München | Der furchtbare Anschlag auf eine ver.di Streikdemo liegt seit über einer Woche wie eine dunkle Wolke über der Stadt.
Die eine Seite: München hat eine sehr stabile, mitfühlende und solidarische Stadtgesellschaft, die sich Rechts in den Weg stellt und politische Führung, die in solchen Fällen die richtigen Worte findet.
Die andere Seite: das ist in Deutschland schon lange keine Selbstverständlichkeit mehr. Noch am Tag der Tat stehen Gewerkschafter, teilweise direkt vom Anschlag betroffen, auf der Bühne am Odeonsplatz und sprechen sich gegen Vereinnahmung und Spaltung aus. Zwei Tage später bringt die Familie der beiden Todesopfer Amel und Hafsa die unfassbare Kraft auf in einem offenen Brief ausdrücklich vor politischer Instrumentalisierung zu warnen. Niemand sollte in so einer furchtbaren Situation auch nur den Hauch eines Gedanken an so was verschwenden müssen.
Fast alle üblichen Verdächtigen aus demokratischen Parteien haben sich lokal und landesweit, in meiner Wahrnehmung, zurückgehalten. Ich wünschte, alle hätten daraus gelernt, sicher bin ich mir beileibe nicht. Die Reflexe gehen nicht so schnell weg. Man sieht es an der einzigen mir sehr unangenehm aufgefallenen Reaktion. Bei der Jungen Union München Nord ist der moralische Kompass noch am Nachmittag des Anschlags komplett kaputt. Ich hoffe, sie schämen sich für diese Insta-Story, die immerhin an über 16.000 Follower rausgeht.