in Mobilität

Interview: Täglich mit dem Rad zur Arbeit

Wenn mein Freund Lars sich mit einer Sache beschäftigt, dann macht er das meistens sehr konsequent und vertiefend.

Seit 1,5 Jahren hat Lars jetzt das Radfahren, genauer: das Radfahren zur Arbeit, für sich entdeckt. Er pendelt jeden verdammten Werktag insgesamt ca. 33 36 Kilometer aus den Münchner Suburbs in die Innenstadt und zurück. Egal welches Wetter. Und er führt dabei akribisch eine Excel-Liste (die Schaubilder weiter unten beruhen darauf), macht Instagram-Photos und hat sich mittlerweile sehr gut ausgestattet.

Ich hab ihm dazu ein paar Fragen gestellt.

https://www.instagram.com/p/BulMvAkn8Jy/

Hallo Lars. Stell dich doch mal kurz vor
Ich bin 44, wohne im Landkreis München in Neubiberg und arbeite im Zentrum von München, nahe der Theresienwiese.

Bis vor 1,5 Jahren bist du wie zur Arbeit gefahren?
Mit dem Fahrrad 4 km zur U-Bahn und von dort mit der U5 bis zur Theresienwiese. Einige Jahre davor 1 km zur S-Bahn Neubiberg und damit Richtung Zentrum. Irgendwann war mir aber die S-Bahn zu unzuverlässig, deswegen der Umstieg auf die U-Bahn-Variante.

Mit dem Auto bist Du nie gefahren?
Auto bin ich nie gefahren …

Hast Du überhaupt ein Auto?
Ich hab eins. Ich hab Familie und als echte Münchner Vorstädter haben wir natürlich auch ein Auto.

Und warum hast du vor 1,5 Jahren angefangen mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren?
Das hatte verschiedene Gründe. Ich hab zwei kleine Kinder, da bleibt wenig Zeit für Sport. Und da ist das die ideale Möglichkeit, den Pendelweg zum Sport zu machen und damit was für die Gesundheit zu tun. Außerdem hatte ich, v.a. im Winter, den Eindruck durch das U-Bahnfahren öfter Erkältungen zu bekommen. Und voll ist es morgens im ÖPNV zu den Stoßzeiten natürlich auch.

Wenn ich dagegen im Winter mit dem Rad fahre, werde ich, subjektiv gefühlt, weniger krank.

Aber ist es nicht total nervig und anstrengend bei Nässe und Kälte jeden Werktag um die 30 Kilometer zu radeln?
Das sind natürlich manchmal schon widrige Bedingungen. Letzten Winter gab es heftige Schneefälle und da ist der Räumdienst dann nicht hinterhergekommen. Da musste ich dann zwangsweise zwei Wochen wieder auf die U-Bahn umsteigen. Aber unter normalen Winterbedingungen fahre ich eigentlich immer. Ich hab mir dafür die entsprechende Ausrüstung und Kleidung zugelegt und damit geht das dann.

https://www.instagram.com/p/BsVBDqonvnR/

Du musst Dich also nicht extra überwinden und motivieren?
Nein. Meine Regel ist: Ich fahre immer mit dem Rad. Ohne Ausnahme. Eine Kollegin, die eine ähnliche Strecke mit dem Rad pendelt, hat mir gesagt: „Sobald du anfängst zu überlegen, ob die Bedingungen heute passen, ob es heute vielleicht noch regnet oder irgendwas anderes dagegen spricht, hast Du eigentlich schon verloren, weil Du immer eine Ausrede findet.“

Auch wenn es komisch klingt, aber einfach immer zu fahren, ist für mich die bequemere Variante. Es wird einfach ein Automatismus draus ohne großes Nachdenken.

Du hast schon Deine Ausrüstung erwähnt. Kannst Du ein bisschen beschreiben, wie die aussieht?
Ich hatte erst ein ganz normales Tourenfahrrad und inzwischen auch ein zweites mit einer hochwertigeren Schaltung. Das ältere ist jetzt vor allem mein Winterrad. Für den Winter habe ich auch einen extra Laufradsatz mit Spikereifen, damit der Radwechsel auf Spike- bzw. Normalreifen im Winter je nach Strassenbedingungen schneller geht. Damit ich gut gesehen werde, sind meine Räder mit Speichenreflektoren ausgestattet und auf dem Gepäckträger sind wasserdichte Packtaschen angebracht. Thema Kleidung: Regenhose, Regenjacke, Radlerhose, leichte Windstopperjacke, dicke Softshelljacke und lange Merinounterhose für den Winter, abzippbare Windstopperhose, atmungsaktive Trikots, wasserdichte Fingerhandschuhe, Fäustlinge und super sind auch diese Schlauchschals („Buffs“) aus verschiedenen Materialien. Unter dem Helm, der ist Pflicht, bei starker Kälte eine Unterhelmmütze und bei Bedarf oben drüber eine Regenhaube. Und weil ich Brillenträger bin, hab ich mir auch noch eine optische Fahrradbrille machen lassen.

Du kommst ja dann wahrscheinlich, sowohl im Sommer, als auch im Winter, oft ziemlich verschwitzt in der Arbeit an. Wie kommst du damit klar?
Ich hab zum Glück ein Einzelbüro und kann mich dort komplett umziehen. Alle Radlklamotten runter, komplett neues Bürooutfit rauf. Ich dusche nicht. Das geht gut. Ich stinke zum Glück nicht so sehr (lacht). Haben mir Kollegen auch schon auf Nachfrage bestätigt. Cowboydusche mit Deo reicht aus. Auf dem Rückweg zieh ich dann die Radlklamotten wieder an. Die sind zwar nicht mehr ganz frisch, aber das macht ja dann nichts aus. Zuhause wird dann geduscht.

