Seit ein paar Jahren gibt es in München die Kampagne Radlhauptstadt München. Ziel ist es „Radfahren in der Stadt für die Bürgerinnen und Bürger noch attraktiver zu machen„. Dazu gibt es viele (lobenswerte) Aktionen und Veranstaltungen. Aber ist das Radeln in der Stadt dadurch wirklich attraktiver geworden? Mein Hauptfortbewegungsmittel in der Stadt ist, neben dem ÖPNV, das Fahrrad. Ich hab mir mal eine meiner persönlichen Stammstrecken genauer angeschaut.
Wie gut komme ich jetzt mit dem Rad von zu Hause aus zum Marienplatz? Alleine und, als Bonuslevel, mit den Kindern (die fahren beide mit eigenen Rädern).
Ich habe den Weg in drei Etappen eingeteilt, damit es ein bisschen übersichtlicher wird.
Etappe 1
Der erste Wegpunkt, den ich erreichen muss, ist der Rosenheimer Platz (C). Dafür gibt es zwei alternative Routen: Die Balanstraße entlang (A nach C) oder über die Rosenheimer Straße (B nach C).
Auf dem Teilstück der Rosenheimer Straße von B nach C gibt es keinen Radweg, d.h. man muss auf der stark und schnell befahrenen zweispurigen Straße fahren. Ich habe mir angewöhnt mit dem Rad fast in der Mitte der Fahrbahn zu fahren. Das ist erlaubt und es gibt dafür einige gute Gründe, die alle die Sicherheit des Radfahrers verbessern. Entspannt ist das aber an dieser Stelle nicht. Die Rosenheimer Straße ist die direkte Einfallstrasse von der A8, die Autofahrer sind entsprechend schnell und auch rücksichtslos unterwegs. Vor einer Woche z.B. hatte ich dort wieder eine kleine Diskussion mit einer Autofahrerin, die mich am Ende mit einem „Ich hoffe, du wirst überfahren“ verabschiedet hat. Mit Kindern komplett ungeeignet, da auch der Gehweg stark genutzt wird und ständig irgendwo ein Baugerüst im Weg steht.
Bleibt also die Alternativroute von A nach C über die Balanstraße. Von A nach A1 gibt es einen Radweg, der allerdings sehr eng ist und der direkt an einen ebenfalls engen Gehweg grenzt. Hier besteht eigentlich immer Konfliktgefahr. Radfahrer, die andere Radfahrer auf dem viel zu engen Radweg überholen wollen und Fußgänger, die Fußgänger überholen wollen und dabei auf den viel zu engen Radweg geraten.
Bei A1 macht der offizielle Radweg dann eine Abbiegung Richtung Rosenheimer Straße zu A2. Ab da gibt es dann keinen Radweg mehr. Will man direkt nach links, das letzte Stück zum Rosenheimer Platz (C), muss man sich wieder auf der Rosenheimer Straße einfädeln. Oder man fährt geradeaus zum Weißenburger Platz (A3). Dort könnte man dann recht einfach nach links durch das kurze Stück Fußgängerzone und hätte den Rosenheimer Platz (C) erreicht. Darf man aber nicht. Das kurze Stück ist für Radfahrer gesperrt, das Verbot wird regelmäßig von der Polizei kontrolliert. Der direkte Weg zum Etappenziel C endet hier in einer Sackgasse.
Wenn ich alleine unterwegs bin, wähle ich meistens die Linksabbiege-Variante bei A2, mit Kindern ist das nicht machbar.
Mit Tochter und Sohn bleibt eigentlich nur von A1 direkt geradeaus nach C zu fahren, was aber offiziell auch nicht erlaubt ist und immer mal wieder zu Konflikten mit Fußgängern führt.
Etappe 2
Das zweite Teilstück ist das entspannteste. Von C bis C1 ist der Radweg einigermaßen in Ordnung. Von C1 nach D wird er dann wieder schmaler und ab der Brücke ist beim Deutschen Museum auch verstärktes Fußgängeraufkommen. Es wird also wieder ganz schön eng. Alleine ist es gut machbar, die Kinder bekommen, wenn sie auf dem Gehweg fahren immer wieder Probleme.
