Schwäbische Eienbahn | Mit dem Zug nach Stuttgart. Ich will mein Deutschlandticket deutlich häufiger nutzen und probiere ich es mal mit einem bunten Mix aus U-Bahn, Regionalzug und Bus. Fünf Stunden, viermal umsteigen, was soll da schon schief gehen? Auf der Hinfahrt: absolut nichts. Es ist wirklich alles pünktlich. Wo kann ich mich beschweren!?
Weil ich nicht zwingend in den Stuttgarter Kessel einfahren muss nutze ich eine sehr charmante Exotenroute, über Ulm nach Wendlingen, dann mit dem Bus zum Flughafen und dort in einen weiteren Bus, der mich zum Ziel bringt.
In Stuttgart dann ein Tag im Saunabereich und ein Vormittag auf dem Fernsehturm. Den hatte ich seit meinem Studium vor 25 Jahren nicht mehr erklommen. Sehr schön insgesamt.
Auf der Rückfahrt dann wieder das heimelige Gefühl von Zugausfall wegen Bauarbeiten auf der Strecke.
Ich gehe in meinem Buch ja noch recht milde mit der Bahn um. Das war zur damaligen Zeit aus meinem Erleben auch nicht falsch.
Aber kurz nach Erscheinen des Buchs ist auch in meiner Bahnwelt irgendwas gekippt. Die letzten zwei Jahre kaum noch Fahrten bei denen irgendwas nach Plan läuft. Im Freundeskreis überall dieselben Berichte. Menschen müssen beruflich von München nach Hamburg zu einem Termin und fliegen jetzt. Nicht weil sie es geil finden, sondern weil sie einfach zur geplanten Zeit vor Ort sein müssen.
Die Infrastruktur hat anscheinend einen Kipppunkt überschritten und der Grund dafür sind 30 Jahre politisches Versagen.
Das muss dringend repariert werden. Wird es aber so schnell nicht. Muss man irgendwie damit umgehen. Meine Bahnstrategie ist deshalb folgende:
Reisen mit dem Deutschlandticket als soziales und kulturelles Gesamterlebnis und gleichzeitig kostenlose Übungseinheit in Gelassenheit und Stoizismus betrachten. Und am besten einen ganzen Tag Zeit haben.
Fernreisen buche ich ähnlich wie Vanessa so früh wie möglich zum günstigsten Preis, die Umstiegszeiten ruhig etwas knapper. Mittlerweile kommt schon oft vor Abfahrt die Nachricht, dass die Verbindung entfällt, spätestens aber beim ersten Zwischenstopp ist die Wahrscheinlichkeit bei 90%, dass man den Anschluss verpasst. Jetzt kann man zum supergünstigen Sparpreis dank aufgehobener Zugbindung einfach jeden Zug nehmen und am Ende der Reise die Hälfte der Fahrtkosten über das Fahrgastrechteformular in der Bahn-App zurückerstatten.
Der Mensch hat sich mit Workarounds bisher noch jedem kaputten System angepasst. Eine Schande ist es trotzdem Herr RamsauerDobrindtScheuer!
Kühlen Kopf bewahren | Kurz vor Halloween stoße ich auf Instagram auf einen netten Prank. Ich presse also mein Gesicht gegen die Balkontür und lasse mich von meiner Lieblingsbibliothekarin von innen fotografieren. Nehme da schon leichtes Kopfschütteln wahr. Dann alles auf Augenhöhe im Kühlschrank platziert. Der erste Teenager – übersieht es. Irgendwann wird es dann doch registriert. Wenn Kopfschütteln und Augenrollen olympisch wären, ich wäre zumindest ein guter Trainer.
Gottjoke | Zum Glück gibt es noch jemand, der einen guten Dad-Joke zu schätzen weiß. Christian schickt mir mit Widmung sein neues Buch „Wenn ich groß bin, werde ich Gott“ zu.