Und deine Arbeitskleidung ist dann immer in Deinem Büro oder transportierst du die in der Satteltasche hin und her?
Ich hab dort ein ganzes Set mit Hemden hängen, die dort auch gereinigt werden. Hin und her transportiere ich nur Socken, Unterwäsche und Hosen. Schuhe stehen auch im Büro.

https://www.instagram.com/p/Bu3LEBdHESs/

Dann erzähl doch mal ein bisschen aus Deiner Pendlerpraxis. Gibt es viele, die auch so weit pendeln wie Du? Oder bist Du eher eine Ausnahme?
Ich hab schon den Eindruck, dass die Zahl der Radpendler in den letzten 1,5 Jahren, seitdem ich das mache, zugenommen hat. Ich sehe an meinen beiden Stammstrecken, v.a. natürlich im Sommer, aber auch im Winter, immer wieder die gleichen Leute und habe auch das Gefühl, dass es immer mehr werden.

Ich weiß, dass Du auf Deiner Tour oft auch Podcasts hörst. Ist das nicht gefährlich mit Kopfhörern im Berufsverkehr?
Ich finde nicht. Erstens stelle ich die Lautstärke nicht sehr hoch und zweitens habe ich nur einen Kopfhörerstöpsel im rechten Ohr drin. Das klappt super, denn ich höre alles um mich herum und kann dennoch die Sendungen verfolgen. In kritischen Situationen geht die Konzentration automatisch auf den Verkehr, so dass man dann halt mal kurz nicht ganz bei der gehörten Sache ist.

Und wo siehst Du für Dich die größten Hindernisse und Probleme auf Deinem Weg zur Arbeit?
Grundsätzlich ist das Problem, dass zu wenig Platz für Fahrräder da ist. Es gibt viele Engstellen und Autos, die zu knapp überholen. Das nervt schon. Aber entgegen aller landläufigen Vorurteile, würde ich sagen, dass die Mehrheit der Verkehrsteilnehmer, Auto- und Radfahrer, durchaus vernünftig unterwegs ist. Es gibt aber einfach ein Platzproblem und das führt zu Konflikten.

Gab es denn schon Situationen, in denen es gefährlich für Dich wurde? In denen Du knapp einem Unfall entgangen bist?
Ja, auf jeden Fall. Kurz vor der Theresienwiese hat mich mal ein rechtsabbiegender Lieferwagen ziemlich knapp geschnitten, weil er nicht damit gerechnet hat, dass ich geradeaus weiter fahre. Die ganze Rechtsabbiegerproblematik ist schon eine der Hauptgefahren für Radfahrer. Und wenn Radfahrer sich aufgrund unterschiedlicher Geschwindigkeiten überholen und dadurch stark in den Autoverkehr gleiten müssen, dann wird es auch gefährlich. Hier würden breitere Fahrradwege viel Gefahrenpotenzial entschärfen.

Fühlst Du dich grundsätzlich sicher im Münchner Stadtverkehr?
Also 100% sicher auf keinen Fall. Ich versuch sehr aufmerksam und eher passiv zu fahren. Das ist natürlich auch immer von der Tagesform abhängig. Und klar, ein mulmiges Gefühl fährt immer ein bisschen mit.

Du bist ja jetzt sehr motiviert und nimmst auch die Risiken in Kauf. Kannst du verstehen, wenn Radpendeln in München auf andere Leute zu unsicher oder unkomfortabel wirkt?
Verstehen kann ich das schon. Es geht eng zu auf der Straße und das Wetter ist natürlich ein Thema. Aber ich war am Anfang auch sehr skeptisch, ob das klappen kann. Aber wenn man dann mal anfängt, optimiert man auch ständig, findet neue, sichere Routen und lernt jeden Tag dazu. Ich würde jeden ermutigen, der mit dem Gedanken spielt, es einfach mal eine Woche auszuprobieren.

Was könnte man denn machen, damit Du Dich sicherer fühlst und das vielleicht auch noch mehr Leute auf das Fahrrad umsteigen?
Die Hauptstellschraube ist sicher, den Autoverkehr mehr vom Radverkehr zu entkoppeln, die Rot/Grünphasen unterschiedlich zu schalten und insgesamt dem Radverkehr mehr Platz einzuräumen. Das wird wahrscheinlich, bei dem begrenzten Platz in der Stadt, nur gehen, indem man dem Autoverkehr Fahrspuren wegnimmt. Ich setzte große Hoffnungen in die Bürgerinitiative Radentscheid, damit sich was bewegt.

Gibt es was, dass Dich so extrem nervt, dass es Dir manchmal den Spaß an der Fahrradpendelei verdirbt?
Außer den schon erwähnten Konflikten gibt es immer wieder Kleinigkeiten. Z.B. motorisierte Zweiradfahrer, die regelmäßig auf Fahrradwege ausweichen.

Und noch was nervt mich fast täglich, was mich aber sehr in meiner Fahrradpendelei bestärkt: Jeden Morgen stehe ich an einer Ampel an der Carl-Wery-Strasse, das ist die Hauptzufahrtsstraße der Vororte Unterhaching/Neubiberg/Ottobrunn nach München. Da sieht man jeden morgen Stoßstange an Stoßstange eine sich langsam voranquälende Autokolonne und in fast jedem Auto sitzt nur eine Person. Das ärgert mich immer wieder, dass wir als Gesellschaft das nicht besser hinkriegen. Fahrgemeinschaften scheinen völlig aus der Mode zu sein. Das gleiche Bild sehe ich dann später noch einmal wenn ich die A995 überquere.

