Ich hab nix gegen Autos, aber…
Autos nehmen in der Stadt unverhältnismässig viel Platz weg. Platz, den man viel besser nutzen könnte. Da muss was Intelligenteres her. Vier Fünf anschauliche Tweets dazu. Nur mal so.
Brilliant visual illustration of how much #publicspace we have given to #cars pic.twitter.com/jAYWBuO4hn
— Complete Mobility (@DewanMKarim) November 14, 2014
72 Personen unterwegs -mit Fahrrad -mit PKW -mit ÖPNV So sieht’s aus: via @bilio_muydunuz pic.twitter.com/g1rqwAtsjg
— Bilkay Öney (@bilkayoeney) March 9, 2015
Witte de Withstraat, Rotterdam in 2009 & in 2014 after parking spaces removed. pic.twitter.com/aXDL4RGRgd
— Dodi (@dodiraditya) March 11, 2015
Strike! pic.twitter.com/lHy9DUbqCd (v @Propagandarad)
— Holger Klein (@holgi) March 19, 2015
What happened the bicycle? This is in Germany! pic.twitter.com/vjrFHUAVlC
— Ralf Zille (@RalfZille) March 19, 2015
Dem deutschen Auto geht’s anscheinend schlecht. Für Armin Laschet von der CDU gehen „Fahrverbote an die Substanz unseres Landes“, Karl Heinz Bley (CDU) fürchtet „Mobilitätseinschränkungen für Diesel“ und die FDP diagnostiziert einen „Kreuzzug gegen den Verbrennungsmotor“.
Kurz noch bei Google News und am Zeitungskiosk geschaut. Übel!
Wie schlimm ist es wirklich? Stirbt das Auto bald aus? Wieviel Lasten kann der deutsche Autofahrer noch tragen? Ich hab mal vor die Haustür geschaut.
Glücklicherweise wohne ich direkt an einer von den rot/violetten Straßen auf dieser Karte.
Die Farben stehen für hohe Stickstoffdioxid-Werte. Die stark eingefärbten Wege sind die täglichen Hauptverkehrswege der Autos. Sowas wie Wildwechseltrampelpfade von Rehen im Wald. Ideal also, um zu schauen, wie es in freier Wildbahn wirklich um das deutsche Auto steht. Ob es überhaupt noch genug Platz, Lebensraum hat.
Los geht’s bei der ersten Kreuzung. Baustelle. Baustellen sind ok, die Stadt wächst, Infrastruktur muss erweitert werden. Aber müssen sich deswegen gleich die ganzen durchgeknallten Radl-Rambos von ihrem Hochsicherheitsradstreifen nach der Kreuzung mit auf die Autospur drängen. Rücksichtslos!
Sollen sie gefälligst den großzügig bemessenen Bürgersteig nebenan mitnutzen.
Das funktioniert ja hier auch super. Haben sie sogar noch ein Dach. Wenn’s mal regnet. Mehr Radlhauptstadt geht nicht.
Auch nervig: ewig lange Grünphasen für Fußgänger (nur 13 Sekunden!? Hallo?! Da beschleunigt das deutsche Auto locker von 0 auf 200!!!). Im Prinzip Freiheitsberaubung für Autofahrer. Das deutsche Auto setzt hier mit Recht und zur Sicherheit schon mal seine Duftmarke und stellt klar: Fußgängergrün ist nur eine grobe Empfehlung. Bei nichtsichtbarem Fußgängergrün besteht auch kein Rechtsanspruch mehr auf sichere Überquerung. Es darf blockiert werden. (vgl. dazu auch deutsches Autogrundgesetz §4, Abs. 3)
Hab ich die Parkplätze schon erwähnt? Es gibt keine mehr (oder sie sind unverschämt teuer!!! *wutbürgersmily*). So kann das deutsche Auto nicht leben. Es braucht Platz. Zum Parken. Den ganzen Tag. Das deutsche Auto liebt Parken. Eigentlich parkt es viel öfter und länger als das es fährt. Und wenn der Parkplatz nicht da ist, dann nimmt sich das deutsche Auto den Parkplatz selbst.