Etappe 3
Von D nach D1 ist meistens Ausnahmezustand. Der Radweg ist wieder so eng, wie auf der Balanstraße (A nach A1), der Gehweg daneben genauso schmal und es fallen eigentlich ständig irgendwo Touristen aus Restaurants und Geschäften und von dort direkt auf den Radweg.
Ab D1 geht es noch einen Schwierigkeitslevel höher, wie man ganz gut in der Detailansicht sehen kann.
Es gibt zwar eine recht breite und rot markierte Fahrradspur, die geradeaus zum Isartor geht, allerdings wird diese Spur von den rechts abbiegenden Autofahrern gekreuzt (blauer Pfeil). Das ist alleine schon stressig genug, mit zwei Kindern megaanstrengend.
Bei D2 hört der Radweg dann wieder auf und man muss sich in den normalen Verkehr einfädeln. Die Kinder können wahlweise auf den Gehsteig wechseln, der ist aber, wir nähern uns dem touristischen Epizentrum (E), sowieso ständig überfüllt.
Fazit
Von mir zu Hause zum Marienplatz sind es knapp drei Kilometer. Es gibt keinen wirklich direkten und v.a. gefahrenfreien Radweg, der mich dort hinbringt. Radwege enden mehrmals einfach so, es gibt bereits zu Beginn der Route absurde Sperrungen, die ein Weiterkommen stark erschweren.
Meine Radfahrerfahrungen in anderen Teilen der Stadt sind ähnlich. Radwege enden oft einfach so, sind viel zu eng oder in schlechtem Zustand. Fährt man als Radfahrer bei nicht vorhandenem Radweg in der Straßenmitte braucht man ein gutes Nervenkostüm, weil man ständig angehupt, bedrängt oder beschimpft wird. Radwege sind regelmäßig zugeparkt oder mit Baustellen belegt. Mit Kindern entspannt einmal quer durch die Stadt zu fahren, ist nahezu unmöglich.
Mehrspurige Straßen und parallel Parkplätze nehmen soviel Platz weg, daß für Fußgänger und Radfahrer nicht mehr viel übrig bleibt, was dazu führt, daß gerade diese beiden Gruppen ständig in Konflikt geraten.
Es wird einfach zu viel Platz für ein Verkehrsmittel bereitgestellt, in dem meisten nur 1-2 Personen sitzen.
Brilliant visual illustration of how much #publicspace we have given to #cars pic.twitter.com/jAYWBuO4hn
— Shifting Mobility (@Com_Mobility) November 14, 2014
Damit der Radverkehr in München wirklich attraktiver wird, muss er sicherer werden. Und das wird nur geschehen, wenn man den Autos was weg nimmt und konsequent Geld in den Ausbau der Fahrradwege steckt.
https://twitter.com/RalfZille/status/578478225656979456
@heibie Mit Kindern geht wirklich nur A1-C, notfalls am Zebrastreifen absteigen. Übers Isartor hab ich mich m.K. nie getraut. #weichei
Fahre seit Wechsel des Brötchengebers jetzt von der hackerbrücke zum Einstein. Früh morgens um 7 geht das gut über odeonsplatz, maximilianeum.
Aber abends ist der Weg durch die Altstadt eine einzige Katastrophe. Odeonsplatz: am besten gleich schieben.
Fahre jetzt über die von der tann str und quere am Eck gabelsberger über die Fußgängersampel in die Türkenstr.
Aber soll ja mit Sanierung des altstadtringtunnels alles besser werden. Haha.
Und am Thomas-Wimmer-Ring… Don’t get me even started
Und warum ist das Tal noch nicht verkehrsberuhigt?
das hab ich noch nie verstanden. warum man da unbedingt mit dem auto rein muss. das macht gar keinen sinn.
und der Abschnitt an der MaximilianStr zwischen MAxMonument und Maximilinabrücke, besonders stadteinwärts… Der Horror
Die gesamte Orleansstrasse!!!
die auch, ja.
Stattdessen fallen jetzt überall entlang der Stammstrecke Radständer weg (Isartor, Rosenheimer Platz) und neue Pop-Up-Parkplätze für Autos tauchen auf (Gema/Gasteig).