Und was ist mit den oft zitierten „Radl-Rambos“? Gibt’s die? Werden die mehr?
Würd ich nicht sagen. Klar gibt’s sowas auch. In München wird z.B der Isarradweg gern mal rücksichtslos als Rennstrecke genutzt. Insgesamt ist das aber eine sehr kleine Minderheit. Was aber schon nervt, ist, dass viele Radfahrer auf klare Handzeichen verzichten. Da muss man oft raten, was die jetzt machen und das kann schon zu gefährlichen Situationen führen.

https://www.instagram.com/p/BxwcAwKIeMk/

Und was ist das Positivste an Deiner täglichen Radtour?
Man ist jeden Tag an der frischen Luft und es ist einfach der beste Ausgleich zum stressigen Arbeitsalltag.

D.h. Du wirst so schnell auch nicht damit aufhören?
Auf keinen Fall. Das ist zu einer fundamentalen Säule meines Alltags geworden. Es ist sogar so: Wenn ich mal aus irgendwelchen Gründen nicht radeln kann, bedauere ich das und mir fehlt an dem Tag was.

Danke Dir für das Gespräch.

Die beiden Diagramme beziehen sich auf das Jahr 2018:


Quelle für die Stauzeit, Quelle für die ÖPNV Verspätung

Eine von Larsens Routen gibt es hier als GPX-File.

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Kommentar

26 Kommentare

  1. Top. Und die Kollegin hat völlig Recht – man darf erst gar nicht drüber nachdenken, nicht zu fahren. Als ich kein Auto hatte, war das kein Thema, jetzt erwische ich mich dann doch ab und zu dabei, dass man in Versuchung kommt…

  2. Ja, es geht, jeden Tag annähernd CO2-neutral zur Arbeit. Klasse, weiter so.

    Ganz vieles kann ich 1:1 unterschreiben: als Münchner Vorstädter mit Familie acht- bis zehnmal pro Woche Bewegung, dabei Podcasts hören (ich habe beide Stöpsel locker im Ohr und höre auch alles um mich herum), zweimal den unglaublichen Autostau anschauen etc. Und das Ganze ist verglichen mit ÖPNV und Auto annähernd kostenfrei und hält fit.

    Das mache ich seit 2001 bis auf wenige Ausnahmen täglich und kann es nur empfehlen!

  3. Jep. Leider hab ich es am Anfang einfach übertrieben. Völlig unfit jeden Tag die Strecke…das hat mein Körper einfach nicht mitgemacht. Habe im Endeffekt in der Woche, die ich nicht gefahren bin weniger gemacht. Mal kurze Strecken, mal lange spazieren….

Webmentions

  • Moritz Orendt 9. April 2021

    Das individuelle Handeln eines selbstständigen Kleinunternehmers wird die Ökokrise nicht lösen. Aber mit jedem Pionier, der vorangeht, erhöht sich der Druck auf die politischen und wirtschaftlichen Dickschiffe, endlich auch nachhaltig zu wirtschaften.

    Jedes Beispiel, das zeigt, wie es geht, bringt große Konzerne wie Siemens und RWE mehr in Erklärungsnot. Mit jedem Unternehmer, der enkelgerecht handelt, schwindet auch die politische Begründung, den umweltzerstörenden Status Quo zu konservieren. Dann muss nämlich die umweltzerstörende Wirtschaft nicht mehr zwingend bewahrt werden, weil ein immer größerer Teil der Wirtschaft unsere Erde kaum zerstört.

    Bevor ich jetzt meine Ideen für mehr Umweltsschutz ausführe, will ich kurz auf die Dringlichkeit der Lage aufmerksam machen. Wir alle sind gut darin, zu verdrängen. Doch das könne wir uns nicht leisten:

    Die Arktis brennt gerade. Auch hier wird es deutlich wärmer. Die Durchschnittstemperatur ist in Deutschland in den letzten 130 Jahren um 1,6 Grad Celsius gestiegen. Schon in den nächsten fünf bis zehn Jahren wird sich der Temperaturanstieg bei uns weiter beschleunigen.

    Dazu kommt: Eine Million Arten sind akut vom Aussterben bedroht. Der Mensch sorgt für das sechste Massensterben der Erdgeschichte. Die Auswirkungen davon sind sicherlich gravierend. Wie gravierend ist jedoch noch kaum abzuschätzen.

    Ich hoffe, das war genug Ansporn, spätestens jetzt ins Handeln zu kommen. Unser Vorteil als Selbstständige: Wir können alleine sofort entscheiden, welche Maßnahmen wir für mehr Umweltschutz umsetzen.

    Hier kommen die zehn Maßnahmen, die mir eingefallen sind:

    Ressourcenschonend ins Büro fahren
    So wenig geschäftlich reisen wie möglich
    Energieverbrauch im Büro klimaverträglich gestalten
    Umweltbewusst ernähren
    Bei der Webentwicklung Ressourcen sparen
    Geld bei einer grünen Bank verwalten
    Auf nachhaltige Beschaffung achten
    1% des eigenen Umsatzes spenden
    Eine Gemeinwohlbilanz erstellen
    Bewusst weniger arbeiten

    1. Ressourcenschonend ins Büro fahren

    Der PKW-Verkehr macht allein 12% des CO2-Ausstoßes in Deutschland aus. Dazu kommt noch der Lärm und die Flächenversiegelung durch Straßen und Parkplätze. In München werden angeblich mehr als 12% der Fläche von Parkplätzen eingenommen. Krass, wenn man an den generellen Wohnungs- und Platzmangel dieser Stadt denkt.

    Darum ist der Verzicht auf Autofahrten – und im besten Fall sogar noch auf ein eigenes Auto – einer der größten Hebel, mit dem du zum Umweltschutz beitragen kannst. Also:

    Mit dem Fahrrad ins Büro fahren: Das sorgt gleich noch für die dringend benöitgte Alltagsbewegung für uns Büroarbeiter.

