Nach unserer ersten größeren Tour auf dem Isarradweg und der Umrundung des Bodensees, radelten wir dieses Jahr wieder am Wasser entlang. Allerdings an sehr salzhaltigem Wasser. Die Nordsee war unser Ziel. Es ging von Hamburg bis hoch nach Sylt.

Ich hab zu den einzelnen Etappen schon während der Reise kleine Fotoblogposts gemacht. Im Folgenden fasse ich das ganze noch mal ein bisschen zusammen und gebe ein paar Tipps.

Ausrüstung

Wir fahren relativ durchschnittliche Fahrräder. Meine Frau, ganz neu, ein Pegasus Piazza 21 mit einem zusätzliche Korb vorne dran, der Sohn ein Cube Kid 240 mit 21 Gängen (gibts so mittlerweile glaub nicht mehr), die Tochter seit neuestem ein 24“ Rad von Triumph (mit zusätzlichem Gepäckträger) und Ich seit Jahren schon ein Diamant (Opal) mit Riemenantrieb und 7-Gang-Nabenschaltung. Auf den Rädern der Erwachsenen verrichten die Satteltaschen von Vaude und outlife 3 ihren Dienst zur vollen Zufriedenheit. Für die nächste Tour sind auf jeden Fall für die die Kinder eigene Satteltaschen geplant.

Zusätzlich haben wir für die Gepäcktaschen noch Regenschutzüberzieher und jedes Familienmitglied hat ein Regenschutzset, bestehend aus Hose und Jacke/Poncho.

Die beste Neuanschaffung für diese Tour war diese Handyhalterung für das iPhone7 und diese kleine Tasche, in der man perfekt die Powerbank für das Handy unterbringen kann. Bei der letzten Tour hat mich komoot noch per Kopfhörer navigiert. Das geht ganz ok, aber mit der Handyhalterung hat man ein perfektes Navi, wie man es auch aus dem Auto gewohnt ist. Das macht v.a. das Navigieren in großen Städten, wo es als radelnde Familie eh schon superstressig ist, wesentlich einfacher.

Rad und Bahn

Bis nach Hamburg fuhren wir mit dem ICE. Radplätze in ICEs sind noch recht selten. Nicht jeder ICE hat sie und wenn, dann ist meistens nur Platz für acht Fahrräder. Wir haben ungefähr fünf Monate vor Tourbeginn gebucht und haben schon da nur noch den allerfrühesten ICE, der um 6 Uhr in München losfährt, bekommen. Zu dem gesamten Buchungsvorgang hab ich mich hier schon mal länger aufgeregt.

Fazit: Man muss wirklich superfrüh dran sein um für vier Fahrräder im Fernverkehr noch eine gute Verbindung zu finden. Und am besten macht man das am Bahnschalter. Dann spart man sich nämlich diese ganze Aufregung, weil die Bahnmenschen mit ihrem Buchungstool schon früher sehen können, ob noch Radplätze frei sind. Wenn man dann mal reservierte Plätze hat, ist die Radmitnahme im Fernverkehr recht entspannt und komfortabel.

Während der Radtour haben wir wetterbedingt zweimal eine Etappe mit der Regionalbahn bewältigt. Da ist es schon immer noch stressig zu viert. auf dem Bahnsteig manövrieren, das freie Fahrradabteil finden, Gepäck runter, Gepäck rein, Fahrräder rein. Man bekommt aber nach einer Weile eine gewissen Routine.

Das Vorankommen am Bahnsteig/Bahnhof mit teilweise defekten oder sehr kleinen Aufzügen und die Anfahrt zum Bahnhof (v.a. in München) sind noch weitere Themen über die man länger bloggen könnte.

Der Bahnhof ist allgemein ein Ort, an dem die Menschen meistens sehr zügig, gehetzt und genervt unterwegs sind. Mit vier, teilweise vollbepackten Rädern wird es da nicht einfacher. Hab aber gelernt: mit tief durchatmen, bewusst langsamem und zurückhaltendem Handeln und stetem Augenrollen bekommt man eigentlich alle Hindernisse gemeistert und kommt am Ende am Ziel an.

