Endlich. Es gibt jetzt auch biologisch einwandfreie SUVs. Drei davon stehen gerade in München. Die Künstlerin Folke Köbberling hat drei unterschiedliche SUV-Modelle für ihr Projekt Mash & Heal mit Biomasse nachgebaut. Die Installationen stehen da jetzt ein Jahr und sollen langsam zerfallen. Am Ende werden die Reste in einer Prozession zu einer entsiegelten Fläche gebracht und erhalten dort ihre letzte Ruhestätte. Die SUVs stehen zum einen an zwei hochfrequentierten Pendlerrouten (Ecke Dachauer Straße/Schleißheimer Straße, Europaplatz vorm Friedensengel) und an der zentral gelegenen Innenstadtecke Herzog-Wilhelm-Straße/Kreuzstraße.
Im SZ Bericht kann man schon erahnen, dass die Kunstwerke niemanden kalt lassen. Man muss sich als Passant irgendwie dazu verhalten. Gut so.
Die Künstlerin berichtet bei einer kleinen Podiumsrunde am 27. September im Kunstlabor2 Ähnliches. Leute machen sich Gedanken, welche Modelle sich unter dem Dreck verbergen (keins, echte SUVs wurden nur als Form genutzt und dann wieder entfernt), vergleichen mit ihrem eigenen Auto, erzählen, warum sie selber einen fahren oder warum nicht oder dass der da auf keinen Fall stehen bleiben kann, weil man den Platz hier regelmäßig nutzt, um Sachen auszuladen und man zur Not auch selbst Hand anlegen wird, um das Ding zu entfernen (alle drei stehen nicht auf Parkplätzen).
Ich hab zwar kaum Ahnung von Kunst, aber ich hab mal ChatGPT gefragt, was Kunst eigentlich machen soll und da steht u.a.: Ausdruck und Kommunikation, Ästhetische Erfahrung, Reflexion und Kritik, Verbindung schaffen, Transformation und Heilung und Provokation und Innovation. Ich glaube, Mash & Heal wird da ziemlich viel davon abdecken im kommenden Jahr.
Mir hat auch schon mal gut gefallen, dass bei der Podiumsrunde zwar die erwartbare Verkehrswendebubble dabei war, aber eben auch ein paar andere Menschen aus anderen Richtungen mit anderen Perspektiven. Das ist dringend nötig. Man kann sich aus gar nicht genug unterschiedlichen Richtungen damit beschäftigen und diskutieren, wie wir öffentlichen Raum zukünftig nutzen wollen.
Schaut euch die SUVs selbst an. Man kann sie anfassen, daran riechen, darüber reden und lernt vielleicht auch noch mal eine neue Ecke der Stadt kennen, in der man sonst nie ist.
@heibie Tolle Aktion!
Ich habe tatsächlich ein Problem mit den Plätzen der ausgestellten Kunstwerke: Es ist für Menschen vorgesehener öffentlicher Raum, der sowieso schon ungeahndet von Autos okkupiert wird.
Ich hätte es besser gefunden, Parkplätze dafür herzugeben. Gesehen werden die Autos auch dort. Und ich glaube auch, dass dadurch eine intensivere Diskussion über die Verschwendung von Raum für Autos in Gang käme. So geht man für mich den Weg des geringeren Widerstands.
Versteh ich. So war es wohl ursprünglich auch geplant, wurde aber nicht genehmigt.
Ah, interessant. Ich hatte (aus Sicht der Künstlerin) so etwas gehofft und (aus Sicht der Stadt) so etwas befürchtet…