    Die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen: Da kann man endlich die ganzen WhatsApp-Nachrichten beantworten.

    Gleich im Home Office bleiben: Da kann man in einer kurzen Arbeitspause noch Wäsche waschen.

    Weiterlesen zum ressourcenschonenden Weg ins Büro:

    Autokauf (Umweltbundesamt): Die oben zitierten Fakten zur CO2-Belastung des Autoverkehrs stammen aus dieser Quelle.

    Parkende PKW (Wirtschaftswoche): Top Ten der deutschen Städte nach Platzverbrauch durch parkende Autos.

    Täglich mit dem Rad zur Arbeit (bielinski): Ein Interview mit Lars, der jeden Tag 30 KM mit dem Fahrrad in die Arbeit pendelt.

    2. So wenig geschäftlich reisen wie möglich

    Fliegen ist die klimaschädlichste Art sich fortzubewegen. Ein Business-Trip von München nach London und zurück mit insgesamt vier Stunden Flugzeit verbraucht laut CO2-Rechner des Umweltbundesamts 0,95 Tonnen CO2. Wenn man die planetaren Grenzen auf die Erdbevölkerung runterrechnet, bleibt für jeden Deutschen laut Umweltbundesamt eine Tonne. Also verbraucht ein Flug in der Business-Klasse von München nach London ziemlich genau das Jahresbudget an eigentlich erlaubtem CO2.

    Also ist jede verhinderte Flugreise ein großer Gewinn für das Klima und die zukünftigen Generationen. Diese Strategien helfen, Businessflüge zu vermeiden:

    Auf Video- oder Telefonkonferenzen umsteigen: Das haben wir ja inzwischen alle ausführlich geübt.

    Mit der Bahn fahren, wenn es die Entfernung zulässt: Da lässt es sich sogar oft besser arbeiten.

    Einen Fokus auf Kunden in der Region legen: Kunden, zu denen man nicht weit anreisen muss, sparen nicht nur CO2, sondern auch Lebenszeit.

    Wenn alles nichts hilft, und der Flug zu einem Kunden einfach sein muss, bieten sich noch verschiedene Anbieter eine CO2-Kompensation an, die mit dieser Spende Klimaschutzprojekte realisieren.

    Weiterlesen zu Geschäftsreisen und ihren Alternativen:

    Flugreisen (Umweltbundesamt): Die oben zitierten Fakten zur CO2-Belastung des Flugverkehrs stammen aus dieser Quelle.

    CO2-Rechner (Umweltbundesamt): Hier kannst du selbst berechnen, wie viel CO2 durch welche Aktivität erzeugt wird und wie viele Tonnen CO2 welche Flugverbindung freisetzt.

    CO2-Kompensation (Stiftung Warentest): Hier vergleicht die Stiftung Warentest die unterschiedlichen Anbieter von CO2-Kompensationen. Die ausführlichen Testergebnisse liegen hinter der Paywall.

    Video-Konferenztools im Überblick (heise): Hier werden sieben der meist verbreiteten Anbieter vorgestellt.

    3. Den Energieverbrauch im Büro (oder im Home Office) klimaverträglich gestalten

    Grundsätzlich gibt es zwei große Hebel, mit denen du deinen Energieverbrauch im Büro umweltverträglich gestalten kannst:

    Strom aus erneuerbaren Energien beziehen
    Den Energieverbrauch senken

    Mit der Nachfrage nach Ökostrom förderst du beim richtigen Anbieter direkt den Ausbau der erneuerbaren Energien und dadurch den Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen.

    Aber auch die Erzeugung von Ökostrom belastet die Umwelt. Windräder, Staudämme, Solarzellen müssen produziert und gewartet werden. Deswegen ist es mindestens genauso wichtig, den Energieverbrauch zu senken.

    Heizen ist mit knapp 85 % des Energieverbrauchs von Haushalten in Deutschland der mit Abstand größte Batzen (67,6% Raumwärme und 15,9% Warmwasser). Auch im Büro lässt sich viel Energie sparen, vor allem da die Räumlichkeiten meist nur den halben Tag genutzt werden und am Wochenende oft gar nicht.

    Mit diesen Tipps kannst du Heizkosten und Energie sparen

    Raumtemperatur senken: Mit jedem Grad weniger sparst du 6% der Heizenergie. Also vielleicht im Zweifel eher zum Pulli greifen als die Heizung aufdrehen.

    Im Winter stoßlüften statt das Fenster dauerhaft kippen: Bei gekippten Fenstern tauscht sich die Luft kaum aus und es kühlen die Wände ab. Dadurch musst du mehr heizen und holst dir vielleicht sogar noch Schimmelpilze ins Büro.

    Heizkörper regelmäßig entlüften: Wenn eine Heizung lustig gluckert und kaum warm wird, ist zu viel Luft im Heizkörper. Jeder Luftblase bedeutet Energieverschwendung und höhere Kosten.

    Auf programmierbare Thermostate wechseln: Gerade in einem Büro, das montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr genutzt wird, verschwendet extrem viel Energie, wenn die Heizung durchläuft. Mit programmierbaren Thermostaten kannst du die Heizzeiten auf deine Bürozeiten einstellen. Pro Heizkörper musst du zwischen 10 und 50 € investieren.

    Weiterlesen zu Energie sparen im Büro:

    Energieverbrauch privater Haushalte (Umweltbundesamt): Außer den oben genannten Zahlen findet sich hier auch die Entwicklung des Energieverbrauchs über die letzten Jahre.