Insgesamt ist beim Thema Radmitnahme in der Bahn aber noch deutlich Luft nach oben.

Routenplanung

Den bikeline-Guide für den Nordseeküstenradweg 3 haben wir aus der Bibliothek ausgeliehen. Damit hat man dann Zugriff auf die GPX-Dateien der Tour. Die hab ich in komoot importiert und dann noch auf unsere Bedürfnisse angepasst. Der Nordseeküstenradweg ist unterwegs manchmal auch ausgeschildert, insgesamt aber eher spärlich.

Unterkunft/Jugendherbergen

Das Problem bei Fahrradtouren ist ja immer, dass man meistens nur 1-2 Nächte bleibt. Ferienwohnungen fallen da meistens schon raus, da man die immer eine ganze Woche buchen muss. Hotelzimmer sind zu viert auf Dauer meistens recht teuer, weil man als Familie oft zwei Zimmer nehmen muss und Familienzimmer noch nicht so verbreitet sind. Bei airbnb haben wir dieses mal auch nichts direkt am Weg gefunden. Deshalb buchten wir ziemlich oft Jugendherbergen. Das Jugendherbergsnetz ist an der Küste ziemlich gut ausgebaut. Man findet eigentlich alle 30-40 Kilometer eine Übernachtungsmöglichkeit.

Die Vorteile bei Jugendherbergen:

Vierbett-Familienzimmer
Waschmöglichkeiten
zubuchbare Lunchpakete/Abendessen
im Vergleich zu zwei Hotelzimmern günstiger
oft liegen sie auch zentral und/oder idyllisch
Die Nachteile:

oft noch 80er-Kasernenkrankenhauscharme
sanitäre Einrichtungen oft noch gemeinschaftlich genutzt
Stockbetten
die B-Jugend aus Hinterwieselhaaring, die ein Wochenendturnier in der Stadt hat und im Nachbarzimmer „schläft“
Ich find Jugendherbergen insgesamt eine gute Sache, ein bisschen was könnten die aber komforttechnisch schon noch nach oben drehen (zumindest in einigen, die wir beschlafen haben).

Wetter

Wetter ist bei Radtouren natürlich immer ein Thema. Regen ist doof. Das Seewetter an der Nordsee empfand ich als sehr launisch und wechselhaft. Regenschauer kommen und gehen oft sehr schnell und anschließend ist wieder bestes Sonnenscheinwetter. Wind ist auch ein Thema. Ich hab bei diesem Urlaub zum ersten mal in der Wetter-App auf die Windvorhersage geschaut. Küsten-Gegenwind kann mit dem Rad schon ziemlich hart sein. Mithilfe von Wetter-Apps, Regenradar und der Option auch mal eine Strecke mit der Regionalbahn zu machen, haben wir es aber ziemlich gut geschafft kaum nass zu werden.

Etappen

Insgesamt sind wir knapp 300 Kilometer gefahren. Als optimale Tagesetappenlänge hat sich bei den letzten Radtouren so ca. 30-40 Kilometer herausgestellt. Wenn wir schnell durchfahren, schaffen wir die in 2,5-3,5 Stunden, wenn wir uns Zeit lassen können wir uns unterwegs schöne Picknickpausen gönnen. Und wir haben damit auch genug zeitliche Manövriermasse, wenn wir mal Regenschauer aussitzen müssen.

Hier jetzt die Teilstücke, die wir gemacht haben. Bei jeder Etappe ein Link zu dem jeweiligen Fotoblogtagebucheintrag, ein Link zu komoot und noch Infos zur Übernachtung.

Hamburg – Glückstadt

Unterkunft: Pension GlückstadtWir hatten eine kleine Wohnung mit zwei Zimmern, alles war neu und genau der richtige Komfort nach der ersten, recht anstrengenden Etappe.

