Seit drei Monaten besitze ich jetzt ein iPhone. Zeit für erste Erfahrungsberichte.
Das ich das Mobiltelefon am allerwenigsten zum Telefonieren benutze hatte ich so schon erwartet und überrascht mich nicht wirklich. Interessanter finde ich, dass sich bestimmt 70% der Nutzung auf den heimischen Bereich, bzw. öffentliche WLAN-Bereiche verteilen. Der Rest machen dann Sprachtelefonie und „echte“ mobile Datendienste über Edge/3G aus.
Der kleine, schwarze Klotz wird von mir eigentlich ständig von einem Zimmer ins andere geschleppt und bedient sämtliche Kommunikations -und Recherchebedürfnisse direkt vor Ort, schnell und ohne langes Booten oder Einschalten, wie es am Rechner oder TV-Gerät nötig ist.
Dank des fantastischen Retina-Displays kann man wirklich gut Bewegtbild auf dem iPhone4 konsumieren. Und zwar nicht nur kurze Youtube-Clips, sondern 45-minütige Serien und ab und an auch mal einen Spielfilm. Und das überall: Im Bett, der Badewanne, auf dem Sofa oder was man sonst halt noch für Örtlichkeiten hat. Um übermäßige physische Abnutzungen an Hand und Unterarmen durch zu langes Dauerhalten zu verhindern hat die Zubehörindustrie entsprechende Produkte auf dem Markt. Soweit die Hardware.
Bei der Software siehts dann Apple-like eher eingeschränkt aus. Filme und Serien sind für den Durchschnittsuser eigentlich nur über iTunes und am besten noch den zugehörigen Store auf das iPhone synchronisierbar. Filme, die sich nicht an die Apple-Video-Specs halten werden nativ erst mal nicht unterstützt. Zu den Möglichkeiten, diese Einschränkungen (ohne Jailbreak) zu umgehen, schreib ich vielleicht später noch mal was.
Lange Vorrede, eigentlicher Sinn: Wirklich regelmäßig nutze ich das iPhone um mir zeitversetzt (Nachrichten)-Sendungen aus den Mediatheken von ARD und ZDF anzuschauen.
Die ARD hat ja seit ein paar Wochen die viel kritisierte Tagesschau-App im iTunes-Store stehen. Die bietet eigentlich nicht viel mehr, als eine iPhone-taugliche Aufbereitung der sowieso schon online stehenden tagesschau.de-Inhalte. So kann man sich die unterschiedlichen News-Formate Tagesschau, Nachtmagazin und Tagesthemen (die man ziemlich gut in der mittigen Teaserbox versteckt hat) leicht anschauen und bekommt noch eine paar Textmeldungen aus der Online-Redaktion dazu.
Wesentlich weiter geht das ZDF. Dort hat man nämlich bereits 2008 eine mobile Version der Mediathek online gestellt und die hat es für iPhone-Nutzer in sich. Mit Ausnahme der Live-Streamings stehen, soweit ich das sehen konnte, alle Inhalte im iPhone-kompatiblen 3gp-Format zur Verfügung. Knapp 30 Minuten nach Ausstrahlung kann man sich dort jeden Abend z.B. das heute journal reinziehen. Für eingespannte Eltern, die sich nicht immer nach festen Sendezeiten richten können ein ziemlicher Komfortgewinn.
ARTE hat 2010 Apps für iPhone/iPad angekündigt, von denen aber bisher noch nichts zu sehen ist.
Ich verstehe ja nicht ganz, warum ARD und ARTE bei diesem Thema unbedingt den App-Weg gehen müssen und nicht einfach, wie das ZDF, ihren bestehenden Web-Mediatheken eine vernünftige Mobilversion spendieren. Das hat ja auch den Vorteil, das man einfacher plattformübergreifen anbieten kann und nicht für jedes mobile OS eine eigenen App entwickeln muss. Und legt man sich als Nutzer die Mediathek-Seite als Bookmark-Icon auf dem Desktop ab, hat man auch den schnellen Zugriff, wie auf eine native App.