Können wir heute spontan zu IKEA fahren?

Kurz vor Weihnachten haben wir unser Auto verkauft und uns beim Münchner Car-Sharing-Anbieter STATTAUTO angemeldet. Ob das eine gute Idee ist, hatte ich theoretisch schon vor ziemlich genau einem Jahr durchgerechnet und erörtert, praktisch wird sich das im nächsten Jahr zeigen.

Es gibt aber eine wichtige Frage, die jetzt sofort geklärt werden muss:

Können wir noch spontan zu IKEA fahren?

Das war die Sorge, die drei Menschen, unabhängig voneinander, als erstes hatten, als sie von unserem Vorhaben hörten.
Nun, ich weiss es doch auch nicht. Keine Ahnung. Mal gucken.

Man muss nämlich so ein STATTAUTO vor Benutzung reservieren. Und da es nur eine begrenzte Anzahl an Autos gibt, gibt es auch mal den Fall, daß es grad keine Autos mehr gibt, wenn man spät dran ist und z.B. zwei Tage vor Weihnachten merkt, daß man aus Versehen nur einen Zweisitzer für die Familienheimfahrt gebucht hat und dann nach panischer Recherche feststellt, dass wirklich alle Autos mit mehr als zwei Sitzen ausgebucht sind. Alle, bis auf einen einzigen Fiat 500 (der aber auch nur noch zu haben ist, weil STATTAUTO noch bis 31. Dezember eine Kooperation mit Flinkster hat), in dem man tatsächlich eine vierköpfige Familie mit Gepäck unterbringt, was, betrachtet man sich das Fahrzeug von außen, unmöglich erscheint. Naja, es war ganz schön knapp an Weihnachten. Aber egal, denn ich will wissen:

Ist so ein Fiat 500 wirklich immer für uns da, wenn wir mal spontan zu IKEA wollen?

Um das rauszufinden, starte ich einen Langzeitversuch.

Ich gehe mal davon, daß die meisten Deutschen ihre spontanen IKEA-Besuche am Samstag einplanen. So von 10:00 bis 16:00. Da kann man bei Bedarf noch ein zweites Frühstück zu sich nehmen oder gleich mit Köttbullar (groß) und Pommes in den spontanen IKEA-Besuch starten. Um 15:00 dann noch Kaffee (kostenlos mit der IKEA Family ™-Karte!) und Mandeltorte (frisch aufgetaut) oder Waffeln (schön angeranzt). Zwischendurch hat man sich in der Möbelausstellung verlaufen, 100 Duftkerzen gekauft und sich über die bescheuerten Kindernamen lustig gemacht, die ausgerufen wurden. Um 16:00 ist man genervt wieder daheim und nimmt sich vor nie wieder spontan zu IKEA zu fahren.

Ich werde ab heute versuchen jeden Samstag Morgen zu checken, ob wir spontan zu IKEA fahren könnten. Wenn ich lustig drauf bin, teste ich vielleicht auch mal unter der Woche, ob genau jetzt eine spontane Fahrt zu IKEA möglich wäre. Ich prüfe dabei auf die Verfügbarkeit der vier STATTAUTO-Klassen A,B,C und D und der Fahrzeuge der Konkurrenzanbieter von DriveNow und Flinkster (Die Car2Go-Smarts kommen nicht in Frage, weil wir da nicht reinpassen). Die Autos sollten im Umkreis von maximal einem Kilometer bereitstehen. Die Ergebnisse werden in diesem Google Spreadsheet erfasst und ich bin gespannt, was dabei rauskommt. Heute Morgen hätten wir schon mal können, wenn wir gewollt hätten.

13 Gedanken zu „Können wir heute spontan zu IKEA fahren?“

  1. Ich fahre immer mit der Tram zu IKEA und dort waren dann Dienstleister, die für 20 EUro alles zu meiner Wohnung fahren.
    Dieses Autothema wird so irrational behandelt. Also von den anderen.

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  2. Toller Beitrag. Finde ich echt klasse, dass du das mal ausprobiert hast und die Erfahrungen damit mitteilst. Spontan nach Ikea fahren ist und bleibt immer was richtig tolles.

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  3. Hi Hike

    was sind das für Zahlen in deinem Sheet (850 Autos haben die ja selbst in Muc nicht pro Klasse;) und was bedeutet aktive Buchung (lief dein Skript Amok und hat gebucht ;))

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  4. @tbee Die Zahlen sind die Entfernungen zum Auto/zur Station. „aktive Buchung“ bedeutet, daß ich in dem Zeitraum ein Auto gemietet hatte und dann kann man die Verfügbarkeit von einem weiteren Auto leider nicht abfragen.

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  5. Christian Lindner äußert sich auf Twitter zur Klimaschutzdebatte. Er hält nichts von Verboten, will nicht auf Mobilität verzichten und demnächst mit einem (eigenen) Wasserstoffauto in Berlin unterwegs sein. Alles im Namen der „Freiheit“.

