München und Gott sind bunt

In der Stadtteilbibliothek Bogenhausen lesen heute zwei Drags Kindern aus Bilderbüchern vor.

Die AFD hat am Wochenende mit menschenverachtenden Plakaten, die gar nicht mal so versteckt ästhetische Anleihen bei NS-Propganda nehmen und für die auf meinem Server kein Upload-Platz ist, zu einer Demonstration gegen die Lesung aufgerufen.

Um 15:30 stehen dann auf dem Rosenkavalierplatz gut eingezäunt maximal 100 Menschen mit Hass im Herzen und drumrum mindestens 700 sehr laute, sehr bunte, sehr sympathische Menschen. Der Verein München ist bunt hat zur Gegendemo aufgerufen.

Parallel betreten Besucher*innen der Lesung mit ihren Kindern unter Polizeischutz die Bibliothek. Die Stadtbibliothek wurde im Vorfeld massiv bedroht, eine Absage der Veranstaltung war bis kurz vor Beginn im Bereich des Möglichen. Es ist gut, dass an dem Nachmittag Vertreter*innen aus allen demokratischen Parteien des Stadtrats da sind oder sich solidarisch zeigen. Auch und v.a. die CSU.

Vorne: normale Menschen, ganz weit hinten: Nazis.

Von der blauen Bühne höre ich zwischen dem ganzen Buhgerufe und Pfeifen irgendwas von wegen diese Gottlosigkeit solle jetzt mal ein Ende haben.

Und das ist dann doch auch ein bisschen lustig, weil: Zehn Minuten vorher spricht drüben auf der bunten Bühne als erster Redner der katholische Priester Wolfgang Rothe. Er entschuldigt sich zuerst für seine Kirche im Allgemeinen und im Speziellen für das kleine Gebetsgrüppchen, das irgendwo am Rand noch mal eine extra Betstunde als zusätzliche Demo angemeldet hat, um wahrscheinlich Satan auszutreiben oder Ähnliches.

Dann erzählt er von seinem letztjährigen, ersten CSD, bei dem er mitgelaufen ist, vielleicht ein bisschen nervös war und dann am herzlichsten von einer Gruppe Drags aufgenommen wurde. Wolfgang Rothe hat letzten Samstag Anzeige gegen die AFD wegen Volksverhetzung erstattet. Heute ist Gott auf der bunten Seite.

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