Urlaub in Polen

Nicht die Band, sondern die Sommerferien.

Wir fahren zuerst mal nach Dresden. Mit dem Zug. Ein Tag Aufenthalt. Das Grüne Gewölbe, das die Tochter aus ihrem True Crime Podcast kennt, würden wir gerne besuchen. Dienstags aber Ruhetag. Also ausführlicher Stadtspaziergang mit unserem obligatorischen Besuch der lokalen Stadtbibliothek. Die ist seit 2017 im Kulturpalast untergebracht, dessen DDR-Architektur sich erfrischend vom vorherrschenden historischen Altstadtprotz abhebt. Auch starke DDR-Vibes verstrahlt das Deutsche Hygienemuseum. Lohnt sich.

Am nächsten Tag steigen wir um in unser nächstes Transportmittel. Ein Car-Sharing-Kombi von teilauto. Unser Münchner Anbieter STATTAUTO ist Teil eines deutschlandweiten Verbundes von Anbietern. Wir können sehr einfach über die STATTAUTO-App in anderen deutschen Städten Autos buchen. Machen wir jetzt in Dresden, weil die Vorrecherche ergeben hat, dass unser Ziel an der Ostsee anders nur sehr schmerzhaft zu erreichen ist. Der rote Skoda ist toppmodern. Die meisten Assistenzsysteme, die mich darauf aufmerksam machen, wenn ich müde werde oder die Fahrbahnbegrenzung verlasse, kenne ich schon. Sind teilweise fast etwas zu übergriffig. Bin aber zu faul, um in der Anleitung rauszufinden, wie man sie abstellt. Lass ich mir also bei jedem Losfahren erst mal noch automatisch den Gurt straffen. Was hier aber brandneu ist und ausdrücklich erwähnt werden muss: Der Skoda hat Massagesitze! Knaller! Oder wie es der Hersteller schon aufs Auto druckt: SUPERB

Erster Halt: Posen. Eine Übernachtung, Altstadt erlaufen und dort ein bisschen – na klar: posen.

Es geht weiter nach Danzig. Noch mehr Altstadt. Altstadt, in der wir direkt wohnen und die man, so viel kann ich sagen, auf keinen Fall mit dem Auto anfahren sollte. Wir machen das dummerweise etwas gedankenverloren, beinahe lemminghaft navifolgend. Es ist aber eine Falle. Plötzlich geht nichts mehr. Da Polen ähnlich Autofahren wie Allmans, habe ich hier auf dem Foto eine ältere Dame mit Hund auf dem Beifahrersitz festgehalten, die es trotz wirklich maximalen Stillstands noch geschafft hat, sich Auto für Auto vorzudrängeln und deshalb von allen anderen behupt und beschimpft wird. Es ist eine Freude.

Der Rest der Familie steigt mit den Koffern aus und läuft in zehn Minuten zur Unterkunft, während ich in einer vierstündigen Odyssee des Stillstands durch Danzigs Altstadt und Parkhauswirrwarr schließlich einen Stellplatz finde.

Solltet ihr Danzig also mit dem Auto anfahren, folgt bitte meinem hart erarbeiteten Rat und parkt einfach in diesem Parkhaus. Es kostet nichts und man ist in 15 Minuten zu Fuß in der Altstadt.

In Danzig dann zwei Nächte. Für die Interessensgemeinschaft Hansestädte wird hier sehr viel geboten. Wobei vieles, was alt aussieht, tatsächlich nach dem Krieg wieder originalgetreu aufgebaut wurde. Wir laufen sehr viel durch Gässchen und machen eine Schiffsrundfahrt. Beides empfehlenswert.

Dann geht es zum eigentlichen Ziel: Kolberg ist ein kleiner Küstenort an der Ostsee. Unser Hotel liegt außerhalb. Zum Glück. Wie sich nach einem Kurztrip ins Kolberger Zentrum herausstellt, ist der Ort maximal touristisch überlaufen zu der Jahreszeit. Da lieber Finger von weg (auf den folgenden acht Bildern aber immerhin eine Empfehlung. Könnt ihr euch selber aussuchen welches Bild)

Schön ist es aber in unserem Hotel. Ich glaube, einen geregelteren Tagesablauf hatte ich noch nie. Jeden Morgen Strandlauf, jeden Abend Saunagang. Dazwischen besteht meine Hauptaufgabe darin, die Shorts entsprechend dem Anlass zu wechseln. Pool – Badeshorts, Buffet – Dadshorts. Liege auf der Liege, lese den mitgeschleppten Zeitschriftenstapel weg und höre meine Podcast-Queue leer. Und weil auf meinem Zeitschriftenstapel die komplette erste Jahreshälfte Visions-Ausgaben liegen, komme ich zum ersten Mal seit langem auch wieder dazu, mich ausführlich mit Musik zu beschäftigen. Fülle meine August-Playlist und höre ein bisschen melodischen Hardcore, während direkt vor mir Väter ihren kleinen Töchtern das Schwimmen beibringen.

Steter Quell der Freude ansonsten noch Küchenutensilien shoppen, wundern über Gerichte am Buffet und doch ein bisschen was lernen über die polnische Kultur. Genauer: die polnische Saunakultur. Man geht da nämlich mit Badekleidung schwitzen. Das hätte ich mal vor meinem ersten Saunagang googeln sollen.

12 Gedanken zu „Urlaub in Polen“

  1. Schöner Bericht! Möchte jedoch bemängeln, dass beim Abschnitt Danzig ein popkultureller Wortwitz nachlässig liegengelassen wurde. Das muss besser werden.

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