in Tagebuch

Schwansinn mit dem Konto

Beim Morgenlauf ein bisschen die Natur beobachten. Dem Gänsesäger (Danke, Lars für die korrekte ornithologische Klassifizierung) schwant was.

Nach dem Frühstück eine Bestätigungsmail von Apple.

Mein Konto wurde endgültig gelöscht.

Bei meinem Digitalen Frühjahrsputz ist mir auch ein alter Apple-Account aufgefallen, den ich mir mal vor zehn Jahren angelegt hatte. Damals fand ich es sinnvoll, einen zweiten (US)-Account zu besitzen. Um Sachen zu kaufen, die es bei uns nicht gibt. Ich habe schnell gemerkt, dass man Peanut Butter filled Pretzels (Gamechanger! Ich schwör!) nicht im App-Store bekommt und hab das nie wieder genutzt.

Seitdem schlummerten da 25$-App-Store Guthaben. Jetzt muss der Account endlich mal gelöscht werden. Löschen geht aber nur, wenn man kein Guthaben mehr drauf hat.

Lass ich mir das Guthaben also auszahlen, denk ich. Sagt Apple: Auszahlen geht nicht. Ich könne mir aber Apps kaufen, die dann auf den Account laufen, den ich gleich danach löschen will. Oder ich verschenke das Guthaben an jemand. Muss aber jemand sein, der einen US-Apple-Account hat. Oder ich nehme den Account mit in unser Apple-Family-Dings und schenke es dort den Kindern. Geht aber nur, wenn die Kinder einen US-Account haben.

All diese Varianten bespreche ich ausführlich mit mehreren, sehr freundlichen und pünktlich zurückrufenden Apple-Mitarbeiter*innen am Telefon. Es bleibt am Ende der Totalverlust und heute, drei Wochen später, die endgültige Löschbestätigung. Damit sind sämtliche Versuche, mit meinen Geschäftsideen in den USA Fuß zu fassen, gescheitert.

Nach der Arbeit Neuigkeiten im Briefkasten. Unsere Bankwechselfinanzkonsolidierungsaktivtäten sind kurz vor dem Abschluss. Die Erwachsenenkonten sind schon länger komplett umgezogen, es stehen noch verschiedene Kinderkonten aus.

Kinderkonten eröffnen ist eine große Freude.

Es fängt damit an, dass man erst mal einen Bankanbieter finden muss, der Kinderkonten anbietet. Der Girokontoanbieter bietet dann keine Sparplanmöglichkeit an. Also den Sparplananbieter neu suchen. Der Sparplananbieter wiederum hat kein Festgeldkonto für Kinder. Also noch einen dritten Anbieter ins Portfolio reinholen.

Zu jedem Anbieter erst mal sehr viel von beiden Eltern unterschriebenes Papier schicken, am Postschalter identifizieren lassen und dann 2-3 Briefe zurückbekommen. Also 2-3 Briefe pro Person. Mama, Papa, Tochter, Sohn. Von drei verschiedenen Anbietern. Alle sollen schließlich von der frohen Kunde des erfolgreich eröffneten Kontos erfahren.

Zwischendrin verschiedene Push-Tan-Apps auf vier verschiedenen Smartphones einrichten, sich bei irgendeinem Account aus Versehen aussperren, in Service-Hotlines abhängen und noch mal per Brief eine neue Freischalt-PIN für die Push-Tan-App erhalten.

Jetzt ist es jedenfalls vollbracht. Und der letzte Kontoanbieter überrascht noch mal richtig gut mit einem mir bisher unbekannten Authentifizierungsverfahren. Ich kenne Kartenleser, SMS-Tan, Push-Tan-App, ich bin sogar so alt, dass ich noch einzelne Nummern mit Bleistift auf dem TAN-Block abgestrichen habe und dann kommt die pbbdirekt um die Ecke und präsentiert: Den ITAN Block! BÄM!

Das funktioniert so: Beim Login bekommt man z.B. C5 E3 G4 angezeigt. Man ruft kurz reflexartig „VERSENKT!“ und dann muss man die entsprechenden Felder auf der Matrix zusammensuchen und daraus ergibt sich dann der TAN-Code.

Auf den ersten Blick mag das etwas nutzerunfreundlich erscheinen, mir verschafft es aber ein wohliges Retro-Gefühl, weil es mich in die Zeit zurückversetzt, als ich meine Sicherheitskopie von Monkey Island mit dem ebenfalls sicherheitskopierten Kopierschutzrad gestartet habe.

Unverständlich bleibt mir aber, warum die Bank in die Felder nicht Wortteile setzt, die in allen Kombinationen lustige Tiernamen, wie z.B. „Gän-se-säg3r“, ergeben. Das würde mit Sicherheit zu einer höheren Akzeptanz des Verfahrens auch bei meinem Ornithologenfreund Lars beitragen.

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