Die erste Etappe war mit knapp 60 Kilometern am längsten. Irgendwie bot sich zwischen den zwei Städten kein anderer Ort am Wasser sinnvoll zur Übernachtung an.Komoot: Track

Glückstadt – Brunsbüttel

Unterkunft: HüttendorfDas Freizeitbad hat nebenan ein kleines Hüttendorf. Das war die günstigste Übernachtung auf der ganzen Tour. Die Hütten sind schön groß und gemütlich. Duschen und Toiletten sind wie auf dem Campingplatz in einem eigenen Gebäude. Frühstück gibt es nicht.Komoot: Track

Brunsbüttel – Friedrichskoog-Spitze

Unterkunft: Bed&Breakfast Hinterm NordseedeichDie kleine Frühstückspension liegt sehr idyllisch etwas außerhalb vom kleinen Ort Friedrichskoog-Spitze direkt am Deich. Das Haus hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel, aber ich fand’s da sehr nett. Da könnt ich mir auch eine Woche innere Einkehr am Stück vorstellen.Komoot: Track

Friedrichskoog-Spitze – Büsum

Unterkunft: JugenherbergeDie Jugendherberge liegt supernah am Büsumer Hafen. Sie wird gerade renoviert. Ich glaube, wenn das fertig ist, wird es ziemlich gut.Komoot: Track

Büsum – Tönning

Unterkunft: JugendherbergeDas war die ollste, dunkelste, uncharmanteste Jugenherberge der ganzen Tour. Komoot: Track

Tönning – St. Peter Ording

In St. Peter Ording haben wir im Vorfeld keine bezahlbare, vernünftige Unterkunft gefunden. Von Tönning aus ist man aber in einer halben Stunde mit dem Bummelzug dort. Haben wir also einen fahrradfreien Tagesausflug nach STPO gemacht.

Tönning – Husum

Unterkunft: JugendherbergeDas war insgesamt eine gute Jugendherberge mit Altbau (aus der Nazi-Zeit, was dort mit ein paar Schautafeln aufgearbeitet wird). Dort sind wir auch wieder zwei Tage geblieben und haben u.a. eine Schlickwattwanderung gemacht.Komoot: Track

Husum – Föhr

Unterkunft: JugendherbergeDie Unterkunft war auch ganz ok und sie liegt v.a. supernah am Strand.

Weil es in Husum den ganzen Vormittag geregnet hat, haben wir uns entschieden den Zug zu nehmen. Man fährt bis Niebüll und steigt dort um in den Zug nach Dagebüll. Der Bahnhof ist dort direkt neben dem Fähranleger und man muss die Räder nur schnell rüberschieben. Die Fähre fährt den ganzen Tag im 1-2-Stunden-Takt und man muss mit den Rädern nicht vorbuchen, sondern kann spontan zusteigen.

Auf Föhr wollten wir eigentlich eine Inselumrundung mit dem Rad machen. Wegen Regenschauern und leckerem Kucken unterwegs haben wir die Tour aber stark abgekürzt.

Föhr – Sylt

Unterkunft: JugendherbergeAuf Sylt gibt es drei Jugendherbergen. Wir wollten ganz in den Norden und haben in List gebucht. Die Jugendherberge ist ziemlich groß und auf mehrere alten Kasernengebäuden aufgeteilt. Die Lage ist ziemlich super zwischen den hohen Dünen. Von dort aus ist man in 20 Minuten mit dem Rad am nördlichsten Leuchtturm und Strand von Sylt.

Nach Sylt kommt man auf dem Landweg nur mit dem Zug. Wir haben deshalb gleich von Dagebüll aus die Regionalbahn genommen. In einer knappen Stunde ist man da in Westerland. Von Westerland nach List sind wir dann noch mal knapp 20 Kilometer geradelt, was ohne Gegenwind, zwischen den Dünen sehr schön war.

Nach zwei Tagen sind wir dann den Weg wieder zurück nach Westerland geradelt und mit dem Zug zurück nach Hamburg.Komoot: Track