in Tagebuch

Aller guten Dinge sind 3

Um an einem Triathlon teilnehmen zu können, muss man schwimmen. Deshalb werde ich niemals bei einem Einzeltriathlon mitmachen. Aber eine Staffel, das geht.

Ich habe zum Glück zwei Kolleginnen, die gut schwimmen und radfahren können. Beim Erdinger Stadttriathlon gibt es sehr viele verschiedene Startfelder. Volkstriathlon, Volkstriathlon-Staffel, bayrische Landesmeisterschaften, U16, U14, U2/U3, Minitriathlon, Triathlon der Clowns, Weißbier-Staffel (ein paar davon hab ich mir ausgedacht). Die können natürlich nicht alle gleichzeitig starten. Es zieht sich also.

Wir sind um 9 vor Ort. Dann Lagebesprechung, Einchecken, Warten. Noch mal Warten. Mir wird langsam klar, dass der Läufer der Letzte in der Reihe ist. Also weiter: Warten.

Um kurz vor 12 stürzt sich meine Kollegin todesmutig in den Kronthaler Weiher. Und schon kurz nach 14 Uhr nehme ich den Staffelchip von meiner Rad fahrenden Kollegin entgegen und laufe los. Es ist ein bisschen heiß und ich zeige vor jeder Wasserstation mit zwei Fingern an, dass ich gerne zwei Trinkbecher hätte. Einen schütte ich mir über den Kopf, den anderen in den Mund. Komme mir mit dieser Zweifingergeste während des Laufs ziemlich cool vor, hoffe aber im Nachhinein, dass es keine Fotos davon gibt.

Am Ende haben wir eine Gesamtzeit und da ich mal davon ausgehe, dass die meisten Blogleser*innen keinen Schimmer von Triathlon haben, kann ich jetzt in angemessen ernsthaftem Sportschaureporterton sagen: „Sie haben die olympische Distanz unter 3 Stunden geschafft!

Etwas unfair ist, dass, als ich ins Ziel einlaufe, meine Kolleginnen schon wieder 1-2 Stunden Regenerationszeit hatten. Es gibt jetzt also ein Zielfoto, auf dem sie frisch geduscht in angemessener Sommerkleidung lächeln, während ich mit hochrotem Kopf und klatschnass – ich musste mir ja auch unbedingt jeden zweiten Becher über den Kopf schütten – daneben stehe.

Ich lege mich also erst mal kurz ab, schnaufe aus und mache ein Selfie für die Familiengruppe, unter das ich schreibe: „Bin durch

Mit einem Bild, auf dem man den Satz „Bin durch“ durchaus auch auf den allgemeinen körperlichen Gesamtzustand der abgebildeten Person und nicht einen erfolgreich beendeten 10-Kilometer-Lauf interpretieren kann, jemandem mitzuteilen, dass es einem gut geht, ist vielleicht nicht meine beste Idee aller Zeiten, aber was dann passiert, ist schon ein bisschen lustig und fast magisch:

In dem Moment, als ich das Selfie abschicke, höre ich von hinten eine Stimme meinen Namen rufen. Die Stimme kommt mir irgendwie bekannt vor. Das liegt daran, dass es meine Lieblingsbibliothekarin ist, die überraschend und unangekündigt zum Zieleinlauf nach Erding rausgefahren ist. Sie ist die schwarz-weiße Hose hinter dem Absperrzaun. Auf ihrem Handy kommt grad mein Selfie an.

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