    Ökostrom: Diese 7 Anbieter empfiehlt dir Utopia (utopia.de): Es gibt Unmengen an Stromanbietern. Diese sieben haben gemeinsam, dass, 1. der Strom aus erneuerbaren Energien hergestellt wird, 2. diese Ökostromanbieter unabhängig sind von den vier großen Stromkonzernen, 3. sie oft auch von namhaften anderen Organisationen empfohlen werden und 4. sie schon länger den Ausbau erneuerbarer Energien aktiv fördern.

    Richtig heizen leicht gemacht (co2online.de): Hier kannst du selbst berechnen, wie viel CO2 durch welche Aktivität erzeugt wird und wie viele Tonnen CO2 welche Flugverbindung freisetzt.

    4. Umweltbewusst ernähren

    Unsere Ernährung schadet dem Klima noch mehr als der Verkehr. Allein der Fleischkonsum ist für 10% aller Emissionen verantwortlich, die ein durchschnittlicher Deutscher pro Jahr verursacht.

    So kann jeder auch im Berufsleben auf klimabewusste Ernährung achten:

    Beim Mittagessen im Restaurant Gerichte ohne Fleisch bestellen.
    Für das Büro einen Obstkorb aus der Region für die Snacks zwischendurch bestellen.
    Falls eine Bürogemeinschaft regelmäßig gemeinsam kocht, könnte sich ein Ernteanteil einer solidarischen Landwirtschaft lohnen. So kommt die Ernte direkt vom Erzeuger ins Büro.

    Weiterlesen zur umweltbewussten Ernährung:

    Unsere Ernährung schadet dem Klima mehr als der Verkehr (ZEIT ONLINE): Dieser Artikel ist schon acht Jahre alt, aber er bereitet sehr gut eine Studie des WWF auf, die die Ausmaße der Klimabelastung durch die Ernährung schätzt.

    Klimaschutz beim Essen und Einkaufen (Verbraucherzentrale): Das ist ein guter Überblicksartikel, der die typischen Fragen zum Klimaschutz beim Essen behandelt.

    Ökokiste (Ökokiste e.V.): In dem Verein Ökokiste e.V. haben sich 40 Betriebe quer durch Deutschland zusammengeschlossen, die Bio-Produkte aus der Region an die Haus- oder Bürotür liefert.

    5. Ressourcen sparen bei der Webentwicklung und der eigenen Website

    Insgesamt ist unsere Digitaltechnik ist wohl noch schädlicher als der weltweite Flugverkehr und verursacht insgesamt ungefähr vier Prozent der weltweiten CO2-Emissionen. Tendenz stark steigend. 2030 werden es wohl schon acht Prozent sein.

    Um möglichst wenig zu diesem Anstieg beizutragen, können wir Selbstständigen auf diese Dinge bei unseren Websites achten:

    Grünes Hosting nutzen: Es gibt inzwischen genügend Anbieter, die ihre Server mit erneuerbarer Energie betreiben und so für einen geringen CO2-Ausstoß sorgen.

    Energieeffiziente Websites bauen: Jeder Websiteaufruf braucht Energie. Von Website zu Website ist jedoch verschieden, wie viel Energie verbraucht wird. Energieeffiziente Websites sind oft schneller und damit auch beliebter bei Suchmaschinen. Also tust du durch schnelle Websites nicht nur der Umwelt einen Gefallen sondern hilfst auch der eigenen Sichtbarkeit bei Google.

    Ergebnis des Website Carbon Calculator für atlas-der-selbstständigkeit.de

    Weiterlesen zur Webentwicklung und der Klimabilanz des Internets:

    Politik vernachlässigt digitale CO2-Bilanz (NDR): Die hier genannten Zahlen stammen aus diesem Beitrag.

    Website Carbon Calculator (websitecarbon.com): Hier kannst du schätzen lassen, wie viel CO2 durch deine Website in die Atmosphäre gelangt und wie viel Bäume du pflanzen müsstest, damit deine Website klimaneutral ist.

    WordPress, das Web und das Klima (simon.blog): Ein WordPress-Entwickler beschreibt den Energieverbrauch des Internets und gibt Tipps, was jeder persönlich dagegen tun kann.

    17 ways to make your website more energy efficient (WHOLEGRAIN digital): Hier sind 17 Maßnahmen aufgeführt, die deine Website nicht nur energieeffizienter, sondern auch schneller und nutzerfreundlicher machen.

    CO2 emissions on the web (Danny van Kooten): Danny van Kooten behauptet, er habe durch cleaneren Code 59.000 kg CO2 eingespart. Das Interessante an diesem Beitrag ist die Berechnung dieser 59.000 kg.

    6. Geld bei einer grünen Bank verwalten

    Banken gehören zum Nervensystems unserer Wirtschaft. Über die Kreditvergabe entscheiden sie, welche Projekte finanziert werden und welche keine Chance auf Realisierung haben, da sie keine Finanzierung bekommen.

    Generell sind Privatbanken wie die Deutsche Bank oder die Commerzbank in erster Linie ihren Aktionären und deren Gewinnmaximierung verpflichtet. Deswegen finanzieren diese eher das Waffengeschäft als den Bio-Bauernhof. Auf der anderen Seite des Spektrums finden sich die ethischen oder grünen Banken, die bei der Finanzierung von Projekten auch deren ökologische und soziale Renditen im Blick behalten.

    Wie viel Geld eine Bank zur Vergabe von Krediten nutzen kann, hängt von der Summe des verwalteten Geldes ab. So kann dein Geschäftskonto indirekt zur Finanzierung von Panzern beitragen oder zur Gründung eines ökologisch arbeitenden Bio-Bauernhofs.

    Weiterlesen zu Banken und Ethik:

    Geldschöpfung (Wikipedia): Hier ist unter anderem erklärt, wie deine Einlagen bei einer Bank die Kreditvergabe von Banken mitbestimmt.

