In love mit Live-Musik!
Nach einem langen Tag an der Bar stehen und der Liga der gewöhnlichen Gentlemen zuhören macht den langen Tag noch ein bisschen länger, aber auch schöner. Denkt dran: Es ist nett nett zu sein!
Wir sind vor 17 Jahren aus Giesing weggezogen. Nicht weit weg. Nur auf die andere Seite der natürlichen Ostfriedhofsgrenze. Ist ok da, aber Giesing kann es immer noch am besten. Einmal im Jahr z.B. das Ois Giasing Festival. Ein ganzes Quartier wird zum nachbarschaftlichen Festivalgelände. Genial!
Wir schauen unserem Freund Harry und seiner aktuellen Band Drug Stop zu. Wenn ihr 1990er Indiegeschrammel mögt, lasst ihnen ein oder zwei Streams da und wenn ihr irgendwo in der Stadt mal ein Plakat mit diesen sehr auffälligen pinken Overalls seht, lasst ihnen einen Konzertbesuch da.
Dann der krönende Konzert-Abschluss. Anders Wendin aka Moneybrother geht nach 12 Jahren wieder außerhalb Schwedens auf Tour. Vor allem die beiden Alben Blood Panic und To Die alone bedeuten mir was. Und das ist ja immer schwierig mit Musik, die einem was bedeutet und dann kommen die Künstler 20 Jahre später zurück und man versucht es krampfhaft gut zu finden, obwohl man irgendwie spürt, dass es das nicht mehr ist. Ich hab mir das auch schon bei ein paar Bands schöngefühlt. Bei Moneybrother muss ich das nicht. Jeder einzelne Musiker auf der Bühne im Ampere hat Bock. Das ist offensichtlich. Sie testen mit dieser kleinen Mini-Tour, ob noch was geht in Deutschland, weil es bald ein neues Album auf Englisch gibt und dann kann man deutschen Clubs eigentlich nur wünschen, dass es eine größere Tour gibt. Weil: es geht noch was! Test geglückt! Ein Abend voller, wie man das heutzutage sagt, tanzbarer wholesomeness.
Wer noch nie was von Moneybrother gehört hat, steigt am besten mit Blood Panic oder To die alone ein. Schön ist aber auch das Cover von I love it aus dem schwedischen Sing mein Song.
Am Montag auf dem Heimweg von der Arbeit am Gärtnerplatz noch ein bisschen gewundert, warum der ganze Platz komplett für PKW abgesperrt ist. Ein Polizist erklärts mir und am Abend in der tagesschau sehe ich es dann auch noch mal. Ein kleiner Lichtblick an dem ich da mein Rad vorbeigeschoben hab.
Baustellen nerven die meisten Leute ja. Mich auch. Manchmal.
Andererseits: wo Baustellen sind, geht auch was voran. Es verändert sich was. Manchmal zum Guten, manchmal nicht. Immer eine Frage der Perspektive. Ich hatte die letzten 15 Jahre eigentlich immer irgendeine Baustelle um unsere Wohnung herum. Am Ende kamen dabei neue Wohnungen (unbezahlbar), ein Hotel (manchmal praktisch bei Verwandschaftsbesuch) und Flüsterasphalt (in Kombination mit Tempo30 wirklich etwas leiser) raus.
Jetzt steht die nächste große Baustelle an. Die zweite Stammstrecke.
Für Nicht-Münchner: in München gibt es keine Ring-S-Bahn wie in anderen Städten, sondern einen fetten S-Bahn-Strang unter der Stadt, den alle Linien nehmen müssen, um sich dann ins Umland zu verzweigen. In der Fachsprache nennen wir sowas einen Flaschenhals oder auch ein sogenanntes Nadelöhr. Es geht ständig was kaputt, alles steht still. Stammstreckenausfall und Stammstreckensperrung sind in München ein Lebensgefühl.
Man hat sich also entschieden die eine S-Bahn-Röhre mit einer zweiten S-Bahn-Röhre ausfallsicherer und effizienter zu machen. Die Entscheidung war nicht unumstritten. Einen S-Bahnsüdring fanden viele sinnvoller und günstiger. Außerdem hätten erste Planungen zwei jahrelange, massive Baustellen für zwei Rettungsschächte mitten im Viertel Haidhausen bedeutet. Es gab Proteste, Planung wurde geändert und jetzt erreicht der Tunnelbau langsam unser Viertel.
Die Rettungstunnel werden jetzt an einem Ende des Viertels (nähe Maximilianeum) und am anderen Ende auf einer Brachfläche am Ostbahnhof ausgebuddelt. Dazwischen wird nur unterirdisch gegraben. Faszinierend. Dadurch ist alles weniger einschränkend als im ersten Entwurf.
Zumindest für die meisten. Für mich wird die Baustelle am Maximilianeum ab jetzt aber auf Jahre meine gewohnte Laufstrecke blockieren. Das Planfeststellungsverfahren ist mit einem 700-Seiten-PDF auch schon durch und ich bin mir nicht sicher, ob meine Begründung „Ich bin ein Gewohnheitstier und meine Laufstrecke ist mir wichtig“ baurechtlich tatsächlich aufschiebende Wirkung gehabt hätte. ÖPNV Ausbau finde ich grundsätzlich gut und Tunnelbau sehr faszinierend. Mir bleibt also nur die nächsten Jahre ausführliche Baustellenbeobachtung. Hier zwei Fotos vom beginnenden Rettungsschachtaushub.
Mehr Infos gibt es auf der Projektseite der DB. Und die zwei Videos von Cato sind auch ganz gut.
@neuimneuland na klar. Wer auf Superpunkt war, geht auch zur Liga!