Krapfige Höhen

Nach „Und was ist wenn ihr mal spontan zu IKEA fahren wollt?“ ist die zweithäufigste Frage, die kommt, wenn ich erzähle, dass wir kein Auto haben: „Und wie wollt ihr am Faschingsdienstag, wenn ihr immer alle zu euch zum Krapfenessen nach Hause einladet 28 Krapfen ohne Auto transportieren?“

Nagut, geflunkert. Bisher hat mir die zweite Frage noch niemand gestellt. Aber warum nicht einfach im Voraus schon mal potenzielle Fragen mit einem Bild beantworten? Eben.

Kurz bevor die Gäste kommen, klingelt noch einer von den Gerüstbauern an der Tür. Die haben den ganzen Tag das Gerüst vorm Haus abgebaut. So ein Gerüst ist ja immer mit Haken in der Wand festgemacht und wenn man das Gerüst abbaut, schmiert man die Löcher, wo die Haken drin waren, wieder zu und pinselt drüber. Wenn das Gerüst dann abgebaut ist, sollten alle Löcher zu sein. Man kommt ja ohne Gerüst z.B. nicht mehr an so ein Loch ran, was, sagen wir mal im 4. Stock in der Wand ist. So weit die Gerüstbauertheorie. Wenn du jetzt aber das Gerüst abgebaut hast, noch mal die Wand hochschaust auf dein vollbrachtes Tagwerk und sagen wir mal im 4. Stock lacht dich von oben noch ein Loch in der Wand an, dann hast Du als Gerüstbauer ein Problem.

Der Gerüstbauer klingelt also an der Tür, erklärt mir das Problem, kommt auf Socken rein, wir räumen zusammen das Fenster frei und er beugt sich für meinen Geschmack etwas zu entspannt sehr weit aus dem Fenster, um links unter sich ein Loch zuzuspachteln.

Wenn ich nur ansatzweise in einer ähnlichen Position z.B. Reinigungsarbeiten am Fenster vornehmen würde, hielte mich meine Frau mit voller Kraft an beiden Beinen fest und sicherte mich zusätzlich mit zwei vollständigen Klettergurtsets, die der Alpenverein vorher TÜV-geprüft hätte und wir würden vor der ganzen Aktion ein Gerüst aufbauen lassen. Konjunktiv, weil so etwas nie passieren würde.

Ich stehe also hinter ihm und würde ihn gern an den Beinen festhalten, finde das gleichzeitig aber etwas übergriffig, weil wir uns ja erst seit zwei Minuten kennen. Ich stehe also in so einer Art Habachthaltung, beuge mich über seine Beine, jederzeit bereit, beherzt zuzugreifen. Das sieht insgesamt etwas unwürdig aus, er sieht es aber zum Glück nicht, weil er sehr entspannt halb aus dem Fenster hängend spachtelt und nach zwei Minuten schon wieder die Wohnung verlässt. Profis.

Dann wird gekrapft.

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