    Wir haben eine Verpflichtung, #CO2 ein Limit zu geben. Nur so werden wir den #Klimawandel bekämpfen können. Unser Ziel sollte es aber sein, dass für das Erreichen dieses CO2-Limits niemand seine freie Lebensweise aufgeben muss. Deshalb: Innovationen! CL #Verzicht pic.twitter.com/QPU9pZvmd1— Christian Lindner (@c_lindner) September 24, 2019

    Freiheit und Unabhängigkeit, damit macht die Autoindustrie seit Jahrzehnten Werbung, das ist die Erzählung hinter dem Auto.

    Anders als CO2-Werte kann man Freiheit nur bedingt in Zahlen messen. Da ist immer viel individuelles Gefühl. Auto und Freiheit also. Hier mein Gefühl (und ein paar Zahlen).

    Mit 18 auf dem Land war mein erstes Auto ein roter Fiat Uno und das war definitiv ganz viel Freiheit. In einem 700-Einwohner-Dorf, wo drei mal am Tag ein Bus hält, bedeutet ein roter Fiat Uno: Unabhängigkeit von den Eltern, Disco, Großstadt (ja, ok. Heilbronn) und McDrive.

    Später dann, in Stuttgart und anschließend in München stand natürlich auch immer ein eigenes Auto vor der Tür.

    Wobei: direkt vor der Tür meistens nicht. Und da fängt’s auch schon an mit unseren (mittlerweile war meine Frau dazugekommen, später noch zwei Kinder) Autos und der Freiheit.

    Wir hatten die Freiheit jedes mal nach einer Ausfahrt erst mal noch 20 Minuten durch die Münchner Stadteile Giesing oder Haidhausen zu fahren um einen der raren Parkplätze zu finden. Vor der Tür war der dann meistens nicht.

    Unsere Freiheit bestand darin, mit dem Auto mindestens zwei mal im Jahr in die Werkstatt zu fahren („nur ne Kleinigkeit, Herr/Frau Bielinski“) und drei Tage später auf den Anruf des Meisters zu warten („Jaaaa, da haben wir jetzt noch was am Vergaser gefunden und der Keilriemen, ach, ach… Macht dann zusammen 1234 €.“)

    Es war grenzenlose Freiheit, als wir ein (geerbtes) Auto abholten und schon auf der Rückfahrt nach München der Motor komplett im Arsch war. Mitten auf der Autobahn. Und als wir einen Gebrauchtwagen bei einem Händler kurz vor Stuttgart kauften, eine Woche später feststellten, dass das Display nur noch flackert und offensichtlich ein Mangel vorliegt, der Händler dies aber, überraschenderweise, komplett anders sah.

    Und wieviel Freiheit im Spiel war bei den zwei abgefahrenen Rückspiegeln an unserem parkenden Auto. Also v.a. die Freiheit für die beiden Rückspiegelabfahrer sich nicht zu melden. Gemeldet hat sich immerhin der LKW-Fahrer, der unser in Freiheit parkendes Auto (das Geerbte, wir haben den kaputten Motor selbstverständlich austauschen lassen) seitlich ein bisschen aufgeschlitzt hat.

    Weiterhin zählten zu unseren Freiheiten: Reifen wechseln, TÜV-Termine ausmachen, im Stau stehen, KFZ-Versicherungen vergleichen, neue Autos recherchieren und KFZ-Steuer zahlen.

    Wir haben uns insgesamt so dermaßen frei gefühlt, dass wir 2013 unser Auto verkauft haben und auf stationäres Car-Sharing (nicht verwechseln mit den free-Floatern von ShareNow etc.), Bus, Bahn, Fahrrad und was der moderne, urbane Mobilitätsmarkt sonst noch so hergibt, umgestiegen sind.

    Seitdem müssen wir keine Parkplätze mehr suchen (jedes Car-Sharing-Auto hat seinen Stellplatz im nahen Wohnumfeld), uns nicht mehr mit Werkstätten rumärgern (die Wartung übernimmt der Car-Sharing-Anbieter), wir können immer das passende Auto zum jeweiligen Nutzungsfall mieten (Transporter für den Umzug, Mini für den Ausflug und Kombi für den Urlaub) und es anschließend einfach abstellen und nicht mehr dran denken. Wir haben keinerlei emotionale Bindung mehr zu den Autos, die wir nutzen.

    Und da das Auto jetzt nur noch eine von mehreren Mobilitätsoptionen ist, haben wir bei jeder anstehenden Fahrt die WahlFREIHEIT und nutzen zunehmend die Bahn. Die ist nämlich im Durchschnitt gar nicht so unkomfortabel und unpünktlich, wie ihr immer unterstellt wird. V.a. wenn man im ICE sitzt und im Radio die 20-Kilometer-Staumeldungen von der A8 München – Stuttgart hört.

    Gefühlte Freiheit – schon mal Haken dran. ✅

    Dazu kommt: Wir sparen Geld seit wir kein eigenes Auto mehr besitzen. Wie die Rechnung genau geht, kann man hier nachlesen. Die kurze Fassung: ein Auto zu besitzen kostet viel mehr, als nur die Benzinkosten. Die Balken unten zeigen, was wieviel kostet.

    Mehr finanzielle Freiheit – auch ein Häkchen ✅

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    MobilitätskostenInfogram

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