    Diese Banken investieren euer Gespartes in Waffen und Atomkraftwerke (ze.tt): Die oben zitierten Fakten zur CO2-Belastung des Flugverkehrs stammen aus dieser Quelle.

    Ethische Bank: Das sind die besten nachhaltigen Banken (utopia): Ein Überblick, welche ethische Banken es gibt und welche Dienstleistungen sie jeweils anbieten.

    7. Auf nachhaltige Beschaffung achten

    Jedes Werkzeug, jeder Computer, jedes Mobiltelefon – und überhaupt alles, was wir kaufen – braucht für die Herstellung und den Transport Ressourcen und Energie. Also ist es grundsätzlich gut für die Umwelt, möglichst wenig zu kaufen und seine Sachen lange zu nutzen.

    Ein weiterer Vorteil: Diese Kaufvermeidung tut nicht nur der Umwelt, sondern auch dem Geldbeutel gut.

    Eigene Darstellung, inspiriert von der Münchner Nachhaltigkeitspyramide von mucbook.

    Weiterlesen und Beispiele für nachhaltige Beschaffung:

    Repair Cafés (Abfallwirtschaft München): Repair Cafés bieten die Möglichkeit an, alle möglichen Dinge von kundigen Privatleuten reparieren zu lassen oder sich bei der Reparatur Hilfe zu holen. Hier findest du ein Liste von Repair Cafés in und um München. Für andere Städte einfach googeln.

    Greenpanda.de: Second-Hand-Computer.

    dieUmweltdruckerei: Nachhaltige Online-Druckerei für Flyer, Plakate, Visitenkarten usw.

    raidboxes: Ein Beispiel für klimapositives WordPress-Hosting.

    Memo: Nachhaltiger Versandhandel für Bürobedarf.

    Kompass Nachhaltigkeit für KMU (Kompass Nachhaltigkeit): Diese Website der GIZ stellt Tools und Infos zur nachhaltige Beschaffung für Selbstständige bereit. Etwas zu umfangreich für den typischen Solo-Selbstständigen, aber doch interessant, auf was man alles achten könnte.

    8. 1% des eigenen Umsatzes für den Planeten spenden

    Die Unternehmer Yvon Chouinard (Gründer von Patagonia) und Craig Mathews gründeten 2002 das Netzwerk One Percent For The Planet. Alle Mitglieder verpflichten sich, mindestens ein Prozent des Umsatzes für seriöse Umweltschutzorganisationen zu spenden. Inzwischen sind so schon mehr als 250 Millionen Dollar zusammengekommen.

    Ich finde es motivierend, wenn ich mit jedem verdienten Euro gleichzeitig auch die Umwelt schütze. Vielleicht ist es sogar ein schöner Effekt zur Kundenbindung, wenn man seinen treuesten Kunden am Jahresende sagen kann: Durch unsere Zusammenarbeit wurden 100 neue Bäume gepflanzt.

    Weiterlesen zu Umsatz spenden

    1% for the planet (onepercentfortheplanet.org): Das ist die Website des Netzwerks One Percent for the Planet.

    Climate Change Exceutive Summary (FoundersPledge): Hier werden zwei Organisationen empfohlen, die den Klimawandel wohl besonders effektiv angehen.

    9. Eine Gemeinwohlbilanz erstellen oder als B-Corp zertifizieren lassen

    Der Standard unseres Wirtschaftens ist die Ausrichtung nach finanzieller Rendite. Manager sind dazu verpflichtet, das Eigentum der Aktionäre zu mehren. Soziale und ökologische Faktoren sind, wenn überhaupt, nur Nebenbetrachtungen.

    Wer das für sich ändern möchte, kann eine Gemeinwohlbilanz erstellen. Während eine betriebswirtschaftliche Unternehmensbilanz die ökonomischen Effekte dokumentiert, wird mit einer Gemeinwohlbilanz auch die soziale und ökonomische Wirkung erhoben.

    Dazu wird dokumentiert, wie eine Unternehmung die vier Werte Menschenwürde, Solidarität und Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit und Transparenz und Mitentscheidung in seinem konkreten Wirtschaften umsetzt. Die Gemeinwohlmatrix dient als Grundlage der Bilanzierung und gibt einen ersten Eindruck, wie evaluiert wird.

    Die Bewegung der Gemeinwohlökonomie startete 2010 in Österreich und hat sich seitdem vor allem in Deutschland und Europa ausgebreitet. Ungefähr 500 Unternehmen haben bisher eine Gemeinwohlbilanz erstellt.

    Eine globale Alternative zur Erstellung einer Gemeinwohlbilanz ist die Zertifizierung als B-Corp. Prinzipiell kann jeder kostenlos per Online Tool ein B Impact Assessment durchführen und so herausfinden, wie sich die Aktivitäten der eigenen Unternehmung auf die Gesellschaft auswirken. Wer dabei mehr als 80 Punkte erreicht, kann den nächsten Schritt gehen und den Zertifizierungsprozess gemeinsam mit einem sogenannten B Lab Team angehen. Weltweit sind laut eigenen Angaben aktuell 2.500 Unternehmen B-Corp zertifiziert.

    Auch wenn sowohl die Erstellung einer Gemeinwohlbilanz als auch die Zertifizierung als B-Corp viel Zeit und einiges an Geld kostet, wird so für deine Kunden sichtbar, dass und wie du dich für eine bessere Welt einsetzt. In Zeiten, wo gefühlt jeder „die Welt zu einem besseren Ort“ machen möchte, ist das ein echtes Unterscheidungsmerkmal.