Z.B. bei der Ausfahrt vom Nachbarhof: Realitätsferne Schreibtischheinis haben mal in die StVO geschrieben, dass man direkt an Ausfahrten nicht parken soll. Irgendwas mit Sichtbehinderung. Lächerlich. Mit juristisch wasserdichtem Gewohnheitsrecht parkt hier eigentlich immer irgendein Auto.
Und wer Bürgersteige so breit baut, dass man locker ein Auto darauf abstellen kann, muss sich nicht wundern, wenn das dann auch passiert. Das ist quasi eine Einladung! Das deutsche Auto kann da gar nicht anders.
Es gibt aber Licht am Ende des Luise-Kiesselbach-Tunnels: Glücklicherweise legt die Stadt zunehmend neue Parkstreifen an (Stichwort: 2. Reihe). Radler halten die irrtümlicherweise für Radwege. LoL!
Insgesamt erschütternde Lage. Das deutsche Auto ist unter Beschuss!
Die korrupten, wildgewordenen Freaks und Diesel-Hasser von der Umwelthilfe, die Europäische Union und dann noch diese Jugendlichen. Es besteht Handlungsbedarf.
Wir brauchen intelligente Imagekampagnen, noch mehr SUVs für größere Parkplätze, gezielte, staatliche Förderprogramme, staatliche Unterstützung für die Autoindustrie und Politiker, die auch mal juristisch Fünfe gerade sein lassen.
Dann wird sich das deutsche Auto nicht unterkriegen lassen und sich seinen Platz in der Stadt immer wieder selbst nehmen. Der Platz der ihm seit
Anbeginn der Zeitknapp 60 Jahren zusteht.Mein spontaner Tweet zur morgendlichen Auslastung von Autos auf einer großen Einfahrtstraße Münchens hat ein paar Antworten provoziert. Ein Best-Of.
Vorweg: Meine Beobachtung bezog sich konkret auf die Großstadt München (und ist wahrscheinlich übertragbar auf andere Metropolen). Im ländlichen Raum ist die Lage sicher anders.
Und: Ich hasse Autos nicht.
Einige meiner besten Freunde sind AutosIch fahr sogar selbst Auto, seit ein paar Jahren aber kein eigenes mehr.Gleichzeitig wohne ich aber auch in der Stadt. An einer vielbefahrenen Straße.
Wie ich es sehe, in aller Kürze: Das individuell, täglich genutzte Auto nimmt im Vergleich zu anderen Personentransportmitteln zu viel Platz im städtischen, öffentlichen Raum in Anspruch. Es ist eigentlich ziemlich ineffizient, wenn man möglichst viele Personen schnell von A nach B bringen will. Und hat noch ein paar Nachteile mehr.
Ich finde es gut, Autofahren in der Stadt weniger attraktiv, und ÖPNV/Rad/Fußwege im Gegenzug wesentlich attraktiver zu machen.
Meine Lösung sieht wie folgt aus:
Das sehen natürlich nicht alle so. Neben den vielen Zustimmungen und Herzchen gab es auch ein paar Gegenstimmen. Die besten hab ich mal zusammengetragen und kommentiert. Das ist natürlich null repräsentativ, aber ich denke, da sind schon viele Sachen drin, die auch in einer groß angelegten Forsa-Umfrage: „Auto vs. ÖPNV“ rauskommen könnten.
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Der ÖPNV ist zu laut, zu voll, man wird krank und bekommt Flöhe.
Damit kann ich, bis auf die Flöhe, als Anwohner einer vielbefahrenen Straße auch genau umgekehrt, gegen den Autoverkehr argumentieren. Und als Bonus gibt es das alles für mich auch noch den ganzen Tag und nicht nur zu den Pendelzeiten am Morgen und Abend.
