Kolding, Dänemark. Zugausfall, die Laune sinkt, aber wo eine öffentliche Bibliothek ist, da lass dich nieder, denn böse Menschen haben keine öffentlichen Bibliotheken.
Als Nachtrag zum sommerlichen Dänemark-Tripp noch ein kleiner Rundgang durch die Stadtbibliothek Kolding. In Kolding war auf unserer Rückreise aus Dänemark der Umstieg in den Zug nach Hamburg. Leider fielen an dem Tag alle ICE Verbindungen aus und wir hatten in Kolding zwei Stunden ungeplanten Aufenthalt.
Nervig. Aber dann sind wir kurz aus dem Bahnhof raus und direkt in die Stadtbibliothek Kolding gestolpert. Von außen hätten wir sie da gar nicht vermutet. Sieht eher aus wie ein Hotel. Reingehen lohnt sich. Nicht nur, wenn man zwei Stunden ungeplanten Aufenthalt hat. Die Bibliothek ist schon fast streberhaft modern. Sie ruft an allen Ecken und Enden: Ich bin ein dritter Ort! Und das ist cool.
Als wir drin waren, war relativ wenig los. Ich weiß nicht, wie die Angebote so im Alltag genutzt werden und bei ein paar Sachen scheinen mir Nutzungskonflikte schon vorprogrammiert, aber jetzt mal nicht so skeptisch sein. Los gehts, ein kleiner Rundegang.
Der Eingangsbereich ist groß und weitläufig. Treppen führen in den Keller und in den 1. Stock.
In der Mitte vom Eingangsbereich ist eine Art Gewächshausinstallation mit Sitzgelegenheit.
Eine Hundetränke am Eingang.
Im Kinderbereich ein Schnullerbaum …
… und für die älteren Kinder Selfie-Stick-Stative zum Ausleihen und rumprobieren.
Gemütlich abhängen auch möglich.
Puzzlefans haben einen eigenen Tisch.
Und Mensch ärgere dich nicht Fans auch.
In der historischen Werkstatt kann man seine alten 5 1/4-Zoll Disketten kopieren.
Im Keller gibt es so eine interaktive Bodenprojektionssache und dahinter einen Bandproberaum.
Außerdem einen Kleidertausch …
… und eine Karaoke-Bar mit Bühne.
Und last but not least: ein Tischkicker.
Im Obergeschoss der Traum jeder Bibliothekarin: eine 1A-brandneue Mediensortieranlage und smarte Medienwägen, wie ich sie in deutschen Bibliotheken noch nicht gesehen hab.
Das ist nicht der IKEA-Ausstellungsraum, sondern eine von vielen Leseecken.
Im Erdgeschoss sind, soweit ich das auf dänisch richtig interpretieren konnte, auch noch transparent angeordnete Büros verschiedener städtischer Behörden, zu denen man einfach reingehen kann, wenn man Fragen hat.
dänische Bibliotheken machen mich sehr froh. Weil sie so sehr zeigen, was geht, wenn man um den Menschen herum plant und nicht um die Pssssst-Schilder.
Als wir das erste Mal nach Aarhus fuhren, hatte ich vorher einen Freund, der dort lebt gefragt, was wir nicht verpassen dürften und er nannte die dortige Bibliothek Dokk1. Ich hab’s nicht verstanden und drei Urlaube gebraucht, um der Empfehlung endlich zu folgen; dann hab ich’s aber mit großer Wucht begriffen.
Dort hängt eine Tubular Bell, die aus dem Kreißsaal des Krankenhauses geschlagen wird, wenn ein neues Aarhuser Baby auf die Welt kommt und kann man es schöner machen?
ja, von der Aarhus hab ich auch schon viel gehört. Ich kann zum Glück aus dem nahmen Umfeld verschiedener deutscher Bibliotheksmaschinenräume berichten, dass da mittlerweile auch viel in diese Richtung gedacht und gemacht wird. Aber Veränderung dauert.