    Weiterlesen zu Gemeinwohlbilanz und B-Corp:

    Zum Wohl der Aktionäre (brandeins): Hier wird die Geschichte eines Gerichtsurteils erählt, indem Aktionäre Henry Ford verklagten, weil dieser lieber seinen Gewinn reinvestieren wollte als ihn an seine Aktionäre auszuschütten.

    Economy for the common good (ecogood.org): Auf der offiziellen Website der Gemeinwohlökonomie ist die Vision dahinter erklärt und auch, wie jeder sich engagieren kann.

    Mehr Gemeinwohl bitte! Zweiter Workshop zu mehr Nachhaltigkeit (raidboxes.io): Der WordPress-Hoster raidboxes erzählt von seinem Workshop für mehr Gemeinwohl. Besonders empfehlenswert sind aus meiner Sicht die Workshop-Unterlagen, die es dort zur eigenen Verwendung zum Download gibt.

    Gemeinwohlökonomie: Ein Thema für Soloselbstständige? (DVÜD): Lyam Bittar ist selbstständiger Übersetzer und hat eine Gemeinwohlbilanz erstellt. In diesem Interview gibt er einen Einblick in den Prozess der Bilanzierung und erzählt, wie viel Aufwand in Zeit und Geld er für die Bilanzierung aufbringen musste.

    B-Lab Europe (bcorporation.eu): Auf der offiziellen Seite von B Lab Europa finden sich die Infos, wie ein Unternehmen den Weg zur B-Corp-Zertifizierung schafften kann.

    10. Bewusst weniger arbeiten

    Die Wortschöpfung „stuffocation“ beschreibt den Zustand der meisten Deutschen eigentlich ganz gut: Wir ersticken (to suffocate) an unserem Zeug (stuff). Wir haben nicht mehr zu wenig, sondern von allem zu viel: Emails, Verpflichtungen, Zeug. Das ist nicht nur für uns ungesund, sondern wegen der Ökobilanz unseres Konsums auch schlecht für die Erde.

    Der wohl wirksamste „Hack“ gegen dieses Zuviel ist die Reduzierung der eigenen Arbeitszeit. Dadurch reduziert sich erstens das Einkommen, wodurch weniger Geld für Unnötiges übrig bleibt. Zweitens bleibt mehr Zeit. Sich den anderen – oft unbezahlten – Arbeiten zu widmen, wie der Kindererziehung oder der Altenpflege. Außerdem bleibt natürlich auch mehr Raum für eigenen Interessen und Hobbies jenseits der einkommensrelevanten Arbeit. Konsum, der als Belohnung und Kompensation für erbrachte Opfer in der Arbeit begriffen wird, sollte sich so auch reduzieren

    Ein Vorteil als Selbstständiger ist, dass du deine Arbeitszeit relativ gut selbst steuern kannst. Wenn du nur noch Aufträge annimmst, die dir wirklich gefallen und zu dir passen, dann stärkst du dadurch gleichzeitig deine eigene Positionierung.

    Weiterlesen zu weniger Konsum und Zeitwohlstand:

    Weniger ist mehr: Was man im Leben wirklich braucht (BR): Diese Dokumentation versucht zu ergründen, wie es eigentlich zu unserer Wohlstandvermüllung gekommen ist.

    Zeitwohlstand: Mehr Zeit für das gute Leben (Konzeptwerk Neue Ökonomie): Hier findest du eine inspirierende Sammlung von Inhalten, um darüber nachzudenken, was für dich ein gutes Leben eigentlich bedeutet.

    Die Vier-in-Einem-Perspektive – Eine Utopie von Frauen, die eine Utopie für alle ist (Frigga Haug – Postwachstumsökonomie): Frigga Haug, emeritierte Professorin für Soziologie, plädiert dafür, die vier Bereiche der Arbeit – Erwerbsarbeit, Familienarbeit, Gemeinwesenarbeit und persönliche Weiterentwicklung – zusammen zu denken.

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    Strategie und Reflektion

  • loading: Radentscheid München | 9. April 2021

    München soll für Radler schöner und sicherer werden – heißt es im Crowdfunding-Video vom Radentscheid München. Dafür wollen die Radfahrer*innen demonstrieren: auf der 1. Münchner-Rad-Ring-Demo am Sonntag in der bayerischen Landeshauptstad. Die Kosten für die rollende Demo sollen unter anderem mit einer Crowdfunding-Kampagne auf Startnext gedeckt werden.