Falls ihr Christians vorherige Bücher noch nicht kennt, empfehle ich sie euch hiermit. Und falls ihr sein Blog noch nicht kennt – was eigentlich gar nicht sein kann – empfehle ich euch das auch. Es ist wirklich alles sehr lustig.
Und ich schreibe das nicht, weil mir Christian das Buch als kostenloses Rezensionsexemplar zugeschickt hat, sondern weil er mir dazu auch noch einen Jutebeutel, einen Bleisstift und Schokolade gepackt hat!
Kopfkino | Ich gehe ins Kino um ein Hörspiel zu hören. Klingt bisschen verrückt, macht aber – wenn man den drei Detektiven und Hörspielen gegenüber grundsätzlich aufgeschlossen ist – Spaß. In der Astor-Filmlounge läuft das speziell fürs Kino produzierte 3D-Sound-Hörspiel Die drei Fragezeichen und das Dorf der Teufel.
Die Geschichte ist keine reguläre Drei Fragezeichen Hörspielfolge, sondern basiert auf der gleichnamigen Graphic Novel (alle Graphic Novels aus der Reihe seien ebenfalls empfohlen).
Gut: ich hab jetzt eine Schlafmaske mit Drei Fragezeichen Aufdruck und in der ersten Reihe der Astor-Lounge kann man die Füße hochlegen.
Wo wart ihr am 6. November? | Ich hab mich am Abend ablenken lassen. Die Leftovers aus Wien spielen im Strom. Und mir wächst spontan ein Flanellhemd. Auf der Bühne stehen vier Zwanzigjährige die klingen wie Nirvana. Und offensichtlich dieselbe Wut und Verzweiflung haben. Nur das sie halt alles mit Wiener Akzent rausschreien. Wahnsinn! In meiner Insta-Story ein paar schwammige Highlights. Am besten die Live-Platte laut durchhören und erahnen, was da los ist vor Ort.
Frostpendeln | Stadtradeln kennt ihr vielleicht. Das ist eine Aktion in der warmen Jahreszeit bei der man für einen gewissen Zeitraum die Kilometer erfasst, die man im Alltag auf dem Rad unterwegs ist. Ich fahre aber eigentlich ganzjährig und bin deshalb jetzt offiziell beim Frostpendeln dabei.
Bonuslauf | Meine Krankenkasse hat auch so ein Bonusprogramm. Das war bisher immer maximal umständlich, weil ich alles entweder in einem Heftchen abstempeln lassen oder umständlich PDF Belege über eine nervige Weboberfläche hochladen musste.
Jetzt gibt es da auf einmal eine App. Und die lässt sich sogar mit meiner Garmin-App koppeln. Und jetzt erfasst die App einfach automatisch meine Läufe und plötzlich hat jeder meiner Läufe einen Preis. 50 Punkte, was 50 Cent entspricht.
Mir ist schon klar, dass das alles problematisch ist. Ich hab auch Juli Zeh und Marc-Uwe Kling gelesen und hör den Netzpolitik-Podcast.
Andererseits: einmal im Jahr muss ich mir neue Laufschuhe kaufen. Die werden sich voraussichtlich durch meine Laufleistung fast komplett finanzieren lassen. Scheiß System! Holt mich hier raus!
P.S. ich buche nicht nur Züge ähnlich wie Vanessa, sondern bediene mich jetzt auch erst mal schamlos bei ihrem Blogformat, dass sie schon seit Urzeiten so durchzieht. Ich hab das Gefühl, es könnte momentan ganz gut zu mir passen und zu regelmäßigerme Bloggen führen.
Bei der Aufzählung der Verkehrsminister fehlen Müntefering, Klimmt, Bodewig, Stolpe, Tiefensee. Auch die haben den derzeitigen Zustand der Deutschen Bahn mitzuverantworten.
Denn ein starres Tarifsystem, nicht dem Bedarf angepaßte Fahrpläne, fehlende Rationalisierung und andere Versäumnisse, die den Niedergang der Bahn beschleunigten, sind seit über dreißig Jahren Standart.