Den ganzen Samstag in Schwäbisch Hall verbummelt und Kultur getankt.
Schwäbisch Hall kennen die meisten wahrscheinlich vor allem wegen der Bausparkasse mit dem Fuchs. Ich bin ein paar Kilometer entfernt davon aufgewachsen, habe es in meiner Jugend aber nie so richtig nach Hall geschafft. Die Entfernung ist ohne Auto nicht so leicht zu überwinden und als ich endlich 18 war, war ich auch schon ganz schnell weg von zu Hause und damit auch weg von Schwäbisch Hall.
Eigentlich schade, denke ich mir heute. Wir besuchen das kleine Städtchen mittlerweile immer mal wieder, wenn wir bei meinen Eltern sind und ich mag es immer mehr. Schwäbisch Hall ist eine alte Salzsieder-Stadt und der gesamte Stadtkern besteht aus ganz vielen, ganz alten Häusern. Alles bestens in Schuß. Ein bisschen wie in Rothenburg ob der Tauber. Nur, daß man sich dort vorkommt, wie in einem Mittelalter-Park, voll mit Touristen und Leuten, die Touristen was verkaufen wollen. In Schwäbisch Hall herrscht Alltag. Normale Menschen machen normale Besorgungen am Samstag Nachmittag. Aber halt alles eingerahmt von einer wirklich sehr pittoresken Kulisse.
Dazu gesellt sich noch ein ordentliches Kulturprogramm, was man im restlichen Hohenlohe in dieser geballten Form nicht gewohnt ist. Nur die Highlights: Kunsthalle Würth (aktuell mit einer Picasso und Wilhelm Busch Ausstellung, Eintritt kostenlos!), die St. Michael Kirche, das Globe Theater (im Shakespear-Stil) und schließlich die Freilichtspiele. Als Bühne dient die große Treppe vor der St. Michael Kirche. Jedes Jahr werden dort 3-4 Stücke gespielt. Meistens ein Mischung aus Klassikern und moderneren Musicals. Das Ensemble besteht aus Profis und lokalen Laiendarstellern.
Tagsüber haben wir eine knapp zweistündige Stadtführung gemacht und sind anschließen noch weiter gebummelt, Pause im Biergarten vor dem Globe Theater eingelegt, kurz in die Kunsthalle Würth geschaut (Eintritt frei!) und auf Empfehlung vom @bicyclist Sushi gegessen.
Dann war es Abend und wir hatten Karten für die Freilichtspiele. Die Tochter des Salzsieders wurde gegeben. Die literarische Vorlage stammt von einer Autorin aus Schwäbisch Hall und war wohl recht erfolgreich. Die Geschichte ist leidlich spannend und unterhaltsam. Mehr nicht. Besonders wird das Ganze aber durch den Ort der Aufführung. Der komplette Marktplatz wird in die Inszenierung einbezogen. Manchmal ruft einer aus einem der Fachwerkhäuser raus, der Pranger am Brunnen wird genutzt und aus den engen Gassen kommt plötzlich ein kompletter Fanfarenzug marschiert. Dazu beeindrucken die Schauspieler, die auf der sehr steilen Treppe auch körperlich Höchstleistung bringen.
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