in Mobilität

Hallo Einzelhändlerverbände. Hier ist 1 Kunde und er braucht gar keinen Parkplatz.

Die Tegernseer Landstraße (TeLa) ist eine Straße, in der es noch alle Läden des täglichen Bedarfs gibt. Gemüseladen, Eisdiele, Friseur, Zeitschriften, Bürobedarf, Supermarkt, Bäcker, Metzger, Drogerie und eine Post.

Dann noch Ärzte für alle Fälle und die Stadtbibliothek. Sie ist ein bisschen wie ein kleiner Dorfmarktplatz mitten in der großen Stadt.

Die TeLa ist aber auch eine Straße mit hohem Verkehrsaufkommen. Beidseitig überall Parkplätze, Tram in der Mitte und Autoverkehr, der sich vom Mittleren Ring in Richtung Haidhausen/Au voranquält. Fahrräder irgendwo dazwischen. Es ist eng.

Ich hab da vor 10 Jahren mal eine Zeit lang da gewohnt und ich mag die Straße auch jetzt noch. Immer, wenn ich heute durch die TeLa fahre, hab ich ein bisschen Heimweh und ich kauf auch noch oft da ein.

Vor ein paar Jahren war mal im Gespräch Teile der TeLa Parkplätze wegzunehmen. Ich weiß nicht genau, wie der aktuelle Stand ist, 2013 aber hatte der Interessenverband der Einzelhändler Angst vor Einbußen: https://www.wochenanzeiger.de/article/142862.html

Das ist eine Befürchtung, die man deutschlandweit bei solchen Projekten immer wieder findet. Gerade am konkreten Beispiel versteh ich das nicht. Als Kunde. Hier mal meine mögliche Userstory:

Ich gehe jeden Samstag sehr gerne einmal die TeLa rauf und runter. Erledige meinen Kram, kaufe alles ein. Idealerweise können meine Kinder draußen vor dem Laden rumrennen ohne überfahren zu werden.

Wenn’s gut läuft, treff ich noch 1-2 Nachbarn, mit denen ich ein bisschen quatschen, auf einer Bank sitzen kann. Kinder spielen irgendwo. Wir verweilen. Es ist ruhig, Luft ok. Kein Lärm. Kinder kriegen wieder Hunger. Wir kaufen noch mal ne Breze oder 1 Eis.

Am Abend will ich noch in den Paulaner Krug. Es ist warm, wir sitzen draußen. Es stehen nicht nur ein paar Tische reingequetscht zwischen Fußgängern und parkenden Autos, das Helle wird nicht mit Abgasen vollgedampft.

Insgesamt bietet mir die TeLa also ein angenehmes Stadtteil-Konsumambiente und befriedigt meine Nutzerbedürfnisse. Weil ich gern da bin, geb ich manchmal vielleicht sogar ein bisschen mehr Geld aus, als geplant.

Kann sein, dass ich ein irrer Einzelfall bin und der Hauptumsatz für die TeLa Apotheke kommt wirklich vom täglichen Berufsdurchgangsverkehr. Oder man steigt in Haar extra ins Auto um Brezn beim TeLa-Bäcker zu kaufen.

Vielleicht ist es aber auch anders und es stimmt die Rechnung: 1 Autoparkplatz = 10 Fahrräder. 1 Auto = 1 Geldbeutel, 10 Fahrräder = 10 Geldbeutel.

Und vielleicht wäre es dann gut als Einzelhändler nicht nur nicht dagegen zu sein, sondern sogar aktiv für eine autofreiere Konsumumgebung einzutreten. Immer nur auf Amazon schimpfen bringt die Kunden auch nicht zurück.

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Kommentar

  1. Das seh ich für die Weißenburger Straße übrigens auch so. Ich kaufe dort 2x wöchentlich mit dem Fahrrad ein und lasse viel Geld da. Weniger Autos und mehr anständige Fahrradparkplätze wären echt ein Bonus.