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Mit dem eigenen Auto fahren ist viel günstiger, als mit dem ÖPNV
Die Rechnung stimmt in den meisten Fällen wahrscheinlich nur, wenn man lediglich die Benzinkosten berechnet. Dazu kommen aber eigentlich noch Versicherung, Parkgebühren, Steuer, Werkstattkosten und v.a. der Wertverlust. Man kann zwar sagen: „Ich habe das Auto ja sowieso, fahr ich halt auch damit.“ Die ganzen Kosten gehen davon aber faktisch ja nicht weg. Der ADAC bietet hier einen guten Kostenkalkulator für die tatsächlichen, durchschnittlichen monatlichen Autokosten. Die kann man sich ja anteilig z.B. auf den täglichen Pendelweg hochrechnen und dann mit einem Monatsticket vergleichen.
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Der ÖPNV ist unpünktlich und unzuverlässig.
Man sei ja schon bereit S-Bahn zu fahren. Aber erst wenn sie wirklich immer supersuperpünktlich ist.
https://twitter.com/lutz_reinhardt/status/1027253863148146688
Auf der einen Seite verliert ein Münchner S-Bahn-Pendler im Jahr handgemessene 16 Stunden Lebenszeit. Das nervt, keine Frage. Und natürlich kommt es in München immer wieder zu kompletten S-Bahn Ausfällen, Busse und U-Bahnen haben Verspätung. Das MVV-Pendlerleben ist kein leichtes.
Auf der anderen Seite ist München aber halt auch Autostau-Hauptstadt. 51 Stunden verschwenden Münchner jährlich im Auto. Eine ehrliche Rechnung müsste also die jährliche Zeitverschwendung durch verspätete und ausgefallene öffentliche Verkehrsmittel und die vertrödelte Zeit im Stau gegenrechnen.
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Der Autofahrer wird eh schon abgezockt. Parkgebühren sind z.B. Wegelagerei.
In München zahlt man für einen Parkausweis, der zum Parken im Wohnviertel berechtigt, 30 €. Das sind 2,50 € im Monat. Das ist noch günstiger als eine Einzelfahrt mit dem MVV. Und dafür wird ein öffentlicher Platz freigehalten, auf dem sonst mindestens 10-12 Fahrräder stehen könnten. Wenn man alle gesellschaftlichen Kosten dazurechnet, die direkt oder indirekt vom Auto verursacht werden, kommen Autofahrer momentan wahrscheinlich noch ziemlich günstig weg.
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Wenn keine Autos mehr in die Stadt fahren, stirbt der Einzelhandel
Konkrete Beispiele zeigen dass genau das Gegenteil der Fall ist. Einkaufsstraßen werden wieder attraktiver und es geht dem Einzelhandel besser. Die einleuchtendste Erklärung hab ich mal von einem Verkehrsforscher gehört (die Quelle finde ich leider nicht mehr). Sinngemäßg ging das so: „Auf einen Autoparkplatz passt nur ein Geldbeutel. Auf den gleich großen Fahrradparkplatz passen 10-12 Geldbeutel.“
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Das Auto „stirbt“
Ich glaube, die Formulierung erklärt ganz gut das irrationale Verhältnis vieler Menschen zu ihrem Auto. Es geht nicht kaputt, es stirbt.
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Du bist nur neidisch auf die Menschen mit den dicken Autos.
https://twitter.com/m4rc3l85/status/1026824377835368454
Das kann ich ausschließen.
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Aber die Fahrradfahrer halten sich nicht an Regeln!
Aber, aber … whatabout!?
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DU BIST KEIN VEGETARIER!
https://twitter.com/JuergenKuehner/status/1026746593536401408
… und kaufst nur Billigfleisch! „Edeka halt“. ¯_(ツ)_/¯
https://twitter.com/JuergenKuehner/status/1026751993526804481