 ein interessantes Portrait über Schulz geschrieben.
    Jetzt: Runterkommen. Auf Napflix werden Entspannungsvideos gesammelt. Ich lasse hier manchmal auf dem Zweitbildschirm zwei Stunden Regen vor Fenster laufen. Auch gut abschalten kann man beim digitalen Radiosender BR Heimat. Klingt muffig, aber mich entspannt das extrem unaufgeregte Programm des Senders.
    Nicht ganz so entspannt, manchmal eher verstörend, geht es bei Astronaut.io zu. Dort kann man sich durch youtube-Videos klicken, die noch kein Mensch zuvor gesehen hat (was meistens auch besser so ist).
    Meine lange Podcast-Empfehlungsliste hat einen neuen Eintrag: „Bilals Weg in den Terror„. Philip Meinhold hat für radioeins bereits die ebenfalls empfehlenswerte Podcast-Reihe „Wer hat Burak erschossen?“ produziert. In seinem neuen Projekt zeichnet er den Weg des jungen Teenagers Florent, der in salafistische Kreise gerät und schließlich im syrischen Bürgerkrieg umkommt. Jeden Freitag gibt es eine neue Folge.
    Nun aber endlich zur Musik! Heute (fast komplett) unter dem Motto: „Top-Sänger aus coolen Bands, die mal was solo machen wollen“
    [Video] Greg Graffin – Making Time

    Dr. Greg Graffin (Frontman von Bad Religion) hat ab März ein neues Solo-Album am Start. Die erste Single Making Time kann man jetzt schon hören. Viel ruhiger, aber ähnlich eingängig, wie bei seiner Hausband.
    [Video] Bela B – Einer bleibt liegen

    Und gleich noch ein Punkmensch, der eine Solo-Platte mit Countryanleihen macht. Das Westernhörspiel von Bela B. habe ich im letzten Newsletter schon verlinkt. Jetzt gibt es das erste Video aus seinem neuen Album. Mit dabei: die Augsburger Puppenkiste!
    [Video] Maxïmo Park – Risk to exist

    Der Musikexpress hat vor zwei Jahren die Klasse von 2005 ausgerufen. Die ganzen coolen Indie-Bands, vornehmlich aus England, die damals angesagt waren. Hab ich auch alle rauf und runter gehört. Art Brut, Kaiser Chiefs, Arctic Monkeys. Mittlerweile alle irgendwie verschwunden oder zumindest weniger sichtbar. Von Maxïmo Park hatte ich auch schon Jahre nichts Neues mehr gehört (obwohl es immer wieder Veröffentlichungen gab) , dann hab ich sie 2016 beim Dachauer Musiksommer live gesehen und für sehr toll befunden und jetzt kommt auch schon ein neues Album. Das könnte gut werden.
    [Video] Tim Kasher – An Answer for everything

    Kurz vor der Klasse von 2005 war das US-Label Saddle Creek bei mir hoch im Kurs. Am bekanntesten sicherlich Conor Oberst mit seiner Band Bright Eyes (Oberst auch aktuell mit schönem Solo-Album). Eine meiner Lieblingsplatten von damals ist immer noch (ich hab sie gerade noch mal durchgehört) The ugly organ von Cursive. Tim Kasher ist Sänger bei Cursive und An answer for everything ist von seinem neuen Solo-Album.
    [Video] Arcade Fire – I give you power

    Das sind irgendwie nicht mehr die alten Arcade Fire, die ich so gern gemocht hab, aber ich kann es akzeptieren. Vielleicht ist der Song live gar nicht so schlecht.
    [Video] FJØRT – Lebewohl

    Zum Abschluss noch ein Arschtritt. Wir werden alle sterben. Irgendwann. Starkes Video, starker Song.
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