in Tagebuch

Shoppen

Nach der Arbeit 45 Minuten Aufenthalt am Stachus und es ist nicht immer ganz klar, ob das Wasser vom Brunnen rüber oder aus den dunklen Wolken runter weht.

Am Stachus lässt sich gut in einem der Stühle sitzen und beobachten. Vor allem Touristen. Ich finde es auch nach über 20 Jahren immer noch faszinierend, in einer Stadt zu wohnen, in der andere Urlaub machen. Besonders interessant heute: Schülergruppen auf Klassenfahrt. Das machen die eigenen Kinder ja auch. In anderen Städten. Und vielleicht sitzt da dann auch ein Vater vor einem Brunnen, freut sich, dass er in einer Stadt wohnt, in der andere Urlaub machen, beobachtet Schülergruppen und denkt sich: Ich weiß zwar nicht, wie meine Kinder so auf Klassenfahrt sind, wie viel Spaß sie haben und was sie reden. Aber wenn es ungefähr so ist wie bei der Gruppe da drüben, dann sind die Kids insgesamt und grundsätzlich allright.

Dann kommt eins meiner Kinder vorbei und sammelt mich ein. Wir gehen shoppen. Sie braucht Kleidung und einen Basketball. Shopping–Dilemma. Alles online bestellen: große Auswahl, dafür mehrere Größen bestellen und anschließender Retourenwahnsinn. Lokaler Einzelhandel: richtige Größe finden, dafür gelangweilte Verkäufer und keine Auswahl. Ich hab es hin und her gewälzt – es gibt keine Lösung. Faith No More sangen schon in den 1990ern: It‘s a dirty shop job, but someone‘s gotta do it! Ich kümmere mich also a lot und wir pflügen einmal vom Hauptbahnhof bis zum Marienplatz. Und finden: Nichts.

Im Vergleich zum letzten gemeinsamen Shopping–Erlebnis bleibt unser beider Stimmung aber überraschend gut. Bei mir könnte es daran liegen, dass mir kurz zuvor eine Kollegin von einer Coaching–Methode erzählt hat, bei der man Ereignisse oder Tätigkeiten, mit denen man negative Emotionen verbindet, umframen kann. Ich hab mir also während meiner 45–Minuten–Stachus–Warterei den letzten gemeinsamen Besuch in den Riem Arcaden erinnert und gedanklich einen Schwarz/Weiß–Filter drauf gelegt. Das soll das Erlebte weniger wichtig machen. Stimmungsanhebend war aber sicher auch der McFlurry mit Schokolinsen, den ich während meiner Touristenstudien löffelte. Gute Laune passiert eben im Kopf und im Bauch. Die Klamotten bestellen wir am Abend im Internet.

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Fahrradabstelltipp Innenstadt für Regenwetter. Ecke Herzogspitalstraße/Herzog–Willhelm–Straße bleibt das Radl unter den Vordächern bei der Pizzeria Bella Italia trocken.

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Wer ein bisschen Hamburghafenfeeling mag, geht lieber nicht auf den 25. Hamburger Fischmarkt in München (ihr geht ja auch nicht auf das Hamburger Oktoberfest in der Fischauktionshalle. Eben!), sondern schaut sich einfach den Portalkran in der Josephspitalstraße an. Da fehlen nur noch ein paar Frachtcontainer. Und als Verkehrswendeinteressierter bekommt man bei dem Anblick auch ein paar schmutzige Gedanken, wie man das Problem mit den parkenden Autos relativ einfach und kurzfristig beheben könnte.

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Auf dem Heimweg noch ein wachsames Auge auf die Isar. Das Hochwasser zieht sich weiter zurück. Seit ein paar Tagen hat der Kulturstrand auf der Corneliusbrücke geöffnet. Man wünscht ihm ein paar Wolken weniger und ein paar Grad Celsius mehr.

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