    Eva Heidenfelder hat gemeinsam mit Sofie Langmeier von den Grünen und Andreas Schuster von Green City die Crowdfunding-Kampagne organisiert und beantwortet hier den loading-Fragebogen.
    Was macht ihr?
    Seit Ende März sammeln viele fleißige und passionierte Radlerinnen und Radler Unterschriften für ein Bürgerbegehren, das die Situation für Radelnde in München sicherer und angenehmer machen soll. Dafür braucht es beispielsweise breitere Radwege, die klar gekennzeichnet sind oder mehr Abstellmöglichkeiten. Ein weiteres Begehren fordert einen geschlossenen Radring um die Altstadt, da besonders in der Innenstadt die Situation für Radlerinnen und Radler ausbaufähig ist. Und natürlich spielt auch eine große Rolle, dass Radeln ökologischer und ökonomischer ist. Initiiert wurde das Begehren von Bündnis 90 Grüne München, ödp, Die Linke, Bund Naturschutz, ADFC München und Green City. Die Motivation hinter dem Begehren: Der Slogan „Radlhauptstadt“ soll endlich mit Leben erfüllt und München eine Vorbildstadt in punkto Radverkehr für die ganze Region werden. Denn bislang gab es von Seiten der Stadtoberen aus unserer Sicht nur Lippenbekenntnisse. Mindestens 35.000 Unterschriften braucht jedes der beiden Begehren, damit der Stadtrat sich damit befasst. Bis diesen Sonntag, 30. Juni sammeln wir noch die Unterschriften und es sieht gut aus, dass wir das nötige Quorum erreichen. Wie beim Volksbegehren für Artenvielfalt heißt es jedoch auch hier: Jede Stimme zählt! Um unseren Ideen noch einmal Gewicht zu verleihen, wollen wir am 30. Juni zum Ende der Sammelfrist zu Tausenden mit dem Radl auf den Mittleren Ring – dort, wo sonst nur Autos fahren dürfen. Die 1. Münchner-Rad-Ring-Demo kostet aber natürlich viel Geld, wir rechnen mit etwa 10.000 Euro für Bühne, Banner und Musik.
    Warum macht ihr es (so)?
    Ich bin seit April Mitglied im AK Fundraising, wo zähe Kollegen bereits einige Großspenden für uns sammeln konnten und wir haben auch auf vielen Veranstaltungen rund um den Radentscheid gesammelt, wo viele in ihren Möglichkeiten sehr großzügig waren. Da waren aber vor allem immer wieder die gleichen Unterstützerinnen und Unterstützer und wir haben überlegt, wie wir noch viel mehr Leute erreichen können, die vielleicht auch noch gar nichts vom Radentscheid und der Ring-Demo wissen, obwohl sie uns unterstützen würden. Ich selbst bin viel im Netz unterwegs und spende auch regelmäßig an Crowdfunding-Kampagnen für gemeinnützige Zwecke. Und meiner Erfahrung nach funktioniert das bekannte afrikanische Sprichwort „Viele kleine Leute in vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, können das Gesicht der Welt verändern.“ gerade beim Crowdfunding super. Wir haben uns allerdings gegen betterplace entschieden, weil dort keine Dankeschöns verteilt werden konnten. Und wir wollten unseren Unterstützerinnen und Unterstützern gerne eine kleine Anerkennung zukommen lassen 🙂
    Wie geht es weiter?
    Unser erstes Fundingziel über 5.000 Euro haben wir bereits nach gut einer Woche am 20. Mai geknackt. Wir hatten viele positive Rückmeldungen, die Leute waren richtig heiß darauf, uns zu unterstützen. Da die Laufzeit des Crowdfunding mit nur drei Wochen recht knapp ist (wir konnten aus organisatorischen Gründen nicht früher starten), wollten wir auf Nummer sicher gehen. Denn ist das erste Fundingziel nicht erfolgreich, geht das Geld an die Unterstützerinnen und Unterstützer zurück, das gilt allerdings nicht für das zweite Fundinguziel. Nun wollen wir trotzdem natürlich noch bis 28. Juni noch die restlichen 5.000 Euro einsammeln. Und wenn wir sogar über die 10.000 Euro kommen, kommt der zusätzliche Ertrag allen Veranstaltungen rund um den Radentscheid zugute. Ich bin sehr gespannt, ob wir es schaffen, nach der anfänglichen Euphorie lief es etwas zäh, aber jetzt haben wir wieder an Fahrt aufgenommen. Vor allem das Radentscheid-Radler (siehe Bild) sollte sich jeder über 16 bei diesen Temperaturen noch als kleine Erfrischung sichern 😉 Die Unterschriftenlisten für den Altstadtring wurden übrigens bereits gestern im KVR abgegeben, da bereits gut 100.000 Unterschriften zusammengekommen sind (übrigens auch beim Radentscheid) und der Stadtrad eine Entscheidung über den Ring auf den morgigen Mittwoch, 26.06. vorgezogen hat. Allerdings kann bis zum 30.06. weiter unterschrieben werden, es wird für beide Begehren weitergesammelt. Nach der Ring-Demo werden alle Unterschriftenlisten zur Auszählung an das KVR übergeben, damit die beiden Begehren am 5. Juli Oberbürgermeister Dieter Reiter übergeben werden können und noch in diesem Herbst darüber abgestimmt werden kann, sofern der Stadtrat sie nicht sowieso sofort durchwinkt.
    Was sollten mehr Menschen wissen?
    Viele glauben, dass Radfahren in München schon recht sicher und komfortabel sein. Aber man sollte nicht immer in andere große Städte wie Frankfurt, Berlin,Köln oder Hamburg schauen mit der Aussage, dass es dort noch „schlimmer“ sei. Es geht doch immer noch besser – siehe Amsterdam oder Kopenhagen. Und sowohl beim Unterschriften- als auch Spendensammeln habe ich wiederum immer wieder gehört, dass viele gerne mehr mit dem Fahrrad in München unterwegs wären, sich aber nicht sicher fühlen und auch nie wissen, wohin mit ihrem Radl. Da geht die Wahrnehmung weit auseinander. Dass Autos teuer sind, viel Platz brauchen und umweltschädlich sind, darin sind sich auch immer alle einig, aber viele sagen eben auch, sie sehen momentan keine Alternative. Aber ein Blick auf die Hauptverkehrsadern der Stadt zur Rushhour zeigt doch jedem, dass es eine Alternative gibt. Übrigens hat die Initiative Munich Ways vor kurzem eine Studie vorgestellt, dass auch die Infrastruktur fürs Rad wesentlich kostengünstiger ist, als fürs Auto – Stichwort: Steuern sinnvoll einsetzen – nur zu Fuß gehen ist kostengünstiger.
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    PS: Mehr zum Thema „Rad in der Stadt“ – Daniela Becker erklärt, wie sie Radl-Botschafterin wurde, drüben bei Heiko im Blog gibt es ein spannendes Interview mit einem Radpendler und Alex Rühle hat dieses Essay in der Wochenend-Ausgabe der SZ geschrieben.

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