Prioritäten

Es ist eine Woche nach Schnee.

Seit gestern fährt die Trambahn nach Grünwald wieder durch. Die ganze Woche über war der Zugverkehr in Bayern alles andere als normal. Eine Freundin von mir hat diese Woche zwei Ausgleichstage genommen, weil sie ohne Tram nicht zur Arbeit kommt, eine andere mit langem Zugpendelweg hat sich zwei Nächte im Hotel einquartiert, weil die Züge nicht zuverlässig fuhren. Ich bin die ganze Woche über mit dem Rad zur Arbeit gefahren. Das ging super. Allerdings auf der Straße. Die war schon ab Montag auf den wichtigen Routen frei. Radwege hingegen: reines Glücksspiel. Mal frei, dann wieder Glatteis oder vom Straßenräumdienst mit Schnee zugeschoben.

Gleichzeitig ist meine Frau noch am Schneesonntag fast pünktlich mit dem Fernbus vom Bodensee über die freigeräumte Autobahn nach München gekommen, während parallel kaum ein Zug den Münchner Hauptbahnhof verlassen hat.

Es gibt bestimmt viele Gründe, warum das so gelaufen ist. Straßen tauen auch alleine durchs Befahren schneller auf, schlechte Organisation, zu wenig, dafür jetzt deutschlandweit bekannte Räumtrams und eine eher außergewöhnliche Wetterlage, die alle überrascht hat.

Aber am Ende sind es Prioritäten, die wir als Gesellschaft setzen und Geld, das wir als Gesellschaft für die verschiedenen Infrastrukturen zur Verfügung stellen.

In Diskussionen um die Verkehrswende und die Streichung von Parkplätzen kommt immer wieder das Argument, dass die Menschen ja auf ihr Auto angewiesen sind.

Ein PKW steht in Deutschland im Durchschnitt 23 Stunden am Tag ungenutzt rum. Der Schnee auf den Dächern und Frontscheiben der parkenden Autos in der Stadt hat diese Statistik diese Woche eindrucksvoll unterstrichen. Wer sein Auto wirklich brauchte, hat Anfang der Woche schwitzend freigeschaufelt. Sehr viele parkten aber auch Ende der Woche noch unbewegt am Straßenrand, während diejenigen, die auf den ÖPNV angewiesen waren Ausgleichstage und Hotelzimmer genommen haben.

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35 Gedanken zu „Prioritäten“

  1. Bin heute das erste Mal wieder mit dem Rad, weil da, wo ich losfahre, immer noch ein paar Eisplacken auf der Straße sind (am Freitag sah es noch fürchterlich aus). Schnee auf Radwegen prozentual immer noch mehr als auf der Straße.

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  2. Und immer noch steht da ein nicht-bewegter PKW mit Schnee auf dem Dach.
    Das Parken der PKW neben den aufgehäuften Schneebergen führt dazu, dass der Linienbus bei PKW-Gegenverkehr halten muss. Entsprechend groß waren anfangs die Verspätungen. (Sonntags Busse nur in der Auskunft, aber nicht real.)

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